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2011 erhielt Monica Lierhaus eine Goldene Kamera

© Tobias Schwarz/dpa

Update

Aus für „Goldene Kamera“: Eine weitere Gala weniger

2020 wird die „Goldene Kamera“ letztmals im Fernsehen vergeben. Die Zukunft eines anderen glamourösen Preises ist hingegen gesichert.

Das Bedauern über das bevorstehende Ende der TV-Gala zur „Goldenen Kamera“, die nach der 55. Verleihung im kommenden Frühjahr zum letzten Mal im ZDF ausgestrahlt wird, hält sich in Grenzen. Dafür hat sie in den vergangenen Jahren offensichtlich zu viel von ihrem früheren Glanz und ihrer Ausstrahlung verloren. Am Donnerstagabend hatte die Funke-Mediengruppe das Aus mit Blick auf das stetig sinkende Interesse an der TV-Show begründet: „Die Sehgewohnheiten der Zuschauer haben sich über die Jahrzehnte geändert“, erklärte Jochen Beckmann, Geschäftsführer der Funke Zeitschriften die Entscheidung.

Letzte Gala mit Gottschalk

Ähnlich verhalten reagierte am Freitag auch der Partnersender. „Das ZDF trägt die Entscheidung der Funke Mediengruppe natürlich partnerschaftlich mit. Die ‚Goldene Kamera‘ hat dem Fernsehpublikum in den vergangenen Jahrzehnten einzigartige Highlights und bewegende TV-Momente beschert. Wir freuen uns jetzt auf eine außergewöhnliche Gala im nächsten Jahr“, sagte ZDF-Showchef Oliver Heidemann dem Tagesspiegel. Die Show am 21. März wird von Thomas Gottschalk moderiert.

Den Film- und Fernsehpreis „Goldene Kamera“ gibt es seit 1966. Seit 1994 hatte das ZDF die Gala zur Preisverleihung übertragen, zuletzt aus Berlin. Der Preis wurde von der TV-Zeitschrift „Hörzu“ ins Leben gerufen, die bis 2014 zum Verlag Axel Springer gehörte. Mit dem Verkauf der Zeitschrift gingen auch die Rechte an dem Preis an die Funke-Gruppe.

Tatsächlich ist die Zuschauerzahl in den vergangenen Jahren dramatisch zurückgegangen. Interessierten sich 2010 noch fünf Millionen Zuschauer für die TV-Gala, so waren es in diesem Jahr nur noch 2,4 Millionen. Dabei hatte es immer wieder höchst emotionale Momente gegeben, so wie 2006 bei der Vergabe des Peises für sein Lebenswerk an Rudi Carrell. Es war sein letzter TV-Auftritt. 2011 trat die Sportmoderatorin Monica Lierhaus nach zwei Jahren Kampf gegen ihre schwere Erkrankung überraschend bei der Preisverleihung wieder vor die TV-Kameras – und machte ihrem damaligen Lebensgefährten sogar einen Heiratsantrag. In diesem Jahr erhielt die schwedische Schülerin Greta Thunberg einen Sonderpreis für ihren Einsatz in der Klimadebatte. Sie nutzte die Bühne für einen Appell an die Prominenten, den Einfluss, den sie auf Milliarden Menschen auf der Welt haben, zu nutzen.

Als Statement wurde 2016 auch die „Goldene Kamera“ für die ZDF-Journalistin Dunja Hayali gewertet. Sie hatte sich zuvor eindrucksvoll gegen die Verrohung der Sprache und gegen den Hass im Umgang miteinander aufgelehnt. Einen erheblichen Image-Schaden erlitt der Preis jedoch ein Jahr später, als die ProSieben-Entertainer Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf für Preisträger Ryan Gosling ein Double in die Live-Show einschleusten.

"Bambi wird es auch in Zukunft geben"

Die Marke „Goldene Kamera“ will die Funke-Gruppe erhalten. Es sei allerdings an der Zeit, neue Optionen für die Marke auszuloten. „Mit dem Youtube Goldene Kamera Digital Award haben wir bereits ein Format, das auf die fortschreitende Digitalisierung in der Mediennutzung ausgerichtet ist“, teilte die Gruppe mit.

Auf die TV-Präsenz verzichten musste zwischenzeitlich auch der Deutsche Fernsehpreis, der von ARD, ZDF und den Privatsendergruppen RTL und ProSiebenSat1 vergeben wird. Nach einer Pause wird er seit 2016 wieder verliehen, anfangs aber ohne TV-Gala. Bevor die „Goldenen Kamera“ 2020 ein letztes Mal im Fernsehen ausgestrahlt wird, verleiht der Burda-Verlag 2019 jedoch erneut den „Bambi“. Die Preisvergabe findet erstmals in Baden-Baden statt, die ARD überträgt die Gala zur 71. Verleihung. Die Zukunft des Burda-Preises ist auch darüber hinaus gesichert: „Bambi ist seit 71 Jahre eine nationale Institution, die symbolisch steht für Erfolg in Deutschland, und deshalb können Sie sich darauf verlassen, dass es Bambi auch in Zukunft geben wird“, sagte Burda-Vorstand Philipp Welte dem Tagesspiegel.

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