zum Hauptinhalt

Medien: „Die Katastrophenmacher“

ARD-Report über die Allianz von Medien und Hilfsorganisationen

Katastrophe – „hört bei diesem Wort überhaupt noch einer zu?“ Für Stefan Schaaf und Richard Klug ist das eine nahe liegende Frage; Beide berichten seit Jahren aus Afrika. Schaaf als Korrespondent im ARDBüro Johannesburg, Klug als Auslandsreporter beim SWR. Ihre Erfahrung und wohl auch ihren Frust darüber, dass Hunger und Not ohne spektakuläre Bilder vom Fernsehen gar nicht erst wahrgenommen werden, haben sie in der Reportage „Die Katastrophenmacher“ verarbeitet. Die Autoren fassen sich durchaus an die eigene Nase, doch auch die Politik und die Hilfsorganisationen kommen nicht gut weg. Oft gebe es einen Wettbewerb der Organisationen, „um die Aufmerksamkeit der Medien zu gewinnen“, sagt Klug. Da wird manche Notlage besonders dramatisch geschildert. Andererseits würden die Behörden in einigen Ländern lieber vorgeben, alles unter Kontrolle zu haben, als eine Notlage einzugestehen.

Als Beispiel führen er und Schaaf das südafrikanische Land Mosambik an. Vor vier Jahren sorgte dort eine Überschwemmungskatastrophe für Schlagzeilen und lockte Fernsehteams aus aller Welt an. Bilder, die gut ins Klischee vom sterbenden Kontinent passten, liefen um den Globus: Waghalsige Rettungsaktionen weißer Hubschrauberpiloten, die die armen, dunkelhäutigen Afrikaner im letzten Moment den Fluten entrissen. Millionenspenden flossen, und die wohlhabenden Staaten stellten auf einer Geberkonferenz Mittel bereit, von denen nach Angaben der Regierung in Mosambik bis heute nur die Hälfte ausgezahlt worden sei. Insgesamt starben 700 Menschen, und sicher war vielen in Mosambik auf Grund der Mobilisierung geholfen worden.

Ein halbes Jahr zuvor war allerdings über eine weit größere Katastrophe „fast gar nicht berichtet worden“ (Klug). Durch den Monsunregen waren in Indien 3000 Menschen gestorben, 2,7 Millionen wurden obdachlos. Und auch in Mosambik selbst droht eine größere Katastrophe heute vom reichen Norden unbeachtet zu bleiben: Die anhaltende Dürreperiode produziert keine spektakulären Bilder, viele Maisfelder sind sogar nach wie vor grün. Allerdings tragen sie zwar Blätter, aber kaum noch Kolben. Weil dies schleichende Katastrophen sind, „kann man das auch nicht so gut, wenn Sie so wollen, verkaufen“, sagt Georg Heymell vom Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen.tgr

„Die Katastrophenmacher“: 23 Uhr, ARD

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false