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Medien: Dieter Schröder im Gespräch: Ein Freund und Konkurrent

Er hat als Herausgeber der "Berliner Zeitung" etwas geschafft, was nicht jedem in seiner Position vergönnt ist: Er ist über die ursprünglich vereinbarte Zeit hinaus Herausgeber geblieben, und als er jetzt, an seinem 70. Geburtag, endgültig seinen Abschied verkündete, war das Bedauern groß.

Er hat als Herausgeber der "Berliner Zeitung" etwas geschafft, was nicht jedem in seiner Position vergönnt ist: Er ist über die ursprünglich vereinbarte Zeit hinaus Herausgeber geblieben, und als er jetzt, an seinem 70. Geburtag, endgültig seinen Abschied verkündete, war das Bedauern groß. Dieter Schröder geht also unter allgemeinem Beifall, und es gehört nicht viel Einfühlungsvermögen dazu, sich vorzustellen, dass ihm diese Zeit in Berlin gut getan hat - nicht nur, weil sie die Rückkehr des Dieter Schröder in seine Geburtsstadt bedeutete.

Offensichtlich war, dass er sich noch lange nicht reif für das Rentenalter fühlte, als er 1995 - nach zehn Jahren als Chefredakteur - die Leitung der "Süddeutschen Zeitung" abgab. In seine Zeit fallen viele der Erfolge und Entscheidungen, die den Ruf der "Süddeutschen Zeitung" bis heute begründen und das Blatt zur größten Qualitätszeitung Deutschlands machten: Die Einführung einer überregionalen Ausgabe, das "SZ-Magazin", die Jugendbeilage "Jetzt", das SZ-Fernsehen. Eine ganze Legion bedeutender Journalisten verdankt ihm die Einstellung oder Förderung - von Heribert Prantl über Axel Hacke und Martin Süskind bis Josef Joffe; der eine oder andere ging inzwischen woanders seinen Weg.

Dieter Schröder kann, allemal im Gespräch unter vier Augen, der liebenswürdigste und humorvollste Vorgesetzte sein, den man sich nur vorstellen kann. Dass er in Konferenzen gelegentlich zu mittleren Temperamentsausbrüchen neigte, haben ihm die meisten längst nachgesehen. Hartnäckig hält sich das Gerücht, Schröder habe früher schwerste Vorbehalte gegen die Einstellung von Redakteuren aus dem Osten Deutschlands geäußert. Sollte das wahr sein, hat er bei der "Berliner Zeitung" im buchstäblichen Sinne tätige Reue gezeigt.

Nun zieht es ihn wohl häufiger in Richtung München, und mit dem gebotenen Abstand eines Konkurrenten auf diesem heißumkämpften Berliner Zeitungsmarkt dürfen wir ihm zurufen: Wir werden Sie vermissen, Dieter Schröder! Einen Freund.

gdl

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