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Auch US-Präsident Barack Obama kam zu Jon Stewart in die „Daily Show“.

© Brendan Smialowski/AFP

Das Vorbild der "heute-show": Was wird aus der "Daily Show" ohne Jon Stewart"

16 Jahre lang war der US-Satiriker Jon Stewart das Gesicht der „Daily Show“. Wer wird nun nach ihm das Tagesgeschehen einordnen?

„Was ist das für eine Flüssigkeit?“, fragt Jon Stewart zum Ende seiner Show am Dienstagabend. Und wischt sich über die feuchten Augen. Jede Woche von Montag bis Donnerstag kleben nachts um 11 Uhr zweieinhalb Millionen Zuschauer an seinen Lippen. Jetzt sei es Zeit für einen anderen, sagt der Mann, der seit mehr als 16 Jahren die „Daily Show“ auf Comedy Central moderiert. Für viele Amerikaner sind seine Satireclips die einzig wahren Nachrichten. Jetzt hat er seinen Abschied angekündigt. Und ist selbst gerührt. Er habe für seine Zukunft viele Ideen, plaudert Stewart wie er halt plaudert. „Ich werde an einem Schultag mit meiner Familie abendessen. Ich habe von mehreren Quellen gehört, es sei wundervoll.“

Aber was macht Fox News jetzt? Wer soll denn in Zukunft die Nachrichten des rechten Senders an ein junges liberales Publikum bringen? Vollkommen recherchefrei, aber umso meinungsstärker, wie Stewart meint. Viele Amerikaner glaubten, die Medien würden lügen und die Politiker könnten nur betrügen. Jon Stewart hat sich deshalb in seiner Sendung gar nicht erst die Mühe gemacht, Wahrheit und Fiktion auseinanderzuhalten. Und Nacht für Nacht hat er Fox News unterstellt, mit klarer Absicht dasselbe zu tun. Nur dass der Sender für sich in Anspruch nimmt, seriöse News zu transportieren.

„Was sagt Jon Stewart dazu?“, ist die tagtägliche Frage von Millionen, egal ob es um Ebola, republikanische Präsidentschaftskandidaten oder das ungehörige Auftreten der Obama-Töchter geht. Der liberale, bei den Rechten verhasste Satiriker war in den 16 Jahren seiner Show ein verlässlicher Interpret des politischen Geschehens. Eine Ikone der Linken. Unverfroren hat Stewart politische Worthülsen durch den Kakao gezogen und Demagogen als Demagogen sprechen lassen. Sein liebstes Ziel sind die Ultrakonservativen der Tea-Party. „Das Problem mit der Tea-Party ist“, lautet eines der vielen schönen Zitate, die Stewart abgeliefert hat, „das sind alles ignorante Landeier, die Mondlicht trinken und auf Eseln herumreiten.“

Am Dienstagabend nahm er sich konservative Kommentatoren (zumeist auf Fox) zum Kampf gegen den IS in Syrien vor. Da wurde der jordanische König für seine vielen Luftangriffe gefeiert. Obama dagegen kam als Weichei weg, der „zuerst dem Koran und dann der Verfassung verpflichtet ist“ und keine militärische Führungsstärke zeige. Als zweites Gegenbeispiel zum US-Präsidenten schnitt Stewart den Ägypter Al Sisi dazu. Und weil es gerade so gut passte, hatte er positive Kommentare zu Wladimir Putin aufgetrieben. „Na gut“, schloss Stewart, „ihr wollt, dass der Präsident mehr wie ein muslimischer Diktator ist, der mit 97 Prozent gewählt wurde.“

„Ihr wisst schon, wer von so einem als Erstes geschlossen würde?“ Der Beitrag endet mit dem Fox-Logo.

Das „Time-Magazine“ hat den New Yorker zwischenzeitlich unter den 100 einflussreichsten Personen geführt. Seine Sendung war auch Vorbild für die „heute-show“ im ZDF. Und weil Jon Stewart Jon Stewart ist, ließ er die Verkündung seines Abgangs mit der Suspendierung des NBC-Nachrichtenmoderators Brian Williams zusammenfallen. Dessen übertriebene Darstellung seiner Rolle während eines Hubschrauberbeschusses im Irak nannte Stewart einen Fall von „Infotainment-Konfusions-Syndrom“.

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