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Digitale Zukunft: Viele Wege, ein Ziel

Nur Print reicht nicht: Warum Verlage ihre Zukunft digital gestalten müssen.

Dass die Zukunft digital sein wird, steht für Uri Shinar außer Frage. Schon heute würde bei der Videoplattform Youtube pro Minute Material in einer Größe von zehn Stunden hochgeladen. Pro Jahr seien es 18 Millionen Stunden. Während das Radio 37 Jahre gebraucht habe, sein Publikum zu finden, sei dem World Wide Web dies innerhalb von drei Jahren gelungen. Diese rasanten Entwicklungen der Mediennutzung präsentierte Shinar, der das Animationsfilm-Unternehmen Aniboom gegründet hat, am Dienstag beim „Digital Innovators’ Summit“ in Berlin. Veranstaltet wurde der zweitägige Kongress vom Verband der Deutschen Zeitschriftenverleger (VDZ) in Zusammenarbeit mit der Messe Cebit.

„If you can’t beat them, join them“, sagte Shinar mit Blick auf die Herausforderungen, vor denen Verleger angesichts der digitalen Entwicklungen stehen. Wenn Anbieter wie Youtube und Google im Netz nicht zu schlagen seien, dann müsse mit ihnen kooperiert werden. Viele Fernsehsender würden dem Motto folgen und wie jetzt beispielsweise die ZDF-Talkshow „Maybrit Illner“ eigene Youtube-Kanäle anbieten.

Verleger seien mit ihren Angeboten im Netz allerdings noch erfolgreicher als Fernsehsender, stellte Andreas Wiele, Vorstand Bild-Gruppe und Zeitschriften bei Axel Springer, fest. Unter den 100 meistbesuchten Websites in Deutschland seien 21 von Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen, nur sechs von Fernsehsendern, das Radio fehlt komplett. Trotzdem warnte Wiele: „Der Printbranche darf nicht der gleiche Fehler wie der Musikindustrie passieren.“ Dort sei mit Apple ein IT-Unternehmen der erfolgreichste Anbieter von Musik im Netz weit vor den Plattenlabels. Um sowohl mit Printprodukten als auch mit ihren Webangeboten erfolgreich zu sein, müssten Verlage die Leser mit den von ihnen generierten Inhalten an die Produkte binden, sagte Wiele.

Bei der Verbreitung von Nachrichten wird das Handy nach Ansicht von Christopher Schläffer, Group Product and Innovation Officer bei der Deutschen Telekom, künftig eine noch größere Rolle spielen. Vier Milliarden Mobiltelefone gebe es inzwischen weltweit, 800 Millionen davon seien internetkompatibel. Sowohl Verleger als auch Fernsehsender müssten deshalb ihre Inhalte fürs Handy kompatibel machen, um erfolgreich zu sein.

Die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck (Tagesspiegel, „Zeit“) widmet sich neben dem Kernbereich Print auch digitalen Projekten wie dem sozialen Netzwerk StudiVZ oder der Partnervermittlung Parship, um für die digitale Zukunft gerüstet zu sein, sagte Jochen Gutbrod, Holtzbrinck-Vize und Leiter der Digital-Holding des Unternehmens. Er wünscht sich jedoch, dass die Bedingungen für Anbieter von Web-Inhalten international vereinheitlicht werden. Anbieter wie Facebook würden in Deutschland beispielsweise kein Büro gründen, weil die Restriktionen hier strenger als in den USA seien. Angesichts der Wirtschaftskrise hatte Gutbrod für die Kongressteilnehmer noch einen Tipp: „Investieren.“

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