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DAS LEBEN IST KEIN PONYHOF: Die Klum-Fabrik

"GNTM": Heidi castet, der Vater kontrolliert

„Geht lieber studieren!“ steht auf einem großen Plakat gleich neben der Endlos-Schlange von „Topmodel“-Bewerberinnen. Eine benachbarte PR-Agentur hat sich den Spruch ausgedacht. Die meisten Mädchen beachten ihn nicht – sie sind mit ihren Gedanken schon auf dem Laufsteg. Dieser Mittwoch auf einem Kölner Fabrikgelände soll der Beginn eines neuen Lebens sein. Heidi Klum (36) lädt zum ersten und einzigen Casting für „Germany’s Next Topmodel“ (GNTM).

Kathleen Liedke (25) kommt von Rügen. „Das ist eine Insel, aber es gibt eine Brücke, und zwar schon seit Jahren. Über die bin ich gekommen.“ Hinter ihr wartet eine Belgierin, Caroline Duys (17): „Wir kijken Duitse televisie.“ Doreen Böckelmann (20) ist um drei Uhr morgens aus Dessau aufgebrochen. Mit ihren Nasenpiercings entspricht sie nicht unbedingt dem Model-Ideal: „Aber die suchen ja auch Typen!“ Sogar eine dreifache Mutter, Sabrina Kums (28) aus der Nähe von Frankfurt, und ein als Frau verkleideter Mann, Amaro Wunderlich (22) aus Berlin, versuchen ihr Glück. Ann-Christin Berg (17) aus Preetz und Lena Eggers (17) aus Eckernförde bibbern schon vier Stunden luftig bekleidet in der Kälte: „Wer schön sein will, muss leiden.“

Zwei Stunden später ist ihnen richtig warm. Nun stehen sie unter Scheinwerfern im Studio. Fast 2000 Mädels drängen sich beim Casting, alle sollen heute noch drankommen. Natürlich geht das nur im Schnelldurchgang. Die meisten werden gleich aussortiert, manchmal ertönt eine Hupe, und dann geben Heidi oder ihre neuen Mitjuroren Kristian Schuller und Qualid Ladraa einen Kommentar ab wie: „Du musst noch ein bisschen wachsen“, „Du hast vergessen, deine Hose anzuziehen“ oder „Hast du Mamas Schuhe geliehen?“ Ab und zu kommt das ersehnte Okay: „Du bist eine Runde weiter!“

Aus dem Dunkel heraus wird alles von Günther Klum beobachtet, Heidis Vater, der die Fäden in der Hand hält, wie es in der Branche heißt. Er steht auf einer Empore, des Überblicks wegen. Dieser Tag ist für Heidi der härteste und vor allem der längste der ganzen Staffel, sagt er. Günther Klum findet, dass die Presse oft keine Ahnung habe und viel Unsinn schreibe. Die Geburt des jüngsten KlumSeal-Kindes wurde acht Stunden zu früh gemeldet, klagt er. Und dann die ganzen kritischen Berichte zum Rausschmiss der Juroren Peyman Amin und Rolf Schneider. Angeblich neidet Heidi ihnen ihren Erfolg. Stimmt natürlich nicht, sagt der Papa. „Neue Gesichter beleben die Sendung. Und Sie sehen doch, die Jury ist angenommen.“ Die Mädels jubeln ihr zu.

Dass die Siegerin am Ende gar kein echtes Topmodel wird, das stimmt auch nicht, sagt Vater Klum. „Woher kommen denn dann die Verträge?“ Er gesteht zu, dass noch keine der Gewinnerinnen international erfolgreich gewesen ist. „Aber das hat bei Heidi auch zehn Jahre gedauert.“ Christoph Driessen (dpa)/jbh

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