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Medien: Bundesliga-Deal wackelt

Kartellamt stört sich an TV-Zentralvermarktung

Der neue Fernsehvertrag zwischen der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und der Kirch-Tochter Sirius Sport Media gerät in Gefahr. Das Bundeskartellamt hat grundlegende Bedenken gegen die Zentralvermarktung angemeldet, auf der der Sechsjahreskontrakt mit einem garantierten Erlösvolumen von drei Milliarden Euro beruht. Wegen der Intervention der Bonner Behörde, die nach Angaben des „Kicker“ alle 36 Profiklubs angeschrieben hat, kann die DFL den vorgesehenen Zeitplan bei der Vergabe der Bundesliga-Rechte von Saison 2009/2010 nicht einhalten. Die DFL hat für Donnerstag eine Stellungnahme angekündigt.

In dem Schreiben des Kartellamtes werden die Vereine aufgefordert, bis zum 19. März einen Katalog mit zwölf Fragen zu beantworten. Dabei sollen die Klubs unter anderem die Umsatzerlöse mit selbst vermarkteten Rechten angeben. Die Aktion ist Teil des Prüfungsverfahrens, mit dem das Kartellamt die seit vielen Jahren praktizierte Zentralvermarktung der Bundesliga-Rechte untersucht. Diese Praxis, von der Europäischen Union bis Ende Juni 2009 genehmigt, ist der Behörde aber ein Dorn im Auge. „Die Zentralvermarktung von Medienrechten hat dieselbe Wirkung wie ein Preiskartell“, sagte Ralph Langhoff, der Vorsitzende der 6. Beschlussabteilung des Bundeskartellamtes, dem Fachmagazin. Eine Fortführung der Zentralvermarktung sei deshalb nur möglich, wenn kleinere Klubs stärker an den TV-Honoraren beteiligt werden.

Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München, hatte zuletzt mehr Geld für die Spitzenklubs gefordert, damit diese international in der Champions League wettbewerbsfähig bleiben können. Sein Verein erhält derzeit rund 25 Millionen Euro Fernsehhonorar aus dem Bundesliga-Topf. Bei einer Einzelvermarktung könnte der Klub geschätzte 100 Millionen Euro kassieren. Dennoch hatte Rummenigge bei einem Besuch des Kartellamts vor zwei Wochen die Zentralvermarktung als „wichtiges Gut“ bezeichnet. Er forderte einen „Spagat“ zwischen Einzel- und Zentralvermarktung. Würde jeder Verein seine TV-Rechte einzeln vermarkten, müssten vor allem die Zweitligisten erhebliche Einbußen befürchten.

Ursprünglich wollte die DFL die sogenannte Ankündigung der Ausschreibung bereits Anfang März an Sender, Kabelnetzbetreiber und andere interessierte Unternehmen verschicken. Diesen Termin hat die DFL bereits verstreichen lassen. Vier Wochen nach der Ankündigung kann das eigentliche Vergabeverfahren eröffnet werden. Dann sollen die verschiedenen Spieltags- und Übertragsmodelle vorgestellt werden.

DFL und Sirius bekommen noch an einer zweiten Stelle Druck vom Kartellamt. Die Vertragspartner wollen ab 2009 allen Pay-TV-Anbietern ein fertiges Bundesliga-Produkt für die Liveübertragungen zur Verfügung zu stellen. Dieses Verfahren lehnt der bisherige Pay-TV-Partner Premiere konsequent ab, das Kartellamt prüft das Projekt. In Branchenkreisen heißt es schon, DFL/Sirius würden auf die Produktion fertiger Bundesliga verzichten, weil es an Nachfrage aus dem Bereich der Telekommunikations- und Internetunternehmen an der Liga fehlen werde. Deswegen sei das Rechenexempel, das der „Focus“ in seiner aktuellen Ausgabe anstellt – 600 Millionen Rechteeinahmen pro Saison –, auch „abwegig“. Selbst die erwarteten 500 Millionen seien schwierig zu erzielen, sagte ein Insider dem Tagesspiegel. Joachim Huber/dpa

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