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Medien: Christiane Amanpour im Interview: Ein ehrenwerter Beruf

Christiane Amanpour, 43, ist die prominenteste und bestbezahlte Reporterin der Welt. Es gibt kaum ein Krisengebiet, über das sie für CNN nicht berichtet hat: Golfkrieg, immer wieder Irak, Iran, Sowjetunion, Somalia und Naher Osten.

Christiane Amanpour, 43, ist die prominenteste und bestbezahlte Reporterin der Welt. Es gibt kaum ein Krisengebiet, über das sie für CNN nicht berichtet hat: Golfkrieg, immer wieder Irak, Iran, Sowjetunion, Somalia und Naher Osten. Während des Bosnien-Kriegs berichtete sie vier Jahre lang aus dem belagerten Sarajevo. Mittlerweile ein Star führte die Chefkorrespondentin von CNN das letzte Interview mit König Hussein von Jordanien vor seinem Tod. Zu ihren Gesprächspartnern gehörte auch Hillary Clinton. Die Tochter einer britischen Mutter und eines iranischen Vaters arbeitet seit 1983 beim US-Nachrichtensender. Heute lebt Christiane Amanpour mit ihrer Familie in London.

Frau Amanpour, derzeit gibt es viele Konfliktherde. Wo sollte die Welt genauer hinschauen?

Unglücklicherweise müssen wir wie alle Nachrichten-Organisationen eine Auswahl treffen. Als Journalistin wünsche ich mir, wir könnten über alle Konflikte berichten. Aber wir können nicht.

Welche Kriegsbilder sollte ein Nachrichtensender ausstrahlen - und welche nicht?

Meiner Meinung ist das eine Frage des Geschmacks und des Urteilsvermögens. Ich glaube, es gibt keine Rechtfertigung für schreckliche Bilder, nur um zu schockieren. Außerdem denke ich, wir sollten keine wichtigen Bilder weglassen, die vital sind, um die Geschichte zu erzählen, nur weil sie jemandes Sensibilität verletzen könnten. Meiner Ansicht nach muss man genau ausbalancieren, was zu verletzend, ja schockierend, andererseits notwendig ist, eine bestimmte Geschichte zu erzählen.

Einer Ihrer Spitznamen ist "War Junkie". Wenn Sie nicht länger aus den Konfliktzonen berichten könnten, würden Sie dann etwas vermissen?

Ich denke, es ist an der Zeit, die Bezeichung "War Junkie" fallenzulassen. Nachdem ich sie so lange gehört habe, denke ich, dass sie nur noch ein Klischee ist. Außerdem zeigt es mir, dass die Leute nicht wirklich verstehen, was ich mache. Ich betrachte meine Arbeit, als würde ich einen Lichtspot in riesige dunkle Ecken dieser Welt richten, die sonst nie einen Funken Aufmerksamkeit bekommen würden. Ich denke auch, wir geben den Bedrängten und Vertriebenen eine Stimme. Ich berichte nicht allein über den Krieg, sondern ebensoviel über die Auswirkungen eines Krieges auf die Menschen.

Sie sind eine der aktivsten Korrespondentinnen in der Fernsehwelt. Seit kurzem sind Sie auch Ehefrau und Mutter. Wie bringen Sie diese verschiedenen Rollen unter einen Hut?

Es wird sicherlich immer schwieriger, diese verschiedenen Aufgaben zu koordinieren. Andererseits bin ich meiner Arbeit verpflichtet, und so suche ich ständig die Balance zwischen diesen beiden fordernden Rollen: Beruf und Familie. All diese konkurrierenden Ansprüche machen das Leben zu einer größeren Herausforderung, bringen mehr Spaß. Mutter zu sein, gibt mir eine neue Sicht auf die Welt und das Leben.

Sie sind bekannt für Ihre couragierten Reportagen aus den Konfliktgebieten dieser Welt. Steuern Sie andere Ziele an, seitdem Sie einen Ehemann und ein Kind haben?

Nein, ich fahre immer noch in die Konfliktgebiete und berichte darüber. Zum Beispiel bin ich gerade aus dem südlichen Sudan zurückgekehrt, wo ich die verheerenden Auswirkungen von Tropenkrankheiten in diesem Kriegsgebiet untersucht habe und der Frage nachgegangen bin, ob große internationale Pharmaunternehmen die Armen in ausreichendem Maße mit bezahlbaren Medikamenten versorgen. Außerdem komme ich gerade aus Israel zurück, wo ich über die Wahlen und die andauernde Intifada berichtet habe.

Würden Sie Ihrem Sohn Darius empfehlen, Kriegsberichterstatter zu werden?

Sicher, wenn er es will. Es ist ein ehrenwerter Beruf. Wir decken die Verletzung von Menschenrechten auf, stellen Machtmissbrauch in Frage, und wir versuchen Korruption, wo immer sie ist, mit der Wurzel auszureißen.

Wenn alle Fernsehwelt Christiane Amanpour kennengelernt und gesehen hat, was weiß dann die Welt?

Wenn die Menschen meine Beiträge sehen, können Sie hoffentlich sicher sein, einen ehrlichen Blick in eine Ecke der Welt geworfen zu haben. Vielleicht erfahren sie etwas, was sie nicht gewusst haben, vielleicht sind sie ermutigt durch einen Akt von Heroismus oder außer sich wegen einer Gewalttat oder einer Ungerechtigkeit.

Wer ist ein typischer CNN-Zuschauer?

Einer, der an globalen Ereignissen interessiert ist, interessiert an allen Arten von Nachrichten, einer, der aus einer seriösen Quelle erfahren möchte, was auf dieser Welt wirklich passiert. CNN hat eine einzigartige Nische besetzt, indem der Sender über die ganze Welt berichtet und in die ganze Welt ausgestrahlt wird.

Ihr Ehemann, James Rubin, arbeitete für die Clinton-Regierung als Sprecher des Außenministeriums. Kritiker sahen eine enge Verbindung zwischen Rubin und Amanpour und sprachen von CNN als "Clinton-News-Network". Jetzt heißt der US-Präsident George W. Bush. Welche Konsequenzen erwarten Sie für CNN und seine Chefkorrespondentin Christiane Amanpour?

Ich muss doch protestieren und diese Einschätzung zurückweisen. Ich habe eine derartige Kritik niemals gehört, und ich kann ihren Lesern versichern, dass es diesen Interessenskonflikt niemals gegeben hat. Außerdem belegen meine Beiträge, dass ich eine der härtesten Kritikerinnen der Außenpolitik der Clinton-Regierung gewesen bin, von Bosnien über Somalia bis zu Ruanda. Jeder, der CNN eingeschaltet hat, weiß das. Ich beabsichtige, meine Linie der journalistischen Nachfrage auch gegenüber der Bush-Regierung fortzusetzen.

Ernsthafter Journalismus ist gründlicher Journalismus. Ist noch genug Geld da für die notwendige Zeit, wenn Zeit Geld ist und die schnelle Information erste Priorität hat?

Ja, Zeit und Geld sind vorhanden, wenn man sich entschließt, beides aufzubringen. Ich war in der glücklichen Lage, ausführliche, detaillierte Recherchen zu unternehmen und sowohl für CNN als auch für das investigative CBS-Programm "60 Minutes", das das meist gesehene Nachrichtenprogramm der Welt ist, zu arbeiten.

AOL Time Warner ist die Muttergesellschaft von CNN. Das Unternehmen kündigte beim Nachrichtensender einen umfangreichen Personalabbau an. Ist der Sparkurs bereits zu spüren?

Ja, der Sender ist umstrukturiert worden, zehn Prozent, also rund 400 Mitarbeiter wurden entlassen. Und CNN versucht, sein Programm in den USA so zu überarbeiten, dass es mehr Zuschauer anzieht. Allerdings wurde mir versichert, dass CNN der seriösen Nachrichten verpflichtet bleibt und den internationalen Geschichten, über die ich berichte.

Akzptieren Sie den Begriff vom "Shareholder Journalismus" und denken Sie, dass dieser Journalismus mehr und mehr zunimmt?

Ich kenne diesen Begriff nicht. Aber wenn Sie damit meinen, dass die Eigentümer versuchen, die Profite für die Aktienbesitzer zu maximieren, dann ist die Antwort: Ja. Sie sagen es ganz offen. Aber die Frage ist doch, ob die Nachrichten im Ergebnis darunter leiden. Für CNN hoffe ich, dass dieser Fall nicht eintritt.

Sie haben einmal gesagt, wenn "die Geschichtenerzähler aufgeben, dann haben die Bösewichte gewonnen". Wer gewinnt öfter, die Geschichtenerzähler oder die Bösewichte?

Das kommt darauf an. Aber ich bleibe eine Optimistin.

Was denken Sie über so genannte Real-Life-Formate wie "Survivors", das in Deutschland unter dem Titel "Inselduell" lief?

Ich denke, diese Sendungen haben ihren Platz in der Unterhaltungsabteilung, aber sie haben keinen Platz als Ersatz für Nachrichten-Programme.

Eine gute Story ist eine Story, die ...

dich bewegt.

Frau Amanpour[derzeit gibt es viele Konfliktherde]

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