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Hat Pauline Schilling (Alessija Lause) zwei Frauen ermordet? Oder gehört sie einfach zu den üblichen Verdächtigen?

© MDR/Stefan Erhard

Der "Polizeiruf" aus Magdeburg: Die Geschichte von Paul und Pauline

Im MDR-„Polizeiruf“ aus Magdeburg gerät eine Trans-Frau gleich zweimal unter Mordverdacht. Der Krimi verzichtet auf gängige Klischees.

Eine weiblichere Frau als Pauline, wie sie da in ihrem körperbetonten Kleid in ihrem Blumenladen einen Strauß Rosen arrangiert, kann man sich kaum vorstellen. „Zehn Rosen“ heißt zugleich der „Polizeiruf 110“ aus Magdeburg, den die ARD an diesem Sonntag zeigt. Das zentrale Thema, das dieser Kriminalfall mit den Kommissaren Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und Dirk Köhler (Matthias Matschke) aufgreift, ist Geschlechtsangleichung. Der Begriff ist bewusst so gewählt, denn schließlich geht es nicht um eine Umwandlung in ein anderes Geschlecht, sondern darum, den Körper an das Geschlecht anzupassen, das dem Träger entspricht.

Pauline hieß früher Paul. Der Weg, den sie zurückgelegt hat, war überaus steinig. Ihre Eltern konnten nicht verstehen, dass sie sich nach Frauenkleidern und High Heels sehnte, für die spätere Ehefrau war die Entscheidung für die Angleichung ein Schock. Es folgten Scheidung und Entzug des Besuchsrechts für den gemeinsamen Sohn. Auf all das geht der „Polizeiruf“ behutsam und mitfühlend ein, wobei es vor allem das Verdienst der Schauspielerin Alessija Lause ("Falk") ist, die schmerzvollen Erfahrungen eines Menschen mit dieser Geschichte darzustellen. Denn von der Gesellschaft und von der Polizei ist dafür nicht unbedingt Verständnis zu erwarten. In der Episode „Zehn Rosen“ gerät Pauline ein zweites Mal unter Mordverdacht. Eine junge Frau wird tot aufgefunden. Zwei Dinge fallen an der Leiche besonders auf: Das Mordopfer wurde brutal geschlagen und ihre Beine beinahe kunstvoll gefesselt.

Heilung durch Heilung

Einen vergleichbaren Fall gab es bereits einige Jahre zuvor, und damals wurde Pauline des Mordes verdächtigt. Es lag sogar ein Geständnis vor, das aber nur zustande kam, weil Polizisten die Trans-Frau beim Verhör verprügelten. Tatsächlich findet sich eine Verbindung zum jüngsten Mordopfer Kim, denn die junge Frau arbeitete just in jener Praxis, in der das Gutachten für Paulines Geschlechtsanpassung erstellt wurde. Auch das eine interessante Nebenhandlung. „Heilung durch Heilung“ lautet die Maxime der Ärztin. Will heißen: Wer die Probleme von Menschen im falschen Körper lösen will, darf das Vorhandensein von psychischen Schwierigkeiten nicht als Ausschlussgrund für eine Geschlechtsangleichung bewerten.

Pauline bleibt freilich nicht die einzige Verdächtige. Jan Freise, der Ex-Freund von Kim, hatte offensichtlich ein Problem, die von ihr ausgehende Trennung zu akzeptieren. Dem medikamentenabhängigen Krankenpfleger (Sven Schelker) mit Faible für Kampfhunde traut man jedes mögliche Verbrechen zu.

Das Drehbuch zu diesem „Polizeiruf“ stammt von Wolfgang Stauch nach einer Vorlage von Martin Douven, Regie führte der mehrfach mit einem Fernsehpreis ausgezeichnete Torsten C. Fischer. Die eigentlichen Mordopfer spielen in „Zehn Rosen“ wie meist die kleinste Nebenrolle. Die Opfer, das sind in diesem Film – übrigens die vorletzte Episode mit Matthias Matschke als „Polizeiruf“-Partner von Claudia Michelsen – ganz andere.

„Polizeiruf 110: Zehn Rosen“, ARD, Sonntag, 20 Uhr 15

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