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Offiziell handelt es sich bei der Spionagesoftware nur um eine Konzeptstudie, doch die funktioniert erstaunlich gut.

© dpa

Auswertung der persönlichen Daten von Facebook: Spionagesoftware weiß, wohin der Nutzer gehen wird

Ein US-Rüstungskonzern hat eine Spionagesoftware entwickelt, mit der aus den Daten von Facebook-Nutzern vorhergesagt werden kann, wo sie sich in der Zukunft aufhalten könnten. Offiziell handelt es sich nur um ein Konzept - das aber erstaunlich gut funktioniert.

„Faszination Facebook“ heißt eine Dokumentation, die der Kultursender 3sat am Mittwochabend ausstrahlt. Wie Liebe auf den ersten Blick sei das soziale Netzwerk vor allem für Jugendliche, heißt es darin. Doch der Reiz, den die Plattform mit ihren eine Milliarde Nutzern ausübt, geht weit über das hinaus, was der 3sat-Film beschreibt. Der britische „Guardian“ hat am Wochenende ein Werbevideo der US-Rüstungsfirma Raytheon für ein Spionageprogramm veröffentlicht, das aus den frei zugänglichen Informationen in Social Networks wie Facebook, Twitter und Foursquare Profile erstellt und sogar mögliche Aufenthaltsorte vorhersagt.

Wie der „Guardian“ schreibt, ist die Software zum einen in der Lage, die Bewegungen unter anderem von Facebook-Nutzern aufzuzeichnen. Über die Data-Mining-Technologie sei es Raytheon zudem möglich, das Verhalten dieses Nutzers vorherzusagen. Raytheon zufolge handelt es sich bei der Software mit dem Akronym Riot (Rapid Information Overlay Technology) um eine Konzeptstudie. Bislang sei das Programm nicht verkauft worden. Allerdings sei das Programm im Rahmen eines gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsprojekt im Jahr 2010 mit den US-Behörden und der Industrie geteilt worden.

Ziel der gemeinsamen Anstrengung war demnach der Aufbau eines nationalen Sicherheitssystems, mit dem „Milliarden von Entitäten“ analysiert werden können. Die Technologie demonstriert, wie dasselbe soziale Netzwerk, das bei der Arabellion geholfen hat, zu einem „Google für Spione“ werden kann, schreibt der „Guardian“. An die Daten heranzukommen, ist demnach nicht sonderlich schwierig: Viele Fotos, die von Nutzern hochgeladen werden, wurden mit Smartphones aufgenommen. Dabei werden nicht nur Datum und Uhrzeit festgehalten, sondern genauso GPS-Daten. Im Video ist zu sehen, wie ein Raytheon-Angestellter ausgespäht wird. „Wir wissen, wohin Nick geht und wie er aussieht. Mit Riot wollen wir vorhersagen, wo er sich in Zukunft aufhalten wird“, heißt es im Film.

Künftig könnte es für professionelle Informationsbeschaffer und Hobby-Stalker noch einfacher werden, an diese Daten heranzukommen, und das sogar ohne eine Software wie Riot. Facebook ist gerade dabei, die lange angekündigte eigene Suchmaschine „Graph Search“ zu starten. Datenbasis dafür sind die Daten, die die Facebook-Mitglieder für andere freigegeben haben. Damit sollen die Nutzer erfahren können, wer sich zum Beispiel für eine bestimmte Musikrichtung interessiert oder was von einem Restaurant in einer bestimmten Stadt zu halten ist. Allerdings sind noch ganz andere Fragestellungen denkbar – und solange die Nutzer ihre Privatsphäreeinstellungen nicht angepasst haben, wird es auch genügend Antworten geben.

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