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Medien: Deutsche Welle: Gesucht: Passagiere

Die Deutsche Welle (DW) will ihr über Satellit verbreitetes Fernsehprogramm erhalten und zusätzlich gemeinsam mit ARD und ZDF ein Pay-TV-Programm in Nordamerika auf die Beine stellen. Dafür möchte die Deutsche Welle die technische Infrastruktur und die eigenen fürs Ausland konzipierten Informationssendungen beisteuern.

Die Deutsche Welle (DW) will ihr über Satellit verbreitetes Fernsehprogramm erhalten und zusätzlich gemeinsam mit ARD und ZDF ein Pay-TV-Programm in Nordamerika auf die Beine stellen. Dafür möchte die Deutsche Welle die technische Infrastruktur und die eigenen fürs Ausland konzipierten Informationssendungen beisteuern. ARD und ZDF sollen vor allem Unterhaltungsprogramme liefern. "Die Deutsche Welle stellt den Bus bereit, in den ARD und ZDF als Passagiere einsteigen können", erklärte gestern Valentin Schmidt, Rundfunkrats-Vorsitzender der DW. Intendant Dieter Weirich bezeichnete das geplante Pay-TV-Programm als "selbsttragendes Modell", das sich in drei bis fünf Jahren refinanzieren könne. Ab 8000 Abonnenten könne der Kanal zum Geschäft werden. Allerdings sei noch kein Partner in den USA gefunden worden. Später sei eine Verbreitung des Pay-TV-Kanals auch in anderen Erdteilen möglich.

Die Deutsche Welle will damit die Klagen über das aus reinen Informationssendungen bestehende Auslandsfernsehen zum Verstummen bringen. Dieses Programm wird nach Angaben des Senders weltweit wöchentlich von rund zwölf Millionen Menschen eingeschaltet. Vor den morgen beginnenden Verhandlungen zwischen Vertretern von Bund und Ländern sowie den Sendern ARD, ZDF und DW über die Zukunft des Auslandsfernsehens betonte Weirich, dass es keine Lösung ohne die DW geben dürfe. "Wir haben die verfassungsrechtliche Kompetenz", sagte Weirich. Da jedoch ARD und ZDF mit dem Verkauf ihrer Programme in Übersee "nicht sonderlich erfolgreich" seien, hält er es für wahrscheinlich, dass die öffentlich-rechtlichen Sender schon "aus Eigeninteresse" einer Kooperation mit der vom Bund direkt finanzierten Deutschen Welle zustimmen werden. Bei den Verhandlungen dürfte vor allem eine Rolle spielen, wie die Kosten untereinander aufgeteilt werden. Weirich befürwortet zwar eine Art "Best-of"-Programm deutscher Fernsehkunst für die im Ausland lebenden Abonnenten, doch zum Einsatz dürften vornehmlich Programme kommen, die ohne zusätzliche Rechtekosten aus den Archiven von ARD und ZDF zu holen sind. Obwohl der Haushalt der Deutschen Welle aufgrund des von der Bundesregierung verordneten Sparkurses von 580 Millionen Mark im Jahr 2000 weiter auf 541 Millionen in 2003 sinken wird, plant der Sender den Ausbau des Online-Angebots. Im Frühjahr stellt die DW neue Websites vor.

Die wichtigste Personalentscheidung des Senders bleibt noch ungewiss. Am 12. Februar will CDU-Mitglied Dieter Weirich vor dem Rundfunkrat erklären, ob er für eine dritte Amtszeit als Intendant kandidieren wird. Sein Vertrag endet am 30. November, und in den vergangenen Wochen wurden in der Öffentlichkeit bereits mehrere mögliche Nachfolger Weirichs genannt, die dem Lager der rot-grünen Bundesregierung näher stehen.

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