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Die ARD und die Dritten: Verzwergung

Das ARD-Programm schwächelt, die Dritten Programme werden immer stärker. Da läuft was schief. Ein Kommentar.

WDR-Intendant Tom Buhrow übernimmt zum 1. Januar ein schönes, schweres Amt: Er wird als ARD-Vorsitzender versuchen, den Verbund der neun Landesrundfunkanstalten von gemeinsamen Zielen zu überzeugen. Sollte machbar sein, doch schon beim Ersten Programm werden die Interessen auseinandergehen. Nach den Marktanteilen hat das Zweite das Erste 2019 wieder klar geschlagen: Das ZDF ist zum achten Mal in Folge Marktführer, dieses Mal mit 13,1 Prozent. Das Erste folgt mit 11,3 Prozent.

Solch ein Abstand ist in einem engen Zuschauermarkt fast schon sensationell. Nun neigen die ARD-Heroen zu der Erklärung, dass das ZDF ein Marktführerprogramm veranstaltet mit Schlagseite hin zur privaten Konkurrenz: Sprich: Das Erste ist diverser, nicht nur im Kern öffentlich-rechtlicher. Das hat das Publikum offensichtlich nicht begriffen, verweist es doch das bessere öffentlich-rechtliche Fernsehen schnöde auf Platz zwei.

Welche Mittel ins Erste, welche in die Dritten?

Mit dem ARD-Vorsitzenden Buhrow wird die Frage aufkommen, was die einzelnen Anstalten ins Erste investieren wollen, genauer, welche Mittel, welche Kreativität gehen ins Erste, was ins jeweilige Dritte? Die Dritten sind ein wahrer Stolzfaktor. Addiert erreichten sie in diesem Jahr 13,2 Prozent, eine klare Steigerung gegenüber 2018 mit 12,7 Prozent. Ob RRB-, WDR- oder MDR-Fernsehen, hier schaut ein treues und weiterwachsendes Seniorenpublikum. „Abendschau“, Rückenprobleme, die 365. „Tatort“-Wiederholung, Quizbrause und Heimatsause – diese Programme zielen nicht auf Zuschaueranstrengung, sondern auf Publikumsbefriedigung, eine Mediathek aus Kümmer-und-Kummer-TV, Nah-Berichten und Wiedererkennen im Immergleichen.

Das kann nicht der Anspruch des Ersten sein. Hier müssen größere Fragen, relevantere Themen, hier muss das große Ganze behandelt werden. Deutschland-Fernsehen also, dessen Maßstab nicht das aufgepumpte Regionale, sondern das Nationale, das Internationale sein muss – und längst nicht nur bei der Information. Die Verschiebung der Talkshows aus den Dritten ins Erste zeigt die Not, nicht die Tugend.

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