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Medien: Der goldene Käfig

Die angebliche Sexaffäre um Ex-Botschafter Borer-Fielding hat kein Ende: Nun unterlag Djamile Rowe gegen Ringier. Trotzdem lebt sie in Saus und Braus

Von Ulrike Simon

Die Affäre um den Schweizer Ex-Botschafter Thomas Borer-Fielding und die angebliche Geliebte Djamile Rowe ist längst nicht beendet. Zu viele Fragen sind nicht beantwortet. Jetzt tauchen neue Details auf, die zwar erklären, warum aus der arbeitslosen, ehemaligen KaDeWe-Verkäuferin eine anscheinend reiche Dame werden konnte. Der des Geldgebers ist bekannt. Doch er handelt im Namen eines Auftraggebers. Wer ist der Auftraggeber, der ein Interesse daran hat, dass Djamile Rowe ein Leben im Luxus führt?

Alles begann am 31. März dieses Jahres. Der Schweizer „Sonntagsblick“ berichtet, Borer habe in der Schweizer Botschaft in Berlin in der Nacht zum 21. März Besuch von Djamile Rowe erhalten. Fotos werden gezeigt, auch jenes Nackt-Foto von Rowe, das sie Jahre zuvor in der Zeitschrift „Super Illu“ veröffentlichen ließ. Der Botschafter und seine Frau Shawne dementieren die Affäre und beschuldigen „Sonntagsblick“-Verleger Michael Ringier, eine Kampagne gegen ihn zu betreiben. Rowe erklärt an Eides Statt, mit Borer eine sexuelle Beziehung gehabt zu haben. Borer gibt seinen Posten als Botschafter auf. Rowe erklärt an Eides Statt, keine sexuelle Beziehung mit Borer gehabt zu haben. Borer droht Ringier mit einer Millionenklage in den USA. Möglich wäre das gewesen, weil seine aus Texas stammende Frau während eines Aufenthalts auf Mauritius wegen der Anschuldigungen gegen ihren Mann angeblich ihr Kind verloren haben soll. Am 11. Juli trennt sich Ringier von „Sonntagsblick“-Chefredakteur Mathias Nolte, die Reporterin Alexandra Würzbach kündigt. Am 14. Juli entschuldigt sich Michael Ringier im „Sonntagsblick“ beim Ehepaar Borer-Fielding. Ringier zahlt an Borer eine finanzielle Entschädigung. Borer sagt, seine Ehre sei wiederhergestellt, er arbeitet seither als Unternehmensberater. Soweit die Geschichte im Zeitraffer. Zu Ende ist sie nicht.

Am Donnerstag gab es am Landgericht Berlin drei Verhandlungen. In allen Fällen geht es um Unterlassungsverfügungen. Einmal heißt der Kläger Michael Ringier, einmal Ringier AG, einmal Alexandra Würzbach. Gemeinsamer Anwalt ist Johannes Weberling aus Berlin. Beklagte ist in allen drei Fällen Djamile Rowe. Vertreten lässt sie sich von dem Krefelder Rechtsanwalt Stephan Jellacic.

Die drei Verfahren mit einem Streitwert von je 50 000 Euro hat Djamile Rowe verloren. Die Einstweiligen Verfügungen, die es ihr untersagen, bestimmte Behauptungen über Verlag, Verleger und die Reporterin Würzbach aufzustellen, gelten weiterhin. Es ergingen jeweils so genannte Versäumnisurteile, weil ihr Anwalt Jellacic am Donnerstag nicht zum Prozess auftrat. Die Versäumnisurteile, die Jellacic provozierte, sind eine juristische Möglichkeit, mit der Jellacic seine Mandantin vor größerem Schaden bewahrte. Hätte sich Rowe gegen die Unterlassungen wehren wollen, wären nämlich die beiden gegenteiligen eidesstattlichen Erklärungen zur Sprache gekommen. Bisher wurden sie dem Gericht nicht vorgelegt. Würden sie aber eingeführt, würde Rowe möglicherweise strafrechtlich verfolgt werden. Eine der beiden muss falsch sein. Nun hat Rowes Anwalt Jellacic das Hauptverfahren beantragt, bei dem Zeugen auftreten werden. Eidesstattliche Versicherungen gelten in Hauptverfahren nicht als Beweismittel, Rowe hat also nichts zu befürchten, zumindest nicht in diesem Punkt.

Djamile Rowe hat sich mittlerweile eine neue Nase machen lassen und kassierte für ihre Geschichte Geld von diversen Boulevardmagazinen. Kürzlich modelte sie für Brautkleider. Ein paar Tage später gab es in „Bild“ eine Homestory. „Wie viel Puder braucht ein Luder?“ fragte „Bild“ am 13. August. Im 7. Stock des Sony-Centers am Potsdamer Platz wohne sie jetzt. Bald ziehe sie nach Zehlendorf, in eine Vier-Zimmer-Wohnung mit Parkett und beheiztem Handtuchhalter, für 900 Euro Netto-Kaltmiete, schreibt „Bild“.

Ebenfalls im 7. Stock des Sony-Center, direkt gegenüber von Djamile Rowe, wohnt Heinrich Wirtz. Wirtz soll Rowe den Anwalt Jellacic besorgt haben. In der Sat-1-Sendung „Akte 02“ bestätigte Wirtz am Dienstag, Rowe monatlich rund 20 000 Euro zu zahlen. Am Mittwoch, in der mit den „Tagesthemen“ vergleichbaren Schweizer Nachrichtensendung „10 vor 10“ sagte Wirtz, er habe nochmal nachgerechnet, „bis vor kurzem“ habe er Rowe das Luxus-Leben finanziert und tatsächlich 30 000 Euro monatlich bezahlt.

Die „Akte-02“-Redaktion war Wirtz auf die Schliche gekommen, nachdem sie an Rechnungen gelangt war, die allesamt an Heinrich Wirtz gerichtet waren, aber Leistungen für Djamile Rowe betrafen. Zum Beispiel fünf Rechnungen von Hemmerling & Constantin, einer Berliner Firma für „Eventservice, Security, Limousinenservice“, wie im Briefkopf steht. Für den Zeitraum 6. bis 16. Juli 2002 wurden 6750 Euro berechnet. Andreas Hemmerling, weiß „Akte 02“, soll Rowes Bodyguard sein. Eine weitere Rechnung mit diversen Posten für Mietautos und anderes beläuft sich auf 31 413,77 Euro, wieder ist Heinrich Wirtz als Empfänger genannt. Außerdem wurde in der Sendung eine Einladung für den 15. Dezember 2000 gezeigt, in der sich der Schweizer Botschafter die Ehre gibt, Heinrich Wirtz zum Mittagessen einzuladen.

Heinrich Ferdinand Wirtz, 1959 in Linnich geboren, taucht in der Presse als „Millionär“ auf, der „aussichtslose, spektakuläre Gerichtsprozesse“ bezahle, fand „Akte 02“ heraus. 1995 war in „Bild“ zu lesen: „Warum riskiert ein reicher Mann ein Vermögen für einen Mann, den er gar nicht kennt? Einen Mann, der ein kleines Mädchen ermordet haben soll?“ Wirtz arbeitet mit dem Berliner Anwalt Andreas Schulz zusammen, der in der Ringier-Angelegenheit Thomas Borer-Fielding vertrat. Und aus einem Urteil des Landgerichts Krefeld gegen Heinrich Wirtz geht hervor, dass sich Wirtz damals von den beiden Anwälten Andreas Schulz und Stephan Jellacic vertreten ließ. Jellacic ist nun Rowes Rechtsbeistand.

Das heißt: Schulz, der eine Anwalt von Wirtz, vertrat in der Sache Ringier Borer-Fielding; Jellacic, der andere Anwalt von Wirtz, vertritt Rowe. Und Wirtz zahlte Rowe im Namen eines Auftraggebers, wie er selbst sagt, monatlich die fünfstellige Euro-Summe.

Und dann gibt es noch ein weiteres, anonymes Fax, das der „Akte-02“-Reporter im Gespräch mit Wirtz anführt. Darin heißt es, „der Hintermann in der Affäre Borer sei Wirtz. Ist das inhaltlich richtig oder falsch?“, fragt der Reporter. Wirtz antwortet, das unterliege alles der rechtlichen Prüfung, „dazu will ich jetzt im Moment noch nichts sagen“. Auch „10 vor 10“ fragt Wirtz,, wer der Auftraggeber sei. Die Antwort: „Ich habe das Auftragsverhältnis aufgelöst und prüfe rechtliche Konsequenzen“. Wie lange fühlt sich Wirtz seinem (Ex-)Auftraggeber zum Schweigen verpflichtet? Was passiert, wenn der Geldfluss an Rowe versiegt?

Seit Ringiers Entschuldigung und Entschädigung ist es ruhiger geworden um das Ex- Botschafterpaar. Mal abgesehen von Borers Versuchen als Talkmaster oder der achtseitigen Homestory in „Gala“. Darin präsentiert das Paar seinen günstig gemieteten „1400- Quadratmeter-Palast“, die Villa Kampffmeyer in Potsdam. Am Donnerstag schreibt „Bunte“, wegen eines Streits habe die eifersüchtige Shawne Fielding-Borer neulich nachts die Polizei gerufen. Dabei kam heraus, dass ihr Mann zwar eine Waffe, aber keinen Waffenschein besitzt. „Bild“ zitierte das Einsatzprotokoll vom 13. August. Demnach vermutete die Polizei als Grund für Shawne Fielding-Borers Anruf Streitigkeiten mit ihrem Mann. Der Anlass ist unbekannt.

Eines ist sicher: Die Affäre um Thomas Borer-Fielding und Djamile Rowe scheint längst nicht beendet zu sein.

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