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Matthias Opdenhövel moderiert „Das 24 Stunden Quiz“.

© dpa

„Das 24 Stunden Quiz“: Schier endloses Rate-Elend

Nur nicht noch ein einfaches Quiz, dachten sich wohl die Redakteure des WDR und starteten „Das 24 Stunden Quiz“ mit Matthias Opdenhövel. Das wurde schnell von der Quiz-Show zur Doku-Soap.

„Arme Ritter“ - ein neues Gericht aus alten und trockenen Brötchen oder Weißbrotscheiben. In Milch, Zucker und Eiern eingeweicht. In Fett gebacken. Dazu Puderzucker, Ahornsirup oder Vanillesauce. Kein Abfall, hoher Sättigungsgrad und es schmeckt . Die perfekte Resteverwertung. Was in der Küche richtig ist, kann im Fernsehen nicht falsch sein. „Das 24 Stunden Quiz“ mit Matthias Opdenhövel als Rate-0nkel ist sozusagen die TV-Version der Armen Ritter. Einfach nur ein weiteres Quiz auf die Programm-Speisekarte zu bringen, das war sogar den Redakteure vom WDR zu abgelutscht. Aber man kann ja mit ein paar netten und  pfiffigen Ideen das alte Frage-Antwort-Spiel aufhübschen und wieder genießbar machen. Warum nicht ein Quiz auf 24 Stunden verlängern? Und natürlich dürfen die Kandidaten zwischendurch nicht schlafen.

Die typischen Nörgler, die ewig Sinnsuchenden, die selbst in so sinnlosen Bereichen wie Fernsehunterhaltung gerne etwas Bedeutung oder Substanz finden würden, stellen jetzt sicher die Frage: „Was bringt das?“ Man kann sich den Kopf zerbrechen, sogar 24 Stunden lang. Man kann nachdenken und intensivst grübeln. Die Antwort ist, bleibt und wird immer sein: „Keine Ahnung“. Vielleicht wollen die Macher einfach nur herausfinden, wie das so ist mit der Müdigkeit und wie sich die auf die Fähigkeit auswirkt, Quiz-Fragen richtig zu beantworten. In der ersten Sendung dieser Show-Reihe werden die Zuschauer auf jeden Fall nicht mit trockenem wissenschaftlichen Unterbau gelangweilt. In einem eher spartanischen Testraum müssen die Kandidaten zuerst 5 Stunden lang alle 10 Sekunden eine Frage beantworten. Mögliche Lösungen, wer von den Teilnehmern was richtig oder falsch beantwortet hat, im ersten Teil der Sendung uninteressant. Dafür sieht man zu, wie die Mitspieler geschminkt werden und in der ersten Pause gibt es so emotionalisierende Aussagen wie „Ich habe auf jeden Fall einige Fragen richtig, aber auch viele falsch beantwortet“.

Fremdschämfaktor steigt

Die Quiz-Show wird zur Doku-Soap, 7 Minuten und 24 Sekunden lang, dann geht’s endlich ins Studio und die Show ist wieder Show. Mit Publikum und frenetischem Klatschen.  Der mit den wenigsten richtigen Antworten muss gehen. Der Rest darf sich an den altbekannten Quiz-Ritualen abmühen. Der Moderator stellt Fragen. Die Fragen sind selten witzig. Dafür sind sie meistens uninteressant, so belanglos wie „Hat sich Elvis die Haare gefärbt?“ oder „Sind dreifarbige Katzen immer weiblich?“ Hauptsächlich unwichtiges Wissen, mit dem man nicht mal am Stammtisch punkten kann. Es wird kurz nachgedacht, dann ein Knopf gedrückt. Immerhin, jetzt erfährt man wenigstens die richtige Antworten. Vorher sollen auf gewollt witzige Fragen, gewollt witzige Antworten geben werden. Gut für den Fremdschämfaktor, der steigt rapide an. Eine Runde Bilderrätsel, eine Runde Multiple-Choice und schon ist diese ressourcen-schonende Wiederverwertung zu Ende. Nächste Woche kommt die nächste Testraum-Runde und dann wieder das Rate-Elend im Studio. Wenn dieses ausgebrannte Show-Ideen-Recycling mit belangloser Chichi-Garnierung  wider Erwarten doch Erfolg haben sollte, dann ist die Tür ganz weit offen für ein Universum an weitere Quiz-Variationen. Zum Beispiel „Das 24 Stunden und ich gehe nicht auf die Toilette Quiz“ oder „Das 24 Stunden und ich beantworte keine einzige Frage richtig Quiz“. Sag noch einer, das deutsche Fernsehen wäre ideenlos.

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