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Kollege Roboter im Hintergrund: Hanna Keller (Inez Bjørg David) preist „Käpt’n Träsch“ (Uwe Ochsenknecht) die Vorzüge von Dörte an.

© ARD Degeto/Britta Krehl

Degeto-Film mit Uwe Ochsenknecht: Wall-E in Berlin

Aber alle drei wissen, wo der Feind steht:„Käpt’n Träsch“ alias Uwe Ochsenknecht soll einen Roboter als Müllmann einarbeiten.

Wohin mit euch, ihr Unterhaltungsheldinnen und -helden, wenn ihr keine weißen Kittel tragt, nicht in Praxen mit Meerblick oder auf dem Berg doktert oder sonst keinen Duft von Loft, Luxus, Liebe verströmt? TV-Schmonzetten fühlen sich nun mal bei Studierten, Selbständigen und Erfolgsmenschen wohl, um ihre Märchen von der Allgewalt des Herzens zu erzählen. Mit den Normalos der unteren Mittelschicht gibt es dagegen Ansiedlungsprobleme für die frohe Botschaft erlösender Sozialromantik. Wie soll das Luxus gewohnte Publikum zu schlichteren Protagonisten in schlichterem Ambiente gelockt werden? Der Versuch jedenfalls ist ehrenwert.

Aber gar nicht so leicht. „Endlich Freitag“ – mit dem Obertitel hat das Erste seit Neuestem den letzten Tag der Arbeitswoche überschrieben und sendet an diesem Freitag „Dörte muss weg“ und eine Woche später „Baby an Bord“, beide aus der Reihe „Die Drei von der Müllabfuhr“. „Dörte“ – so taufen die Berliner Müllwerkerhelden des ersten „Endlich Freitag“-Films (Regie: Edzard Onneken) den Angriff des Einsparungsdenkens auf ihre Arbeitswelt.

Ein Roboterknilch, eine Art Wall-E, soll den Männern im orangenen Overall Konkurrenz machen und überfällt die auf das Deponiegelände heimkehrenden Teams mit neckischen Spielchen.

Hinter Dörte steht der Deponie-Vorgesetzte Dorn (Rainer Strecker), dazu ein Technologiefirmenvertreter (Philipp Brenninkmeyer) und die Bedienerin des Roboters, Hanna Keller (Inez Bjørg David), eine junge Frau, die so schablonenhaft wirkt, als wollte sie sich zum Legostein entwickeln.

Der „Müllunkulus“ ist auf Spaß geschaltet worden, hebt einen Müllwerker samt Stuhl auf seine stählernen Arme und trägt den Verdutzten mitten durch seine Kollegenschar. Der Versuch der Arbeitsplatzvernichtung darf spaßig aussehen, solange die Opfer noch nicht begriffen haben, dass es um ihre Zukunft geht.

Müllmänner als soziale Helfer

An dieser Stelle betreten neue Helden die Fernseharena. Allen voran: Werner Träsch (Uwe Ochsenknecht), ehrfürchtig Käpt'n genannt, und seine Arbeitskumpel, der studierte Mathematiker Ralle (Jörn Hentschel) und der charmante Muskelprotz Tarik (Daniel Rodic).

Werner ist schon älter, erfahrener und ein Feind aller Neuerung, obwohl sein Rücken eigentlich technische Erleichterung gebrauchen könnte. Ralle hat im Wagenteam eine Heimat gefunden und empfindet keinen Kummer darüber, dass er aus seiner mathematischen Begabung nicht mehr gemacht hat. Tarik ist nicht der hellste. Aber alle drei wissen, wo der Feind steht: Da, wo das Menschliche verloren geht.

Die Stadt, der Müll und das Menschliche – da hieße es für diese Bavaria-Fiction-Produktion im Auftrag der Degeto ihr Müllsujet ernst zu nehmen, sich tatsächlich mit den Nöten der unteren Mittelschicht auseinanderzusetzen und zu entsorgen, was an ranzigen Komödienklischees aus dem sorglosen Loft-und-Liebe-Zeitalter ein basisnäheres Fernsehmachen belastet.

Müllmänner als soziale Helfer wahrzunehmen, ist keine leichte Arbeit für eine TV-Komödie. Ein bisschen Kiezkuschel hier, ein bisschen Altenbetreuung für Kollegen dort, pathetische Ansprachen über die Ehre, Müllmann zu sein, die Illusion, mit ein paar Lausbubenstreichen die Rationalisierung und die Entfremdung durch technischen Wandel blockieren zu können, solche Komödien-Lockmittel wirken zu harmlos und allzu flüchtig.

Schade um einen Schauspieler wie Uwe Ochsenknecht, der bei sorgfältigeren Büchern ein „Endlich Freitag“-Anker werden könnte, die seltene Mischung aus Melancholie, Stolz und verschmitztem Trotz ausstrahlend. Und der verhinderte, dass wir am Freitag wieder zum TV-Mediziner müssen.

„Die Drei von der Müllabfuhr: Dörte muss weg“, ARD, Freitag, 20 Uhr 15

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