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Biedermeier-Fernsehen: Frauen sind doof, Männer auch

Wenn woanders Fußball läuft, schmeißt das ZDF schon mal seine Magazine aus dem Programm und zeigt dafür Schnulzen. Doch was sagt das eigentlich über den Sender aus?

Wenn ZDF-Hierarchen im Amt sterben möchten, dann für die Information im Zweiten Programm. Nichts sei ihnen heiliger, wird von Intendant Thomas Bellut abwärts geschworen, als Nachrichten, Magazin, Dokumentation und Reportage. Kommt es zum Schwur, sprich zur realen Programmplanung, sind die tausend Eide schneller vergessen als ein Mainzelmann frech gucken kann.

Als Sat 1 am Dienstag, 17. April, das Champions-League-Spiel Bayern München gegen Real Madrid übertrug, wurde in Mainz hart gekontert. Die Reportage und das Politmagazin „Frontal 21“ flogen aus dem Programm, dafür kam der Rosamunde-Pilcher-Film „Sieg der Liebe“ zur erneuten Ausstrahlung. Gemäß der schlichten Erkenntnis: Männer schauen Fußball, Frauen schauen Schnulzen. Das Muster wiederholt sich am 15. Mai. Die ARD überträgt das Relegations-Rückspiel der Bundesliga. Wieder ein Dienstag, wieder muss das Magazin „Frontal 21“ weichen und dazu die Reportage „Deutschland – Deine Familien“.

Dafür wird die Komödie „Lüg weiter, Liebling“ aus dem Archiv geholt. Hinter den sieben Bergen, auf dem Mainzer Lerchenberg wird ein Geschlechterbild gepflegt, das noch aus der Zeit vor dem Sendestart 1963 stammt. Die Angst, dass Männer nicht Fußball, sondern „Frontal 21“ schauen wollen, wird nur noch gesteigert von der Panik, dass Frauen mit einem Politmagazin in Berührung kommen könnten. ZDF: Zentrum Der Froschperspektive.

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