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DER BALL  ist eckig: Richtige Bilder, falsche Bilder

Die nette TV-Szene mit Jogi Löw und dem Balljungen fand bereits vor dem Spiel gegen die Niederlande statt. Doch was bedeutet es, wenn man sich nicht mehr auf neutrale EM-Bilder von der Uefa verlassen kann?

In ganz Europa schmunzelten die Zuschauer. Dieser deutsche Trainer! Ein Schelm! Wie Jogi Löw dem verdutzten Balljungen von hinten den Ball stiebitzte und ihm dann charmant zuzwinkerte. Dabei hatte sein Team im wichtigen Vorrundenspiel gegen die Niederländer gerade erst einige brenzlige Angriffe überstanden. Wie nun herauskam, hatte sich die Szene in Wirklichkeit vor der Begegnung zugetragen. Der europäische Fußballverband Uefa, der verantwortlich für die Bilder aus den Stadien ist, hatte die Szene in die 22. Spielminute versetzen lassen.

Warum eigentlich? Um eine lockere Atmosphäre zu suggerieren? Oder um etwas zu verschleiern? Seitdem die Uefa und der Weltverband Fifa die Fernsehübertragungen kontrollieren, sieht man als Zuschauer längst nicht mehr, was man auch sehen könnte. Oder sehen müsste. Statt Bildern mit kritischen Plakaten, etwa zum Thema Menschenrechtsverletzungen, oder Bildern von leer gebliebenen Sitzen gibt es Jubelszenen. Selige Fans hier, gelöste Trainer dort. Und als Höhepunkt Politiker neben Uefa-Chef Michel Platini. Die EM, ein makelloses Produkt. So makellos, dass sich die Zuschauer in Europa wundern. Sebastian Stier

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