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Medien: "Big Brother": Die Reality-Soap geht in die zweite Staffel

Heute startet die zweite Staffel von "Big Brother" - aber Kulturkritiker und Moralwächter haben ihr Lamento aufgegeben. Niemand regt sich auf.

Heute startet die zweite Staffel von "Big Brother" - aber Kulturkritiker und Moralwächter haben ihr Lamento aufgegeben. Niemand regt sich auf. Die Medien halten still. Grabesruhe? Oder gespanntes Warten vor dem neuen Hype? "Big Brother" scheint nicht mehr zu polarisieren. Interessiert es überhaupt noch?

Die Container-Show ist offenbar in Rekordtempo vom Feindbild des Kulturpessimismus zu einem normalen Fernseh-Format geworden. Sogar die deutschen Feuilletons haben nach anfänglichem Geschrei "Big Brother" in ihre heiligen Hallen aufgenommen. Am Ende dieses Prozesses steht Roger Willemsen, der die Sendung in der aktuellen Ausgabe der "Zeit" zur "ersten kulturellen Metapher des neuen Jahrtausends" erhebt. Für die Sendung hat das nicht nur Vorteile.

Die Debatte über ein Verbot von "Big Brother" war für RTL 2 die beste Werbekampagne. Für die Produktionsfirma Endemol war der Boden bereitet, um Anti-Helden wie Zlatko zu erschaffen. Die Kandidaten der zweiten Staffel sind bereits bekannt - aber wer interessiert sich wirklich für Rocker Harry oder Stripperin Marion? Gut, "Bild" interessiert sich. Das Blatt, dass auf gute Beziehungen zu den Sendemachern achtet, spekuliert seit einigen Tagen über den neuen Gewinner. Bei "Bild" kommt in der Hierarchie der Themen das "Big-Brother"-Fieber gleich hinter der Benzin-Wut. Richtig ergriffen ist Deutschland bislang trotzdem nicht. Für die Eröffnungsshow in Köln werden im Internet noch Karten angeboten.

Die Spielregeln wurden verschärft - auf die Insassen warten streng budgetierte Speisen und noch begrenztere Warmdusch-Zeiten. Auch die Vermarktungs- und Verwertungsmaschine wurde ausgebaut, sowohl im Fernsehen (Begleitsendungen bei RTL über die Familien der Kandidaten) als auch im Internet (mehr Technik, ein eigener digitaler Kanal und ein speziell eingerichteter Club). Vielleicht werden trotzdem nicht einmal die Kandidaten für genügend Zündstoff sorgen, die aus 70 000 Bewerbern unter dem Kriterium möglichst großer Gegensätzlichkeit ausgesucht wurden - zum Beispiel ein militanter Nichtraucher und ein Kettenqualmer. Eine grundsätzliche Bereitschaft, sich sexuell zu engagieren, wurde ebenfalls gefordert: Aufnahmebedingung war unter anderem ein negativer Aids-Test.

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