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Medien: Das Paradies der toten Hunde

verrät, was Sie nicht verpassen sollten Esperanto heißt im Lateinischen der Hoffende. Das schöne Pseudonym Esperanto gab sich vor gut hundert Jahren der polnische Arzt Zamenhof, als er daran ging, eine künstliche Weltsprache zu schaffen.

verrät, was Sie nicht verpassen sollten Esperanto heißt im Lateinischen der Hoffende. Das schöne Pseudonym Esperanto gab sich vor gut hundert Jahren der polnische Arzt Zamenhof, als er daran ging, eine künstliche Weltsprache zu schaffen. Seine Schöpfung hatte 28 Buchstaben, knapp 8000 Wortwurzeln und 16 grammatikalische Grundregeln. Esperanto sollte einmal die Welt beherrschen. Eine Zeit lang sah es damit gar nicht so schlecht aus, irgendwie glich das Projekt ja den anderen künstlichen Paradiesen, die im 20. Jahrhundert ersonnen wurden. Mittlerweile aber hört man nur noch wenig von Esperanto. Ein Traum mehr, der den Bach der Weltgeschichte runter ging.

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Trotzdem gibt es weltweit noch immer sechs Millionen Menschen, die Esperanto sprechen. Sie sind in Vereinen organisiert, besitzen Verlage, Zeitschriften und eine oberste Sprachbehörde. Feature-Autor Steffen Lüddemann hat sich in das Schattenreich Esperanto vorgewagt. Er redet mit alten Leuten, die Zamenhofs Schöpfung als ihre Muttersprache betrachten, trifft Familien, die sich zu Hause nur in der künstlichen Sprache unterhalten. „Lando kiu nomigas Esperanto“, heißt sein Feature. Ein Land namens Esperanto (Kulturradio, 22. September, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

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Von älteren Träumen berichtet Rüdiger Safranskis neue Schiller-Biografie. „Friedrich Schiller oder die Erfindung des deutschen Idealismus“, so der Titel des im Herbst erscheinenden Buches. Safranski ist durch ebenso gelehrte wie unterhaltsame Werke über Schopenhauer, Nietzsche und Heidegger bekannt geworden. Auch seinen Schiller wird er vor den farbenfrohen Kulissen des Zeitgeistes erzählen: die Dramen der Aufklärung, die Stürme des Idealismus. Und mittendrin ein deutscher Dichter von schwacher Gesundheit und klassischer Begabung. Bevor das Lesevergnügen beginnen kann, hören wir Safranski schon mal im Gespräch mit dem Journalisten Eberhard Sens. „Enthusiasmus als Therapie“, so der Titel der Sendung (Kulturradio, 23. September, 22 Uhr 04).

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Gegen zuviel Idealismus hilft Ironie. Das weiß keiner besser als Ingomar von Kieseritzky, in dessen Hörspielgrotesken schon oft deutsche Geistesgrößen komisch scheiterten. In Kieseritzkys Hörspiel „Dogs & Underdogs“ aber geht es um Hunde. Um tote Hunde, genauer gesagt, die aus dem animalischen Jenseits räsonierend auf ihr irdisches Hundeleben zurückblicken. Natürlich haben wir es hier mit dem alten Trick der Fabeldichter zu tun: die Hunde gleichen den Menschen. Eine bissige Absicht, die zu erheiternden Wirkungen führt (SWR 2, 23. September, 21 Uhr 03, Kabel UKW 107,85 MHz).

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Auch die Ehe ist ja im Grunde ein idealistisches Projekt. Man tut sich zusammen, um ein künstliches Paradies zu schaffen. Oft genug wird die Hölle daraus. Für alle Trostbedürftigen veranstalten Heide und Rainer Schwochow im Deutschlandfunk eine Lange Nacht, in der es allein um Scheidungen geht. Die Scheidung in Statistik, Erfahrungsbericht, Expertenanalyse. „Wohl brach ich die Ehe, aber zuerst brach die Ehe mich“, so der schöne Titel der Veranstaltung (25. September, ab 23 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

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