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Gut vernetzt. Die Zahl der Unterzeichner des „K18“ ist auf über 200 gewachsen.

© dpa

Der "Kontrakt 18" und die Folgen: Autoren auf Augenhöhe

Mehr Mitbestimmung und Kontrolle bei Film und Serien: Wie der „Kontrakt 18“ die Fernseh-Branche verändert hat.

Was ist eigentlich aus dem „Aufstand der Autoren“ geworden? Gut 100 Tage ist es her, dass 90 deutsche Drehbuchautoren mit dem „Kontrakt 18“ eine Art Selbstverpflichtung an die Öffentlichkeit brachten, wonach sie sich verpflichten, nur noch an Projekten mitzuarbeiten, die ihnen eine Kontrolle und Mitsprache bei der Regie ermöglichen. Viel Gegenwind ist ihnen seit Mitte Juni entgegen gekommen, auch von namhaften Regisseuren wie Dominik Graf, aber auch viel Unterstützung.

Die Zahl der Unterzeichner ist auf über 200 gewachsen. Für Initiatorin Kristin Derfler, deren Protest „gegen die autorenfeindliche Einladungspraxis des Deutschen Fernsehpreises“ Auslöser des „Kontrakt 18“ war, ist das „eine absolute Erfolgsgeschichte“, die die Branche durcheinander gerüttelt habe. Sat1 und das ZDF gingen da in Siebenmeilenstiefeln voran, was die Zusammenarbeit im Sinne der sechs Punkte von „Kontrakt 18“ betrifft. „Zu erwähnen sind Letterbox, X Filme, Constantin, Ufa Fiction, um einige zu nennen, mit denen wir mit sehr guten Ergebnissen im Gespräch sind.“

Das gute, alte ZDF also als Frontenbrecher. „Wir möchten der erste Ansprechpartner für die Kreativen sein“, sagt eine ZDF-Sprecherin. Daher habe der Mainzer Sender unter dem Titel „Writers in the Room“ Ende August in Berlin mit Drehbuchautoren über die Möglichkeiten zur Verbesserungen der Zusammenarbeit diskutiert. Dort wurde vereinbart, die Rahmenbedingungen weiterzuentwickeln, um eine Zusammenarbeit aller Beteiligter auf Augenhöhe zu ermöglichen.

Mit der Produzentenallianz steht „Kontrakt 18“ in Verhandlungen, mit der Degeto und der ARD allgemein hapert es noch ein bisschen. „Wir haben Verständnis für die Situation der Autoren und deren Forderungen“, sagt Christine Strobl, Geschäftsführerin der ARD Degeto. Derzeit verhandele die ARD inklusive der ARD Degeto sowie der Produzentenallianz mit den zuständigen Drehbuchverbänden VDD und VDB über eine gemeinsame Vergütungsregelung für Autoren. Einige Forderungen von Kontrakt 18 spielen dabei auch eine Rolle.

Kreative Partnerschaft zwischen Regisseuren und Autoren

Das klingt noch nicht ganz so durchschlagend. Immerhin, so Derfler, das Werkstattgespräch, das der NDR zu „Kontrakt“ 18 im Rahmen des Hamburger Filmfestes veranstaltet hat, war ein Anfang. „Die Sender und Produktionsfirmen haben verstanden, dass sie als Reaktion auf die starke Konkurrenz der Streamingdienste nur mit den Autoren zusammen Antworten finden, besondere Formate wie zum Beispiel ,4 Blocks’ erfinden zu lassen, die konkurrenzfähig sind.“

Kristin Derfler („Brüder“), eine der renommiertesten Autorinnen hierzulande, hat gerade für Sat1 den Thriller „Gestalkt“ geschrieben. „Nach einem Jahr Buchentwicklung brachte der geplante Regisseur eine ganz andere Auffassung zum Thema Stalking, als die von mir intendierte in das Projekt.“ Die Sat1-Redaktion hat das abgelehnt. „Wir bekamen einen neuen Regisseur. Es heißt immer, wir wollen gemäß ,Kontrakt 18’ den Regisseur alleine bestimmen.“ Das treffe so nicht zu. Aber bei Konzertwerken sei es auch nicht egal, ob Simon Rattle oder Kurt Masur dirigiert.

Vielleicht lassen sich die Regisseure noch mehr auf die Seite der Autoren-Initiative ziehen. „Da ist sicher auch viel Ego im Spiel“, sagt Derfler, „wobei man differenzieren muss“. Dominik Graf betone auch die kreative Partnerschaft zwischen Regisseuren und Autoren, während es andere gibt, die bestehende, für sie günstige Machtverhältnisse in Gefahr sehen.

Es gehe darum, die Expertise des Autors zu nutzen, wie das in den USA mit dem Showrunner-Prinzip der Fall ist. Fest stehe: Ein Drehbuch ist kein Vorschlag, sondern eine Ansage. „Es bringt im Herstellungsprozess und am Ende dem Film, der Serie große Vorteile, wenn wir als Creator unserer Bücher diese bis zur endgültigen Fassung verantworten, die Regie mit aussuchen, bei Leseproben dabei sind, uns mit Mustern und Schnitt befassen.“

Eine Branche im Umbruch, es dürfte in den Redaktionen noch viele Diskussionen bis zum fertigen Film geben.

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