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Medien: Das Fernseh-ABC zum Konföderationen-Pokal

Für die Sender ist es der Testlauf für die WM 2006: Am Mittwoch startet das Fußball-Turnier mit 16 Spielen. Welche Kommentatoren sind geeignet, welche nicht. Und: Braucht man neue Fernseher?

A RD. Mit dem Ersten sieht man besser. Die ARD überträgt das Finale am 29. Juni, den Schlager Deutschland gegen Argentinien und das erste DeutschlandSpiel am Mittwoch gegen Australien. Anstoß für dieses Spiel ist ausnahmsweise 21 Uhr, sonst jeweils um 18 Uhr und 20 Uhr 45.

B eweis. Klar, das Fernsehen wird mit seinen Kameras und Zeitlupen die Schiedsrichter wieder eines Besseren belehren. Für die Unparteiischen bleibt nur der Augenschein – kein Videobeweis wird ihnen bei Foul oder Nicht-Foul helfen, kein elektronischer Ball die Entscheidung darüber abnehmen, ob der Ball die Torlinie überquert hatte oder nicht.

C onfederations Cup , englischer Name des Fifa-Turniers. Eine Art Mini-WM, wird seit 1997 alle zwei Jahre ausgetragen, mit acht Teams.

D iskussionsrunden. Einmal Stammtisch, immer Stammtisch, mit Ex-„Doppelpass“–Moderator Rudi Brückner: Nach dem Rauswurf beim DSF geht Brückner ab Mittwoch bei Eurosport mit dem täglichen Fußball-Talk „Dropkick“ auf Sendung (17 bis 18 Uhr).

E xperten. Nichts Neues bei der ARD, dafür ist das bewährte Team Günter Netzer/Gerhard Delling einfach zu gut. Dem setzt das ZDF mit Ex-Fifa-Schiedsrichter Urs Meier (der die Engländer bei der EM 2004 wegen eines nicht gegebenen Tores im Spiel gegen Portugal aufgeregt hat), Mainz-05-Trainer Jürgen Klopp und Franz Beckenbauer drei Experten entgegen. Gespannt sein darf man auf das erste Experten-„Geil“ von Klopp.

F ernseh-Format. Bei Premiere – zeigt alle Spiele – hat der Zuschauer die freie Wahl zwischen gewohntem 4:3-Bild oder der modernen Breitvariante 16:9. ARD und ZDF senden nur in einem Format, der alten 4:3-Übertragung. Das bedeutet, bei älteren Fernsehen gibt es keine schwarzen Balken über und unter dem Bild, dafür bei neuen Geräten links und rechts – also Abwarten mit dem Neugerätekauf. Die Entscheidung, welches Format bei der WM 2006 benutzt wird, wird im Herbst fallen. Welche Bilder wir überhaupt vom Spiel sehen, entscheidet die Firma „HBS“. Das so genannte Weltbild in den Stadien wird von „Host Broadcast Services“ (HBS), einer Tochter der Rechte-Agentur Infront (gehört Günter Netzer), produziert. Eigene Kameras von ARD und ZDF kommen ergänzend zum Einsatz.

G ebühren. Wie viel Millionen Euro der Konföderationen-Pokal gekostet hat, sagen ARD/ZDF nicht. Das Turnier wurde von der Sportrechte-Agentur Infront nicht im Paket mit der WM 2006 gekauft, sagt ZDF-Sprecher Thomas Stange. Für die 48 WM-Spiele, die ARD/ZDF übertragen dürfen, sollen zwischen 220 und 230 Millionen Euro gezahlt worden sein, also rund fünf Millionen Euro pro Spiel. Die Übertragungsrechte eines Heim-Länderspiels kosten nach Branchenschätzungen dem jeweiligen Sender vier bis fünf Millionen Euro.

H örfunk, für unterwegs. Manfred Breuckmann und Alexander Bleick berichten von den Spielen. Live-Übertragungen in voller Länge gibt es bei allen deutschen Partien, beim Vorrundenspiel des Weltmeisters Brasilien gegen Europameister Griechenland, bei den Halbfinalbegegnungen und beim Finale.

I nteraktiv. Im interaktiven Fanbarometer von www.zdf.de können die Fans vor dem Spiel die Verfassung des deutschen Kaders beurteilen. Und nach dem Schlusspfiff benoten die Internet-Nutzer die DFB-Kicker im animierten Leistungscheck. Tippspiele bietet das Erste auf sport.ard.de/wm2006/confedcup.

J unge Wilde. Die Nationalspieler werden immer jünger, wo bleibt eigentlich der Moderatorennachwuchs? Zum Beispiel Wolfgang Nadvornik, 35, vom Bayerischen Rundfunk, der Lukas Podolski unter den Sportreportern, bislang fast nur im Dritten eingesetzt. Keiner stellt so unangenehme, auch peinliche Fragen wie der nassforsche Mann mit dem Schwiegersohn-Outfit (www.nadvornik.com).

K ommentatoren. Steffen Simon, Reinhold Beckmann und Gerd Rubenbauer für die ARD, schön und gut, Béla Réthy fürs ZDF auch – Wolf-Dieter Poschmann als Live-Reporter aber ist gewöhnungsbedürftig. Links- von Rechtfüßern unterscheiden können wir am Bildschirm auch alleine. Nach dem Turnier sollen die Leistungen der Kommentatoren hinsichtlich der WM 2006 bewertet werden. Pikant: Nach seinem Streit mit Günter Netzer 2001 gibt Gerd Rubenbauer sein Länderspiel-Comeback – auch ein Kandidat für die Übertragung des WM-Finales.

L ierhaus, Monica. Auch diesmal die einzige Frau vor der Kamera im Free-TV, atemberaubend sicher, jedoch ohne Extra-Talk wie bei der EM 2004.

M oderatoren. Gerhard Delling und Monica Lierhaus (ARD), Johannes B. Kerner, René Hiepen und Michael Steinbrecher (ZDF).

N ationalmannschaft. Wird kein festes Quartier beziehen, sondern am jeweiligen Spielort untergebracht. ARD und ZDF immer hinterher, sie werden in den jeweiligen Hotels ein Studio einrichten. Fürs Erste ziehen Waldemar Hartmann und Marco Bode mit. Der Bremer muss allerdings noch beweisen, dass Ex-Nationalspieler (wie auch DSF-Mann Thomas Helmer) bessere Fragen stellen.

O nline. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, vor allem online, wo ARD und ZDF alles Wissenswerte wie Kabinengeflüster und Verletztenstand erläutern. Im Chat nach jedem Spiel: Günter Netzer über www.ard.de. Auf zdf.de kann mit Ex-Schiri Urs Meier gechattet werden. Dazu im Internet: Bildergalerien, Videozusammenschnitte, Statistiken und Diskussionsforen.

P ressekonferenz. Was Klinsmann & Co. täglich zu sagen haben, wird bei ARD und ZDF täglich live übertragen.

Q uoten. Die meistgesehene TV-Sendung 2004 mit 24,74 Millionen Zuschauern war das EM-Finale Griechenland gegen Gastgeber Portugal. Dahinter kamen die Gruppenspiele Deutschland gegen Tschechien (24,08 Millionen Zuschauer) und gegen die Niederlande. Fast zehn Millionen sahen sich am Mittwoch Deutschland gegen Russland an. Gegen Australien dürften es mehr sein.

R atespiele. Nervende Gewinn-Fragen („Wo findet die WM 2006 statt? In Deutschland oder Ghana?“) vor, zwischen und nach den Partien sind genauso erlaubt wie Firmenlogos am Hemdkragen – das ist keine Schleichwerbung, sondern offene Werbung.

S chmidt, Harald. Macht zum Fußball im Ersten wieder Comedy-Spätschichten. Der Fußball verdrängt Schmidt am Mittwoch nach dem Deutschland-Spiel in die Geisterstunde (0 Uhr). Etwas witziger als nach dem Pokalfinale Bayern gegen Schalke dürfte es schon sein. Einfach nur die Französin Nathalie ins Stadion stellen und auf lustige Promis warten, das reicht nicht. Bei der WM bekommt Schmidt Extra-Sendungen.

T rost für Nicht-Fußball-Fans? Kaum vorhanden, ein starkes Konkurrenzprogramm gibt es nicht. „Auf Action gegen Fußball zu setzten, ist Blödsinn“, sagt Sat-1-Sprecherin Kristina Faßler. Der Privatsender bringt Dramen und Zeichentrickfilme.

U nterhaltung. Ein Fußballspiel dauert immer noch 90 Minuten, die Übertragung drumherum drei Stunden (am Mittwoch zum ersten Spiel Argentinien gegen Tunesien ab 17Uhr10). Irgendwann haben Experten alles gesagt. Mit Lachern à la Dieter Nuhr halten sich ARD/ZDF zurück. Gut so. Es ist einer der großen Irrtümer des Sportjournalismus, dass Fußballfans zu den Spielen mit Witzen unterhalten werden wollen (oder mit Gesang von Sarah Connor). Ausnahme: Harald Schmidt, wenn er sich Mühe gibt.

V erwertung. Zeigen Sat 1/RTL Bilder vom Turnier? Nein. RTL darf erst bei der WM 2006 ran, überträgt im Free-TV acht Sonntagsspiele exklusiv.

W iederholungen. Eurosport überträgt an den Spieltagen ab 23 Uhr die Höhepunkte des Tages.

X – Der Tag X: Das ist nicht der 15. Juni 2005, wenn die deutsche Mannschaft beim Konföderationen-Pokal anstößt, das ist der 9. Juni 2006: Anstoß zur Fußball-WM in Deutschland mit der deutschen Mannschaft im Mittelkreis.

Y -Chromosomen. Von wegen, es gibt ein Fußball-Männer-Gen. Immer mehr Frauen gucken, verstehen und kommentieren Fußball. 51 Prozent sind es nach einer Emnid-Umfrage bei WM- und EM-Begegnungen. Und das liegt nicht daran, dass der Frauen-Fußball so erfolgreich ist. Frauen schauen lieber Männern beim Kicken zu. Auch ein Grund: schöne Fußballer wie Figo oder Beckham. Ein deutscher Beckham? Vielleicht Bastian Schweinsteiger, frisurenmäßig.

Z DF. Chefredakeur Nikolaus Brender gibt bekannt: „Die Spannung in den Stadien wächst, das WM-Fieber steigt.“ Und: „Die ersten Gegner des deutschen Teams, Tunesien und Australien, sollten kein Problem für Klinsmanns Jungs sein, dann kommt schon Argentinien“ – zu sehen im Ersten.blh/jbh/meh/sag

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