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Auszeichnung: Marco Travaglio erhält "Preis der Pressefreiheit"

Preise zu Ehren der Pressefreiheit gehen normalerweise an Journalisten in un- oder halbdemokratischen Regimen, eher selten an solche aus EU-Gründerstaaten. Ungewöhnlich ist aber auch der Mann, den der Deutsche Journalisten-Verband am Dienstag mit seinem "Preis der Pressefreiheit" geehrt hat.

Der italienische Journalist Marco Travaglio wird von Rechts und Links beinahe gleichermaßen gefürchtet. Den TV-Milliardär und Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi hat er sich durch Recherchen über die dunklen Quellen seines Reichtums zum Feind gemacht, dessen Entourage ärgert er immer wieder mit Hinweisen auf mafiöse Verbindungen. Aber auch Linke machte er sich zu Gegnern, als er Abhörprotokolle einiger ihrer prominenten Köpfe veröffentlichte. Und die linksliberale „Repubblica“ ging ihn kürzlich hart an. Der 44-jährige Turiner, der sich selbst als Liberalen sieht, begann seine Laufbahn in der katholischen Presse, wurde Schützling des – rechts stehenden – großen Alten des italienischen Journalismus Indro Montanelli und hat heute Kolumnen in nationalen Blättern und Onlinemedien. Immer wieder setzt er sich für handwerklich sauberen Journalismus ein. Im Buch „La scomparsa dei fatti“ (Das Verschwinden der Tatsachen) belegte er ausführlich, wie in den Medien Meinung und Interessen immer mehr die Recherche verdrängen – ein Buch, dem man viele Übersetzungen wünschte. ade

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