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Medien: Der neue Raab

„Wetten, dass..?“: Der Pro-7-Entertainer wagt sich an die große Samstagabendshow

Ein Haus, ein Baum, ein Kind: Mit 40 überlegen sich viele Männer, wie weit sie es gebracht haben. Ein Schadensersatz, könnte man bei Stefan Raab noch hinzufügen. So gesehen ist der TV-Entertainer nämlich gut dabei. Heino will jetzt den Pro-7-Moderator verklagen, weil der am Dienstag in seiner Show „TV total“ Heinos Frau Hannelore mit Eva Braun, Hitlers’ Geliebten, verglichen haben soll. Über diese Art Humor kann man streiten, die einen lieben, die anderen hassen ihn, eines muss man Raab aber lassen: Den direkten Zweikampf hat der Mann nie gescheut, weder bei Heino noch bei sportlichen Vergleichen, wie heute Abend bei „Schlag den Raab“. Es gibt keinen anderen TV-Moderator, selbst Harald Schmidt nicht, der sich, seinen Körper und sein Image derart voranstellt, derart angreifbar macht und dabei so nah am diffusem Unterhaltungsgeschmack der Spaßgesellschaft ist. Und: Es gibt keinen anderen, der es wagen könnte, am Samstagabend gegen Thomas Gottschalk und „Wetten, dass…?“ anzutreten.

„Gottschalk ist ein väterlicher Freund von mir. Wie könnte ich den attackieren?“, sagte Raab jüngst dem „Focus“. Immerhin, Raab wolle das nicht provozieren, aber zu Überschneidungen könnte es schon mal kommen. Seit Jahrzehnten wagt es kein Sender, ein größeres Programm gegen „Wetten, dass..?“, den letzten gemeinsamen Nenner der Familienunterhaltung, laufen zu lassen. Familienunterhaltung? Fast zehn der 14 Millionen Zuschauer, die regelmäßig „Wetten, dass..?“ schauen, sind über 50 Jahre alt, nur rund vier Millionen so genannte werberelevante Zuschauer im Alter zwischen 14 und 49. Stefan Raabs „Wok WM“ oder „TV Total Boxen extra“ mit dem Kampf gegen Weltmeisterin Regina Halmich, bei dem sich der Komiker die Nase brach, sehen in der Spitze 5,5 Millionen Zuschauer zwischen 14 und 49.

Trotzdem will sich Raabs Haussender nicht in die Karten schauen lassen, wann die große Attacke gegen Gottschalk kommt. „Wenn ,Wetten dass..?’ eine alte Dame ist, dann braucht es eine neue, hübsche Braut. Wir bieten mit ,Schlag den Raab’ eine weitere spannende Unterhaltungsshow für die ganze Familie neben ,Wetten, dass ...?“ , sagt Jobst Benthues, Pro-7-Unterhaltungschef. Geplant sind zunächst drei weitere Show-Events: „Car Crash Challenge“, „Prominenten Parallel Ski Slalom“ und „TV total Turmspringen“, alle produziert von Raab TV, der Firma des Moderators.

Das ist er auch, Stefan Raab, ein Produzent und Geschäftsmann, der sich genau überlegt, wo und in welchem Umfeld er auf dem Bildschirm etwas zu suchen hat, der es sich leisten will, nicht wie Beckmann, Jauch und Schmidt zu den Öffentlich-Rechtlichen zu wechseln. „Diesen Grad der Verzweiflung habe ich noch nicht erreicht. Sobald sich dein Gehalt aus Gebühren finanziert, hast du Probleme.“ Das Einzige, was Raab diese Woche Probleme bereitet hat, war die Meldung, dass Geschäftsführer Jörg Grabosch vermutlich bei Brainpool ausscheiden wird. Daraufhin hat Raab den Vertrag seiner Firma mit Brainpool gekündigt, die „TV total“ mitproduziert. Die anderen Raab-Shows sollen von dem Vorgang nicht betroffen sein. Vielleicht ist das aber auch ein Zeichen. Wer sich „TV total“ in den vergangenen Tagen angeschaut hat, kann sich neue Betätigungsfelder für den Moderator vorstellen. Der Mix aus Stand-Up-Comedy, Promi-TVSchnipsel-Verulkung und Pro-7-Programmbegleitung hat immer noch über elf Prozent Marktanteile in der werberelevanten Zielgruppe. Der satirische Hintergrund, auch das hemmungslose Bekenntnis zum Jugendwahn, sind Raab mit 40 abhanden gekommen. Da kommt eine Heino-Klage gerade recht.

Oder noch mehr Primetime-Präsenz und „Schlag den Raab“. Ein Publikumskandidat kann heute Abend 500 000 Euro gewinnen, wenn er in 15 Spiel-undSport-Runden gegen Raab besteht. Wenn nicht, wandert die Summe in den Jackpot. Eine Million Euro wäre dann das Preisgeld der nächsten Ausgabe im Frühjahr 2007. Dann, liebe Leute von Pro 7, vielleicht doch direkt mal gegen das ZDF und Thomas Gottschalk.

„Schlag den Raab“, Pro7, 20 Uhr 15

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