zum Hauptinhalt
Mit Sicherheitsabstand: Barbara Schöneberger, die Moderatorin der Digital-Gala des Computerspielpreises, mit Felix Falk (links) vom Game-Verband und dem Youtuber Nino Kerl.

© Franziska Krug/Getty Images for Quinke Networks/dpa

Deutscher Computerspielpreis: Sieg der Klassikerreihe mit „Anno 1800“ in einer neuen Zeit

Die Gala zum Computerspielpreis musste im Netz ziehen. Bei der Vergabe bleibt der Preis traditionell. Mit „Anno 1800“ gewinnt ein echter Klassiker.

Das Strategiespiel „Anno 1800“ des Mainzer Studios Ubisoft Blue Byte ist „Bestes Deutsches Spiel“. Die höchste Auszeichnung des Deutschen Computerspielpreises haben die Entwickler aufgrund der Coronakrise auf einer „Digital-Gala“ im Internet entgegengenommen.

Der digital ins Studio zugeschaltete Minister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Andreas Scheuer, lobte den „Charme der Nostalgie“: Die Magie des Spiels sei in der siebten Folge auch nach mehr als 20 Jahren noch vorhanden.

"Charme der Nostalgie"

Eine Gala im Netz hat es naturgegeben schwer, ohne geladenes Publikum Emotionen, Glamour und Festlichkeit zu transportieren. Die Moderatoren Barbara Schöneberger und Youtuber Nino Kerl gaben ihr Bestes und umschifften auch gestörte Video-Verbindungen, eingefrorene Standbilder von Laudatoren und ausgefallene Akustik. „Es muss aber auch noch Sehnsucht nach der Bühne zurückbleiben“, sagte Schöneberger.

Das Aufbau-Strategiespiel „Anno 1800“ ist die siebte Folge der vor allem auch hierzulande erfolgreichen „Anno“-Reihe von Ubisoft Blue Byte. Das bereits vor einem Jahr auf dem deutschen Markt erschienene Simulationsspiel schickt die Spieler auf Zeitreise ins 19. Jahrhundert mitten in die industrielle Revolution und wartet mit vielen liebevoll gestalteten Details auf. Es geht darum, Dörfer, Städte und Metropolen zu gründen, die Bewohner bei Laune zu halten, Kolonien zu errichten und wichtige Handelsrouten aufzubauen. Der Spieler kann sich jeweils entscheiden, ob er als Visionär, Ausbeuter, Eroberer oder Befreier die Geschichte vorantreibt.

An Auszeichnungen dürften die Macher von „Anno 1800“ aus Mainz inzwischen gewöhnt sein. Eine Ehrung als „Bestes Gamedesign“ gab es in Berlin am Abend oben drauf. Und erst vor rund vier Monaten erhielt Ubisoft für den Titel bei der Verleihung des Deutschen Entwicklerpreises in Köln mehrere Auszeichnungen, unter anderem als „Bestes deutsches Spiel“. Auch auf der Spielemesse Gamescom in Köln erhielt das Spiel 2018 die Auszeichnung als bestes PC-Spiel.

Kreuzberger Spiel "Bestes Serious Game"

Zu den drei Nominierten für das Beste Deutsche Spiel zählte zunächst auch das Spiel „Through the Darkest of Time“ der Entwickler-Schmiede Paintbucket Games aus Berlin-Kreuzberg. Das Spiel ging aber nicht ganz leer aus, sondern erhielt die Auszeichnung „Bestes Serious Game“. In dieser Kategorie werden Spiele gewürdigt, in denen nicht die Unterhaltung im Vordergrund steht, sondern die Vermittlung eines ernsten Hintergrundes.

„Through the Darkest of Time“ versetzt den Spieler in die Zeit des Nazi-Regimes 1933. Aufgabe ist es, den Widerstand gegen Hitler mit den nur spärlich zur Verfügung stehenden Mitteln zu organisieren. Das Spiel sei „relevanter denn je“, sagte Laudatorin Odile Limpach, Professorin an der TH Köln. Vor allem stelle das Spiel genau die richtige Frage: Wie würde ich handeln? Die Macher wollen ein Teil des Preisgelds an die Organisation Seawatch spenden.

In insgesamt 15 Kategorien hatte zuvor eine 40-köpfige Jury die Gewinner in 15 verschiedenen Kategorien ermittelt. Die Preisvergabe orientierte sich jeweils an Kriterien wie Spielspaß, Unterhaltung, künstlerische Qualität, Innovationsgehalt oder pädagogisch-didaktischer Wert.

Publikumspreis für "The Witcher 3"

Auch diesmal wurde wieder ein Publikumspreis vergeben. Dafür konnten Spielerinnen und Spieler in einem rund vierwöchigen Online-Voting die Stimme für ihren Favoriten abgeben. Der diesjährige Preis geht nach Polen.

Die Auszeichnung der Community erhielt das Fantasy-Game „The Witcher 3: Wild Hunt“ des polnischen Entwicklerstudios CD Projekt RED um die Abenteuer des Hexers Geralt von Riva im vom Krieg gezeichneten Temerien. Die Fantasy-Story basiert auf den Romanen des polnischen Schriftstellers Andrzej Sapkowski und erweist sich auch in der dritten Folge zum Bestseller. (mit dpa)

Renate Grimming

Zur Startseite