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Der Regisseur und sein Star. Klaus Lemke und Judith Paus.

© ZDF und Paulo da Silva

Der neue Film von Klaus Lemke: Bad Girls in München

Außenseiter des deutschen Films: Mit "Bad Girl Avenue" hat Regisseur Klaus Lemke wieder zugeschlagen. Das tut dem Kino gut.

Englischer Garten, Leopoldstraße, Spitzendessous, Sixpacks, schnelle Autos, Bars, Dachterrassen, ewige Sonne – man ist wieder recht schnell drin in Klaus Lemkes Mikrokosmos, in seinem neuen Film „Bad Girl Avenue“. Und sicher, man muss den notorisch-holprigen Anarcho-Witz des 77-Jährigen nicht mögen, zudem sich gefühlt jeder dritte Satz um das „F.....“-Wort dreht. Schwupp, schon wieder Sixpack und Spitzenunterwäsche, Mann und Frau am Boden oder gerne auch mal an der Wand der Tiefgarage.

Aber irgendwie hat das schon was. Ohne staatliche Förderung, ohne Drehbuch inszeniert – unbeirrt, seit über 50 Jahren zieht Lemke mit seinen „Boy-meets-girl“-Geschichten, die immer mehr „Girl-meets-boy“-Geschichten sind, seine cineastischen Kreise, gemäß dem nicht von der Hand zu weisenden Güte-Diktum „Always different, always the same“.

Nun ein weiteres schräges Machwerk des Schwabinger Regisseurs, der in den 70er-Jahren mit Filmen wie „Rocker“ und „Amore“ Kultstatus erlangte und heute seine Rolle als Außenseiter des deutschen Films sichtlich genießt. Diesmal geht es um eine Handvoll junger Frauen, die in München ein Business-Modell erstreben und sich dabei die Vorzüge einer Handvoll junger Männer dienstbar machen.

„Kann ich deine Tasche tragen?“

Nach „Unterwäschelügen“ und der Casting-Satire „Making Judith!“ zum dritten Mal dabei als Lemke-Mädchen: Judith Paus, das Bad Girl Judith. Lemke hat sie, wie er sagt, aus dem Nachtleben aufgeschnappt, ähnlich wie früher Cleo Kretschmer oder Saralisa Volm. Paus zur Seite: Anabell (Anabell Griess-Nega), Daidy (Daidy Mair), Valentina (Valentina Häberle), Paul (Paul Triller) oder Raffael (Raffael Betzler), allesamt Laiendarsteller.

Viel Authentizität, zwischen Schauspieler und Rolle passt kaum ein Blatt Papier. Dennoch, oder gerade deswegen, sehr cool, manchmal rätselhaft-poetisch, mit Zitaten von Homer und Sappho. Die Dialoge sind spontan. Er: „Kann ich deine Tasche tragen?“ Sie: „Lass mal, die ist zu schwer für dich.“ Man muss das nicht mögen. Aber es tut dem deutschen Kino und Fernsehen ganz gut, das auszuhalten.

Motto: Es braucht kein Geld für Film. Es genügt, dass man sein Handy bezahlen kann. Wir sind gespannt auf 2019.

„Bad Girl Avenue“, Dienstag, ZDF, 0 Uhr

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