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Verfolgungswahn? Maja Reichardt (Christiane Paul) glaubt zusehends, dass ihr Mann ihren Tod will. Foto: ZDF

© Sandra Hoever

Der Partner, ein Mörder?: Vertrauen, Misstrauen

„Der Verdacht“, ein Psychothriller über Mann und Frau. Manches erinnert an "Verdacht", das Meisterwerk von Alftred Hitchcock.

Bei Hitchcock war das so: Die Frau verdächtigt ihren Mann, dass er sie umbringen wolle, um an das Erbe ihres Vaters zu gelangen. Durch subtile Blicke und Gesten veranschaulicht Hitchcock hier, was es heißt, einen engen Vertrauten zu verdächtigen, ihm zu misstrauen. „Suspicion“ heißt dieses schwarz-weiße Meisterwerk von 1941, „Verdacht“ eben. Der Mann wird von Cary Grant gespielt, die Frau von Joan Fontaine („Rebecca“). „Der Verdacht“ heißt Matti Geschonnecks Fernsehfilm im ZDF, den er nach einem Drehbuch von Bernd Lange inszeniert hat. Und den ganzen Film hindurch zieht sich das Hitchcock’sche Sujet jener Ambivalenz, die Menschen und ihre Beziehungen zerstören kann.

Maja Reichardt (Christiane Paul) ist in Namibia und wird festgenommen. Die Berliner Ingenieurin hatte zusammen mit ihrem Mann Hanno (Hans-Jochen Wagner) einer ansässigen Firma ein Bauprojekt vorgestellt. An der Vorbereitung der Entwürfe, in denen es um neue Umwelttechnologien geht, hatte Hanno Reichardt Monate gesessen. Nun ist der Ingenieur tot. Kommissar Pienaar (Bjarne Henriksen) nimmt die Ermittlungen auf, während Maja der Botschaftsangehörigen Kirsten Buresch (Ina Weisse) von den bisherigen Ereignissen erzählt. Pienaar und Buresch haben einen Verdacht. Gegen Maja. So, wie Maja zuvor die ganze Zeit über einen Verdacht hatte. Gegen Hanno. Wie besessen war sie davon, dass er etwas gegen sie vorhabe. Und da taucht plötzlich Achim Borchert (Pierre Besson) in Namibia auf, langjähriger Kumpel von Hanno und nun Konkurrent um das Projekt. Hat Achim etwas mit Hannos Tod zu tun? Oder hat am Ende gar Maja ihren eigenen Ehemann umgebracht, der mit der jungen deutschen Ärztin Laura Steinborn (Mina Tander) näher bekannt schien, die sich in derselben Lodge einquartiert. Keiner scheint keinem vertrauen zu können.

Gewiss, dies ist kein Hitchcock-Film in der Wüste Namibias. Doch Matti Geschonneck legt in seiner Inszenierung dieser in der Retrospektive erzählten Geschichte das Gewicht auf die sich ständig hebenden und senkenden Waagschalen. Mal ist jene des Vertrauens höher, mal jene des Misstrauens. Dadurch entsteht eine latente Anspannung zwischen den Eheleuten. Und so sind es mehr die inneren Vorgänge der Figuren, die hier die Spannung ausmachen. Die Dramaturgie ist bei alledem etwas verworren, die Handlungsstränge sind nicht immer überzeugend zusammengeführt, so dass es dem gut besetzten Darstellerensemble zuweilen schwerfällt, der Geschichte und ihrem Personal Glaubwürdigkeit zu verleihen. Bei Hitchcock trägt Cary Grant kurz vor Ende schließlich ein Glas Milch durch die dunkle Halle, eine geschwungene Foyertreppe hoch, zu Joan Fontaine ans Bett. Die Milch auf dem Tablett leuchtet gleißend hell im Dunkel der Halle, Hitchcock ließ eine Glühbirne mit Batterie in das Glas legen. Die Szene ist legendär. Von ihr geht etwas ungemein Bedrohliches aus. Die Frau glaubt, dass der Mann Gift in die Milch hineingegeben habe, die sie nun trinken soll. Thilo Wydra

„Der Verdacht“, ZDF, 20 Uhr 15

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