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Der Ball ist eckig: Diplomaten und Schwallhansel

Günter Netzer und Gerhard Delling, das ist reiner Quatsch Comedy Club.

Biblische Plagen des frühen 21. Jahrhunderts: Island verdüstert unterm Eyjafjallajökull, auf Griechenland drücken Schulden und Rehakles, vor der US-Küste lauert die schwarze Pest … Und Deutschland? Hat Bischof Mixa und eine Vielzahl an sogenannten TV-Experten.

Günter Netzer, Schwallhansel rund ums 1:0 gegen Ghana, hat sich vom Fußball längst verabschiedet. Mit Gerhard Delling gibt er das Duo Waldorf und Statler, eine Art grimmepreisgekürter Quatsch Comedy Club: „Schön, dass Sie mir mal recht geben.“ – „Nun heben Sie nicht gleich ab.“ Manche mögen das. Netzer kennt den Fußball aus einer Zeit, in der Spieler übergewichtig waren und in der Halbzeit auf eine Zigarette ins Klo verschwanden. Ein Spiel ist für ihn „Domianz ausüben“, ansonsten erzählt er, was auch nach 14 Pils leicht zu erkennen wäre: „Wir hatte zu wenige Chancen.“

Die Jungen müssten’s besser wissen. Oliver „Druck“ Kahn und Mehmet Scholl haben erst kürzlich die Arbeitskleidung gewechselt – von kurzen Hosen auf casual wear. Scholl hat noch in diesem Jahr beim FC Bayern als Trainer gearbeitet. Die beiden könnten die SEHER sein, die taktische Finessen analysieren, das Wirken der gigantisch aufgeblähten Trainerstäbe erklären, oder einfach ausplaudern, was in 15 Minuten Halbzeit bei Kabinengesprächen möglich ist. Einige Trainer lassen – das ist bekannt – blitzschnell Computer- oder Videoanalysen erstellen, um Spieler konkret auf Fehler hinzuweisen. Tut Löw das auch? Brüllt er rum wie Klinsmann („Jetzt haut mal Ghana weg!!“)? Wie ist das bei Felix Magath, bei Ottmar Hitzfeld?

Nichts davon. Sie reden wie nach 30 Jahren diplomatischem Dienst. Sie ringen um präsidiales Auftreten. Kahn etwa ist im wahren Leben ein konzentrierter, kenntnisreicher Gesprächspartner. Er weiß irrsinnig viel über Fußball – und kann das auch gut erklären. Man muss ihn nur lassen.

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