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Liga live. Dazn überträgt derzeit das Spiel am Freitagabend und Montagspartien. Nach dem Erwerb von Champions-League-Rechten hat der Streamingdienst Oberwasser.

© Tsp

Bundesliga-Fußball im Fernsehen: Wie viele Abos brauch’ ich?

Poker mit Sky, Dazn, Telekom & Co: Die Fußball-Bundesliga ist begehrt wie nie. Nun startet die neue Medienausschreibung.

Klaus Hofmann ist ein romantischer Mensch. Der Präsident des FC Augsburg hat sich gegen eine Vergabe der TV-Rechte der Fußball-Bundesliga an Streamingdienste wie Dazn und Amazon Prime ausgesprochen. „Am liebsten wäre es mir, wenn man alle Spiele im Fernsehen sehen könnte, ohne dass man Streamingdienste braucht“, sagte Hofmann im Interview der „Augsburger Allgemeinen“.

Für die Zuschauer in Deutschland dürfe die Bundesliga nicht teurer werden. Daher sei es schön, „wenn wir den Übertragungsweg auf eine technische Plattform reduzieren, auch wenn es verschiedene Anbieter sind“. Gut gemeint, aber wohl weit an der Realität vorbei. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat die Ausschreibung der Medienrechte für die Bundesliga angekündigt.

Zu vergeben sind die Medienrechte an den Spielen der Bundesliga, der 2. Bundesliga, des Supercups sowie der Relegation für vier Spielzeiten von 2021/22 bis 2024/25. Es ist davon auszugehen, dass der Fußballfan weiter mindestens zwei Abos benötigen wird, wenn er alle Spiele live sehen will. Tendenz: Es werden mehr Abos benötigt.

Der derzeit laufende Vertrag für vier Spielzeiten bringt den Vereinen 4,64 Milliarden Euro ein. Der Pay-TV-Sender Sky ist seit Jahren wichtigster Partner und Finanzier der Liga. Auch Dazn zeigt bereits Bundesliga-Spiele und hat, wie aus Bieterkreisen zu hören ist, Ambitionen auf mehr. Zuletzt hatte der erst seit 2016 aktive Streamingdienst Dazn bei der Champions League Sky überboten, auch Amazon sicherte sich ein Paket. Sollte es in der Bundesliga zu ähnlichen Umwälzungen kommen, wird es eng für den Pay-TV-Sender, der – bei aller Liebe zu Serien wie „Babylon Berlin“ – vor allem von seinen exklusiven Sportrechten lebt.

Man hört von zwölf interessierten Marktteilnehmern

In den Startlöchern stehen Dazn, Amazon, Netflix, vielleicht auch Google, Apple und die Telekom, die sich die Rechte für die EM in Deutschland 2024 gesichert haben. Weil es so viele mögliche Bewerber wie noch nie gibt – man hört von zwölf interessierten Marktteilnehmern –, rechnet Bayern-Boss Rummenigge mit einem „Schritt nach oben“. Für die Fans könnte es unübersichtlich werden. Insider glauben, dass mehr als zwei Pay-Erwerber zum Zuge kommen.

In England benötigt man derzeit gleich drei Abos, um die Premier League verfolgen zu können: Sky, BT und Amazon. Offenbar plant die Premier League einen eigenen Streamingdienst, der mit Netflix vergleichbar wäre. Von so einem Modell ist die DFL aber noch entfernt.

Seifert sagte, er würde gern ein Abo-Chaos vermeiden. „Wenn man drei Abos benötigt, um die Liga komplett zu konsumieren, würde das die Schwelle des Erträglichen aus unserer Sicht stark strapazieren. Aber das entscheiden wir nicht allein.“

Das Kartellamt besteht darauf, dass nicht ein Anbieter alle Pakete alleine erwerben könne. Denkbar ist beispielsweise, dass sich Amazon oder die Telekom das Top-Spiel am Samstagabend holen, Sky die Samstags-Konferenz sowie die Spiele am Freitag und Sonntag live überträgt.

Auch im Free TV wird am Eingemachten gerührt. Wie man hört, ist die DFL mit dem Produkt ARD-„Sportschau“ und ihren fünf Millionen Zuschauern am frühen Samstagabend recht zufrieden. Das Format verliert aber Marktanteile bei den 14- bis 49-Jährigen. Eine neue Generation schaut anders Fußball. Es ist nicht in Stein gemeißelt, dass die Erstberichterstattung der Highlights ab 2021 bei der ARD bleibt. Im Gegensatz zur Mopsfledermaus, so Seifert, stehe die „Sportschau“ nicht unter Naturschutz.

Auch RTL ist in der Lage, eine Highlight-Sendung auf die Beine zu stellen. Am Dienstag will die DFL in Frankfurt bekannt geben, was wie verkauft werden soll. Auf dem Tisch liegen laut Kay Dammholz, ehemaliger DFL- und Dazn-Manager, sieben Live- und sieben Highlight-Pakete. Ein unübersichtlicher Poker. Wahrscheinlich werden sich Anbieter öffnen müssen für Kooperationen untereinander.

Fest steht, dass eine „Sportschau“ am Samstag, welcher Art auch immer, nicht vor 18 Uhr 30 läuft, was die Exklusivität der Live-Pakete vom Nachmittag hält. Im Mai dürfte dann klar sein, wie teuer das Vergnügen Bundesliga live für Fans wird: 40, vielleicht 50 Euro Abo-Kosten könnten das im Monat sein. Klaus Hofmann wird es nicht freuen.

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