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Theo Fankhauser (David Grüttner, l.) stellt Familienhund Fredo dem Rest der Familie vor.

© Vox

"Das Wichtigste im Leben": Eine ganz normale Familie

Eine Bilderbuchfamilie, ohne langweilig zu sein: Vox landet mit seiner ersten Original-Serie "Das Wichtigste im Leben" einen Volltreffer.

Das Wichtigste im Leben kann alles Mögliche sein, je nachdem. Knirps Theo trauert seinem Hund nach, der beim Einkaufen davonlief. Jetzt beschließt er, kein Wort mehr zu reden, bis der Vierbeiner wieder zurückkehrt. Luna hat mit allem zu tun, was die Pubertät so zu bieten hat: Erste Liebe, Streit mit der besten Freundin, die Folgen der Selbstinszenierung in den sozialen Medien und dazu noch die Sorge um die eigenen Eltern, die komische Dinge tun wie ihre Mutter Sandra, die mit einem Kochblog für Kids krachend scheitert. Nun denkt Sandra daran, ihren alten Traum vom eigenen Café in die Tat umzusetzen. Vater Kurt ist Basketball-Trainer und setzt große Hoffnungen auf Philipp, den Ältesten, der sich jedoch einen Tag vor dem wichtigsten Spiel für seine heimliche Leidenschaft entscheidet: das Tanzen.

In Zeiten, in denen Medien mehr denn je auf Zielgruppen starren und für jede Altersgruppe eigene Angebote entwickeln, in denen beinahe täglich neue Fantasy-, Mystery-, Action-, Krimi- und Sonstwas-Serien auf den Markt kommen, erscheint eine Serie über den Alltag einer fünfköpfigen Durchschnittsfamilie vom Fünfjährigen bis zum Mittvierziger sympathisch unzeitgemäß. Noch dazu, wenn ein Privatsender aus der zweiten Reihe mal was Eigenes probiert.

Vox hat sich vor allem mit „Club der roten Bänder“ Ansehen erworben, aber es handelte sich dabei „nur“ um die Adaption einer katalanischen Serie. „Das Wichtigste im Leben“ ist die erste Original-Serie des Senders aus der RTL-Gruppe, was im 27. Jahr seines Bestehens nicht unbedingt zur Ehre gereicht. Dafür ist die von Drehbuch-Autor Richard Kropf („4Blocks“) entwickelte Familienserie ein Volltreffer, der beweist, dass dieses traditionsreiche Genre ganz unverkrampft im Hier und Jetzt seinen Platz finden kann.

Die Fankhausers entstammen freilich einem Mittelschichts-Milieu, in dem sich das fiktionale Fernsehen meistens sowieso aufhält: Man lebt im Einfamilienhaus, die Kinder haben ein eigenes Zimmer, der Vater einen Job, im Gegensatz zur Mutter, die den Haushalt schmeißt. Kropf verzichtet auf extreme Dramen, sieht man einmal davon ab, dass es in der sechsten Folge einen Trauerfall geben wird.

Aber hier gelingt es, Unspektakuläres spannend und Emotionales kitschfrei zu erzählen, mit klugen, humorvollen Dialogen, viel Gefühl und Verständnis für die fünf gleichwertigen Figuren. Das Buch und die unaufgeregte Inszenierung fordern dem Publikum Geduld und Aufmerksamkeit ab.

Ganz selbstverständlich gehört zum Beispiel der dunkelhäutige Philipp zur Familie. Dass er adoptiert wurde, fließt irgendwann eher nebenbei ein, und auch sonst erschließen sich erst nach und nach manche Details. Die Serie profitiert zweifellos von den zum Teil mitreißenden Tanzszenen. Dass sie nicht in ein gefälliges Wohlgefühl abgleitet, dafür sorgt die strenge Ausbildung von Tanzlehrer Dinko (Aleksandar Jovanovic).

Man schließt dieses Fankhauser-Quintett jedenfalls schnell ins Herz: Den kleinen Tierexperten Theo (David Grüttner), der so herzerweichend schweigen kann, leider dann auch bei der Schuleignungsprüfung. Die aufgeweckte, sensible Luna (Bianca Nawrath), die keines dieser Pubertäts-Fernseh-Monster ist, auch wenn sie gerne ungefragt Ratschläge erteilt.

Der talentierte, stoische Philipp, vom zweifachen Hiphop-Vizeweltmeister Sidney Holtfreter nicht nur auf dem Tanzparkett mitreißend gespielt. Nicht zu vergessen natürlich die von Bettina Lamprecht und Jürgen Vogel dargestellten Eltern, die bisweilen am Alltag scheitern, mit sich selbst und ihren Kindern ringen, aber immer um gegenseitiges Verständnis bemüht sind.
„Das Wichtigste im Leben“ erzählt von einer Bilderbuchfamilie, ohne pädagogisch aufdringlich oder gar langweilig zu sein.

------------------ „Das Wichtigste im Leben“, Vox, ab Mittwoch, 20 Uhr 15, zehn Folgen

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