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Bushido

© dpa

Bushidos Online-Geniestreich: Dr. h.c. Rüpelrapper

Das neue Album „Sonny Black“ von Bushido wird nächste Woche die Charts erobern. Dafür hat der Rapper monatelang gearbeitet - mit geschickter PR im Netz.

Kommenden Dienstag wird Media Control die neuen deutschen Albumcharts verkünden. Auf Platz eins wird dann ganz sicher das gerade veröffentlichte „Sonny Black“ von Bushido stehen. Schuld ist das Internet. Oder genauer gesagt: die Tatsache, dass Bushido es wie kein deutscher Unterhaltungskünstler vor ihm verstanden hat, das Internet für seine Zwecke zu nutzen. Dafür verdient er eigentlich eine Ehrendoktorwürde.

Natürlich gibt es weiterhin 1000 gute Gründe, den Musiker Bushido abstoßend zu finden. Die meisten davon standen bereits im Tagesspiegel. Trotzdem gebührt ihm – wenigstens in diesem Punkt – Respekt: Auf zig digitalen Kanälen hat er seit Monaten virtuos für sein bevorstehendes Album getrommelt. Er hat Twitter-Nachrichten verschickt, Botschaften auf Youtube hochgeladen, Musikvideos veröffentlicht, auf Instagram gepostet. Vordergründig lieferte Bushido Gewohntes ab: Er pöbelte, beleidigte, bedrohte diesen und jenen. Man kennt das. Stets wies er dabei aber auch auf das Veröffentlichungsdatum von „Sonny Black“ hin.

Und streute zwischen seine Entgleisungen Produktinformationen, die man sonst nur aus Dauerwerbesendungen kennt: dass die Vinyl-Box 32 mal 32 Zentimeter bemessen werde, dass die Premium-Edition einen Comic plus T-Shirt enthalte („aber nur in Größe L“), dass Amazon soeben die Preise gesenkt habe und deshalb alle Fans bitte dringend sein Album vorbestellen sollten. Auch aus dem Urlaub und vom Krankenbett, sogar aus dem Gerichtssaal hat er getwittert.

Der Maschinenraum seiner PR-Maschine war das Fanforum auf Bushidos Homepage. Betrieben wird es von einem Administrator namens Congo. Skeptiker vermuten, es handele sich entweder um einen kleinen Jungen oder Bushido selbst (beides ist Quatsch). Congo jedenfalls hält flammende Plädoyers, in denen er der allgemeinen Großartigkeit Bushidos huldigt und gegen dessen Erzfeinde zetert. Und er bittet Leser, auf Twitter gezielt bestimmte Hashtags zu verwenden, um als Bewegung möglichst sichtbar zu sein. Bushido wiederum macht auf die Tiraden aufmerksam, indem er etwa twittert: „Congo rastet aus!!!“

Mit jeder Schmähung von Klaus Wowereit, Markus Lanz oder Alice Schwarzer, mit jeder Drohung gegen andere Rapper hat Bushido Empörung generiert. Er inszenierte sich als Taliban, ließ Hells Angels im Video auftreten, deutete die Hinrichtung seines Erzfeindes Kay One an, legte sich mit seinem einstigen Freund, dann Feind, dann wieder Feind und jetzt irgendwas dazwischen Fler an. Eine besserere Böse-Buben-Dramaturgie findet man sonst nur im US-amerikanischen Profi-Wrestling.

Wenn zwischendurch mal ein anderer Rüpel versuchte, ein bisschen Aufmerksamkeit zu provozieren, zum Beispiel neulich Matthias Matussek mit seinem grässlichen Homophobie-Text, hat Bushido gekontert und etwa Oliver Pocher zu dessen Geburtstag per Twitter Prügel angedroht.

Wer diesen Rapper bloß für unverschämt hält, hat ihn nicht verstanden. Seine Zündeleien und Kriegserklärungen sind wohldosiert und folgen einer Choreografie. Auch wenn es schmerzt, das auszusprechen: Was Bushido da macht, ist große Kunst.

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