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© ARTE France

CASTRO-PARODIE: Revolution? Ein Witz!

Karl Zéro parodiert den „Máximo Líder“ bei Arte.

Für alle, die Fidel Casto für den „Máximo Líder“ halten, ist das eine bodenlose Frechheit. Karl Zéro macht den kubanischen Revolutionsführer 90 Minuten lang runter. Zéro, diese französische Null, hat unsagbar viel Archivmaterial an realen Bildern zu „Fidel Castro hautnah“ kompiliert. Die Originalaufnahmen sind mit einem (erfundenen) Kommentar von Castro unterlegt. Fidel Castro kommt heraus als Aufschneider, als der beste Revolutionsführer-Darsteller aller Zeiten, umgeben von lauter Irregeleiteten, gefeiert von Idioten, die Castro und seine permanente Revolutions-Liveshow für echt und wahrhaftig nehmen, gefürchtet von den „imperialistischen Bunnies“ in den USA. Die Kuba als ein schwimmendes Bordell, eine Sperma- und Geldmelkanlage für hirnlose Touristen vor dem Marxismus-Leninismus retten wollten. Aber Castro war stärker als die Yankees.

Die Schlussformel bei jeder seiner stundenlangen Rede „Patria o muerte. Venceremos“ erscheint vor dieser Folie als der schicke Werbeslogan eines berechnenden Politstrategen. Castro, ein Revolutions-Flüsterer von Shakespeare’schem Ausmaß? Hauptdarsteller, Regisseur und Autor im Dolby-Surround-Maßstab? Das alles erzählt der Comandante in einem Plauderton, als säße der Zuschauer mit ihm unter Palmen, einen Mojito in der einen, eine Cohiba in der anderen Hand. „Being Fidel Castro“ muss einen Heidenspaß machen.

Nicht nur der Dauerrevoluzzer wird über die gesamte Spieldauer (von Castro) parodiert, auch Freunde und Weggefährten werden rangenommen. Zum Beispiel der venezolanische Staatschef Hugo Chávez, der bei einer Umarmung mit seinem kubanischen Vorbild gezeigt wird. „Du hast eine kräftigere Stimme als vor 48 Jahren in Caracas“, säuselt Chávez dem alten, kranken Fidel zu. Die reale Antwort Castros lautete: „Das habe ich erst lernen müssen.“ Der Satiriker Zéro überspricht die Szene mit den Worten: „Dieser fiese Kriecher (...)“.

Auch Fidels Bruder Raúl muss leiden. Wegen seiner Ähnlichkeit mit einem Asiaten nennt Satire-Castro ihn nur die „Frühlingsrolle“ (mit dem „Charisma einer Miesmuschel“). Mit bissigem Humor, schildert Castro, wie er sich als „Bastard“ eines galizischen Einwanderers in der strengen Jesuitenschule – von seinen Klassenkameraden wegen seines überschäumenden Temperaments „El Loco“ („der Verrückte“) genannt – zum „Máximo Líder“ wandelte. Mit gewinnender Logik wagt Castro den historisch einzigartigen Vergleich: Wenn Menschen seit 2000 Jahren einem „bärtigen Juden“, sprich Jesus, folgen, warum soll dann nicht eine Handvoll Bauern einem „bärtigen Kubaner“, sprich Casto, folgen? Patria o muerte. Venceremos.

Karl Zéro hat bereits einige Celebrities der Zeitgeschichte „überarbeitet“: Nach dem Erfolg seiner Satire über Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac, 2007 mit dem französischen Filmpreis César ausgezeichnet, zeigte Arte die parodistische Dokumentation „Being W“ über US-Präsident George W. Bush. Im 2008 entstandenen Film „Starko“ bekam der französische Staatschef Nicolas Sarkozy ordentlich eins übergezogen. Joachim Huber

„Fidel Castro Hautnah“, 20 Uhr 15, Arte

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