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Sehr akribisch: Die ambitionierte Anwältin Martha Costello (Maxine Peake) .

© ZDF

BBC_Serie: ZDFneo zeigt die britische Anwaltsserie „Silk – Roben aus Seide“

Eine ehrgeizige junge Anwältin, ein mit allen Wassern gewaschener Kollege und der Run auf die höchsten Gerichte - eine neue Qualitätsserie der BBC.

Gerichtsfilme haben im Kino eine lange Tradition. Einige darunter haben es zu Weltruhm gebracht. Man denke nur an Billy Wilders „Zeugin der Anklage“ oder an Alfred Hitchcocks „Der Fall Paradin“. Im Fernsehen gab es in den 1980ern Manfred Krug in „Liebling Kreuzberg“ zu sehen, immerhin 58 Folgen lang, oder später die Serie „Die Anwälte“, die 2008 nach nur acht Folgen wieder eingestellt wurde. Nun tritt die Londoner Anwältin Martha Costello (Maxine Peake) auf den Plan.

Sie ist eine der Anwälte, die für die renommierte Kanzlei Shoe Lane tätig sind. Sie ist Ende 30, alleinstehend, Privatleben gibt es nicht. Die ehrgeizige Strafverteidigerin möchte unbedingt die Auszeichnung des QC erlangen, des begehrten „Queen’s Counsel“, der zum Tragen einer Robe aus Seide berechtigt sowie dem Träger das Recht einräumt, sich seine Fälle selbst aussuchen und an den höchsten Gerichten vertreten zu können. Privilegien, begehrt unter britischen Anwälten. „Taking silk“ heißt es dort unter rivalisierenden Anwärtern auf die Kronanwaltschaft, und solche Rivalen befinden sich auch in Shoe Lane.

Mit allen Wassern gewaschen

Schärfster Konkurrent von Martha Costello ist der mit allen Wassern gewaschene und keinen Rockzipfel der Kanzlei auslassende Clive Reader (Rupert Penry-Jones). Wenngleich Martha und Clive harte Konkurrenten sind, die in derselben Kanzlei arbeiten und zuweilen vor Gericht gegeneinander argumentieren, hatten auch sie eine Affäre. Niamh Cranitch (Natalie Dormer), die junge Referendarin der Kanzlei, ist Clives nächstes Opfer. Derweil hält Billy Lamb (Neil Stuke), der Bürovorsteher, protegierend seine Hand über seine Juristen, versucht zu schlichten und zu vermitteln und zieht die lukrativen Aufträge an Land.

Die britische Serie „Silk“ wurde mit einer durchschnittlichen Quote von 5,85 Millionen Zuschauern zu einem Publikumserfolg. Die britische Kritik reagierte eher zurückhaltend. „The Guardian“ nannte die Serie „enttäuschend und vorhersehbar“. Auf die sechs Folgen von Staffel eins folgten weitere sechs der zweiten Staffel, beide Staffeln sendet ZDFneo als deutsche Erstausstrahlung zur Primetime. In England lief im Frühjahr 2014 bereits die dritte Staffel, derzeit ist offen, ob es in eine vierte geht. Erfunden hat „Silk“ Peter Moffat, der schon für Serien wie „Criminal Justice“ oder „North Square“ verantwortlich zeichnete. Moffat schrieb, mit vier Kollegen, die Drehbücher und fungierte zugleich als einer der ausführenden Produzenten. Die Episoden basieren auf Erfahrungen, die Moffat selbst im Gerichtssaal gemacht hat, er war jahrelang als Anwalt tätig.

Das Problem von „Silk“ fängt mit der Hauptdarstellerin Maxine Peake („The Village“) an. Blass und farblos wirken ihre Rolle und auch ihr Spiel. Entweder fühlte sich Peake von Anfang an nicht wohl in der Seidenrobe der ehrgeizigen Anwältin Martha Costello, oder aber Buch und Regie ließen ihr den nötigen Spielraum nicht. So spricht „The Guardian“ denn auch von einer „Verschwendung von Peake“ und von einem „seltenen Fehlschlag von Moffat“. Klare, deutliche Worte.

Setting und Dekor von „Silk“ sind überwiegend die Innenräume der Kanzlei, die Wohnung von Martha Costello und vor allem der Gerichtssaal in der City of London. Es gibt in jeder Folge nur wenige Außenaufnahmen, was zumindest den Effekt des juristischen Kammerspiels verstärkt. Auch handwerklich kann sich „Silk“ in allen Departments durchaus sehen lassen. Wäre da nicht diese Blutleere.

„Silk“, ZDFneo, Dienstag, jeweils um 20 Uhr 15 und 21 Uhr 05

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