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Medien: Bundesprüfstelle sperrt erstmals Magersucht-Blog

Bundesprüfstelle sperrt erstmals Magersucht-Blog

„Erlaube mir, mich vorzustellen. Mein Name, oder wie ich von sogenannten ,Ärzten‘ genannt werde, ist Anorexie, aber du kannst mich Ana nennen.“ So oder ähnlich beginnt der „Brief von Ana“, den man auf vielen Internetseiten finden kann und der vor allem einen Zweck hat: Die besonders bei jungen Frauen verbreitete Magersucht (Anorexia nervosa) als Ideal darzustellen. Doch Anorexie ist eine schwere psychische Krankheit und deren Verherrlichung auf den „Pro-Ana“-Seiten mindestens genauso gefährlich wie Gewalt in Killerspielen, hat die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) in Bonn entschieden und erstmals ein „Pro-Ana“- Blog auf den Index gesetzt. Blogspot-Betreiber Google hat das „Ana-Hanna“-Internettagebuch der minderjährigen Bloggerin inwischen vom Netz genommen.

Die bereits Anfang Dezember getroffene Entscheidung beruhte auf einem Antrag der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien. „Durch das Internetangebot werden Kinder und Jugendliche zu einem Verhalten aufgefordert, mit dem sie sich selbst schwerste und lebensbedrohliche gesundheitliche Schäden zufügen“, urteilte das 12er-Gremium der Bundesprüfstelle. Jedes fünfte Mädchen oder junge Frau im Alter von 11 bis 17 Jahren leidet unter dieser häufig tödlichen Krankheit, hatte das Robert-Koch-Institut 2006 ermittelt. Davon wollen die Besucherinnen der „Pro-Ana“-Seiten nichts wissen. Für sie ist die Essstörung eine wohlmeinende Freundin.

Die Bundesprüfstelle bewertet die Medienangebote zumeist nach Kriterien wie Gewalthandlungen mit Mord- und Metzelszenen oder der Verherrlichung der Selbstjustiz. Doch dabei handele es sich nur um einen Beispielkatalog, so die Einrichtung. Die Bundesprüfstelle könne „ihre Spruchpraxis im Hinblick auf die Jugendgefährdung durch Medien ergänzen und neue jugendschutzrelevante Problemfelder einbeziehen“. Kurt Sagatz

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