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Der "Richter Alexander Hold" ist auch im wirklichen Leben Richter. Und zieht jetzt für die Freien Wähler in den bayerischen Landtag ein.

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Bekannt aus Funk und Fernsehen?: Sind Medienpromis die besseren Politiker?

Alexander Hold und Helmut Markwort: Von TV-Richter und „Focus“-Gründer zu Politikern.

Bekannt aus den Medien – reicht dieses Merkmal schon für eine politische Karriere? Wer nach Bayern schaut, könnte auf diesen Gedanken kommen. Der TV-Richter Alexander Hold zieht für die Freien Wähler in den Landtag ein, „Focus“-Gründer Helmut Markwort tut Gleiches für die FDP.

Der 56-jährige Hold ist studierter Jurist. Nach einem Rechtsreferendariat in München arbeitete er als Staatsanwalt in seiner Geburtsstadt Kempten, ehe er 1997 zum Richter auf Lebenszeit ernannt wurde. Fünf Jahre später wurde er TV-Richter, in der Gerichtsshow „Richter Alexander Hold“ sprach er bis 2013 in 2040 Folgen Recht. Hold sprach Urteile nach Drehbuch, in einem Interview mit „Cicero“ sagte er: „Natürlich ist das Unterhaltung. Das ist doch ganz klar. Ich hab nie behauptet, dass das ein Telekolleg ist.“ Die Geschichten hätten aber mehr Tiefgang gehabt, als man auf den ersten Blick vermutet hätte. Alexander Hold hält sich zugute, dass er zu einem guten Ansehen der Justiz beigetragen habe.

Und er kapitalisierte „Richter Alexander Hold“; er arbeitete als Moderator, als Experte, als Autor – und als Politiker. 2008 wurde er für die Freien Wähler in den Stadtrat von Kempten gewählt, wurde Fraktionsvorsitzender, fünf Jahre ging er in den Bezirkstag Schwaben. Von den Freien Wählern und Brandenburger Vereinigte Bürgerbewegungen/Freie Wähler wurde Hold – geschieden, zweifacher Vater, neue Heirat – für das Amt des Bundespräsidenten nominiert. In der Bundesversammlung im Februar 2017 bekam er 25 Stimmen.

Als Abgeordneter der Freien Wähler wird er fortan einen Platz im Bayerischen Landtag haben. Hold hatte am Sonntag mit 21,4 Prozent der Erststimmen den zweiten Platz in seinem Stimmkreis Kempten/Oberallgäu erzielt. Die Freien Wähler gelten als wahrscheinlicher Regierungspartner der CSU und Alexander Hold als potenzieller Justizminister. Er hält sich bedeckt, zeigt aber gehörig Selbstbewusstsein: „In meinem Leben war es bisher immer so, dass ich am Ende nie derjenige war, der nur die Trikots gewaschen hat. Man hat mir immer Verantwortung übertragen“, sagte er „Cicero“.

Seit 1968 ist "Focus"-Gründer Helmut Markwort FDP-Mitglied. Jetzt wird er als gewählter Abgeordneter Alterspräsident des Landtags in München.
Seit 1968 ist "Focus"-Gründer Helmut Markwort FDP-Mitglied. Jetzt wird er als gewählter Abgeordneter Alterspräsident des Landtags in München.

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Das aktuelle Motto von Helmut Markwort könnte heißen: „Fakten, Fakten, Fakten – und immer an den Wähler denken“. Der Gründer und langjährige Chefredakteur des Magazins „Focus“ zieht für die FDP in den Bayerischen Landtag ein. Markwort holte im Wahlkreis MünchenLand-Süd an die 10 000 Erststimmen, so viel wie kein anderer Kandidat bei der Bayernwahl. Der Journalist berichtete, er sei nur eingesprungen, weil ein bereits nominierter Kandidat der FDP zur CSU gewechselt sei. In dem Heer der Kandidaten aller Parteien war er jedenfalls: ein Gesicht, mit dem der Wähler etwas verbinden konnte. Medienpromi sei er erst in zweiter Linie, „in erster Linie bin ich seit 50 Jahren FDP-Mitglied. 1968, in dem Jahr, in dem Joschka Fischer Steine auf die Polizei geworfen hat, bin ich in die FDP eingetreten.“

Helmut Markwort ist eine Medienpersönlichkeit, mit „Focus“ und TV-Werbung für das Magazin, mit Talkauftritten und insbesondere in Bayern mit seiner Moderation des „Sonntags-Stammtischs“ im BR-Fernsehen; die musste er wegen seiner Kandidatur für ein Landtagsmandat aufgeben, aber schon bis dahin war es dem Wahlvolk unmöglich gewesen, dem eisernen Fan des FC Bayern München in der Medienöffentlichkeit nicht zu begegnen.

Der Journalist und Medienunternehmer, er ist beteiligt an Radiostationen und dem UKW-Antennen-Dienstleister Uplink Network, wird mit seinen 81 Jahren gleich Alterspräsident im Bayerischen Landtag. In dieser Position wird Markwort die konstituierende Sitzung des Parlaments mit einer Grundsatzrede eröffnen. Er sammle bereits Material, hat er verlauten lassen.

Alterspräsident scheint auch die angemessene Aufgabe zu sein, Markwort hat seit seiner publizistischen Karriere nicht unbedingt über Fachthemen geschrieben und gesprochen, mehr ist er ein liberal-konservativer Generalist. Anders gesagt: Sein Programm hieß und heißt Freie Demokratische Partei, natürlich mit gelbem (Genscher-)Schal. Joachim Huber

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