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AUGENringe: Curling gesehen…

Was fasziniert an Gerhard Delling und den Matrjoschkas? Die tägliche Olympia-Kolumne.

Soll ich ehrlich sein? Im Grunde habe ich hier nichts zu suchen. Augenringe gibt’s schon, aber nicht wegen Olympia. Am Sonntag wurde nach neun Tagen Sotschi zum ersten Mal Olympia im Fernsehen angestellt. Mittags. Ich sah ein Männer-Staffelrennen im Langlauf. Dann Gerhard Delling, der auf einer ewig langen Couch saß. Er versuchte, zwei Sportlerinnen Interessantes zu entlocken, die, armer Delling, so verschlossen waren wie die schachtelbaren, eiförmigen russischen Puppen, die Matrjoschkas, die sich die ARD ins Studio gestellt hat. Danach präsentierte Alexander Bommes gewohnt launig-lustig das Nachrichtentelegramm. Wenn Delling/Bommes bei der Moderationsübergabe so weitermachen, wird das irgendwann so hörenswert wie bei Delling/Netzer. Vielleicht wollen die beiden das aber auch zu sehr. Dann nervt’s halt.

Ansonsten sah ich an diesem Wochenende viel Snowboard, Curling oder Skeleton, alles Sportarten, die es bei meinem letzten, bewusst erlebten Winterolympia noch gar nicht gab. Das war 1976 in Innsbruck. Da war ich verliebt in Rosi Mittermaier, doch das gehört jetzt nicht hierher. Nichts gegen den Ehrgeiz und die Leistung der Athleten, aber eine Mischung aus Anti-Putin-Stimmung und Desinteresse am Wintersport hielten mich bis gestern einfach davon ab, Bilder aus Sotschi zu genießen. Auch wenn die Deutschen wohl viele Medaillen gewinnen: Ich mag es einfach nicht, wenn ich die Gesichter der Sportler nicht sehen kann. Das macht mich zum Paria. 50,9 Millionen Zuschauer haben sich die erste Woche Olympia in Sotschi angeschaut, mehr als vor vier Jahren in Vancouver insgesamt. Ein Sog. Allein 9,21 Millionen Zuschauer sahen den Rodel-Männer-Einsitzer. Das sind so viele wie beim „Tatort“, mehr als bei „Wetten, dass..?“. Da muss doch was dran sein. Nur: Was?

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