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Austeilen und Abwatschen: Bessermacher, Besserwisser, Beckmann

Der ARD-Talker im Abgang Reinhold Beckmann kritisiert die verbleibenden ARD-Talker. Er vermisst die kluge politische Debatte - die allerdings war bei Beckmann auch nicht Stammgast.

Der Talkmaster Reinhold Beckmann wird Ende des Jahres zur Legende. Er hört mit „Beckmann“ auf. Das geschieht so freiwillig nicht, einer aus dem ARD-Talkquintett Jauch, Plasberg, Maischberger, Will und eben Beckmann sollte gehen. Erwischt hat es den Donnerstag-Matador Reinhold Beckmann, auch wegen der schwächsten Quote. Seitdem erzählt der 58-Jährige, wie todfroh er ist über seinen (?) Entschluss zu gehen. Parallel hat er mit dem Austeilen und Abrechnen begonnen. „Ich war auch des Bedienens der Quote überdrüssig. Qualität ist wichtiger als Mainstream“, sagte er der „Bunten“. Er hält die immer gleichen Gäste für vorhersehbar. „Der Gebührenzähler hat ein Recht auf eine kluge politische Debatte, in der nicht jede Woche eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird.“

Tja, dieses Recht hat er in der Tat, der Gebührenzahler, der seit Anfang 2013 Beitragszahler ist. Egal, Beckmann ist seit 1999 ARD-Talker. In diesen Jahren konnte der Zuschauer nicht den Eindruck gewinnen, dass Reinhold Beckmann der Protagonist der klugen politischen Debatte sein wollte – und eben kein Schweinehirte mit angeschlossener Talksendung. Beckmann war Fleisch vom Fleisch, Talker unter Talkern. Erst nachdem sein Abschied feststand, hat Beckmann zu eigener Form gefunden. Er führt kluge, auch politisch kluge Gespräche, wahrscheinlich auch am heutigen Donnerstag, wenn er sich in Schloss Bellevue mit Bundespräsident Joachim Gauck trifft.

Da mag es dem Fernsehmann bitter aufstoßen, dass er jetzt, auf dem Höhepunkt seiner Fragekunst und des Politikerverstehens, den Abgang machen muss. Mit der Rundumschelte der Rest-Talker fällt dem Zuschauer der Abschied weniger schwer. Sollte der Beckmann Reinhold mal drüber nachdenken. Joachim Huber

„Beckmann“, ARD, Donnerstag, um 22 Uhr 45

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