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Inszenierung im Wahlkampf. Der Doku-Film über den Präsidenten soll dessen Umfragewerte verbessern.

© Reuters

Doku-Film über Barack Obama: Der Hollywood-Präsident

US-Präsident Barack Obama poliert sein Image auf. Die Oscar-Preisträger Tom Hanks und Davis Guggenheim inszenieren Obama als perfekten Präsidenten. Für die Republikaner ist das schlicht Propaganda.

Der Präsident drehte sich zu jedem, der im Raum war, erzählt US-Vizepräsident Joe Biden. "Was empfehlen Sie? Was sollte ich tun?" Das habe Präsident Barack Obama all seine Mitarbeiter und Berater im „Situation Room“, dem Krisenzentrum im Weißen Haus, gefragt. Keiner legte sich fest, erinnert sich Biden. "Als er den Raum dann verließ, war er auf sich allein gestellt." Wenig später wird Obama einer amerikanischen Sondereinheit den Befehl geben, das Versteck von Osama bin Laden im pakistanischen Abbottabad zu stürmen. Am 2. Mai 2011 wird der Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001 erschossen.

Aus Sicht Bidens hatte der Präsident alles auf eine Karte gesetzt. Hätte er falsch gelegen, wäre seine Präsidentschaft vorbei gewesen, glaubt der Vizepräsident. Es ist eine von vielen Szenen im Dokumentarfilm "The Road We’ve traveled" (Den Weg, den wir zurückgelegt haben), in denen Barack Obama als starker Präsident dargestellt wird. Mit schwierigen Entscheidungen war er in den letzten dreieinhalb Jahren oft konfrontiert: Während der Finanzkrise, als die Autokonzerne pleite gingen und in Bezug auf die Kriege in Irak und Afghanistan. Die Botschaft ist eindeutig: Dieser Mann hat Führungsqualitäten und verdient eine zweite Amtszeit.

Der 17-minütige Dokumentar-Film wurde am Donnerstagabend von Obamas Wahlkampfteam im Internet freigegeben. Inszeniert wurde er von Oscar-Gewinner Davis Guggenheim, Filmstar Tom Hanks leiht dem Film seine Stimme als Sprecher. Die Dramaturgie steht klassischen Hollywood-Produktionen in nichts nach: Emotionsgeladene Bilder, bewegende Musik und Interviews mit politischen Schwergewichten wie dem früheren Präsidenten Bill Clinton oder Rahm Emanuel, einst Obamas Stabchef und mittlerweile Bürgermeister von Chicago.

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Der Dokumentarfilm ist ein weiteres Puzzleteil in Obamas "Mission Wiederwahl". Während die Republikaner noch nach einem geeigneten Herausforderer für ihn suchen, pfeilt der Präsident an seinem Image. Die Macher des Films hoffen auf einen "viralen Effekt". Möglichst viele Leute sollen sich den Film im Netz anschauen, indem dieser über soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter weiterverbreitet wird. Im Vergleich zur klassischen Fernsehwerbung in den USA ist das relativ günstig. Zwar gibt es keine offiziellen Zahlen, was der Film gekostet hat. Amerikanische Medien spekulieren, dass Obama dafür bis zu 350.000 US-Dollar (etwa 270.000 Euro) gezahlt haben könnte. Für kurze 30-sekündige Videos, die im Fernsehen ausgestrahlt werden, zahlen die Kandidaten aber oft Millionen. Gekaufte Sendezeit auf Fernsehsendern ist nämlich verhältnismäßig teuer.

Nach Angaben der amerikanischen Wahlkampfkommission FEC hat Obama zum jetzigen Zeitpunkt über 182 Millionen US-Dollar (140 Mio. Euro) Spenden eingesammelt. Mitt Romney, der als wahrscheinlicher Herausforderer auf Seiten der Republikaner gilt, hat 100 Millionen (76 Mio. Euro) beisammen.

Für die Republikaner ist der Film nicht mehr als "bedeutungslose Propaganda". Das amerikanische Volk brauche kein Hollywood-Film, um zu wissen, was der Präsident in den letzten drei Jahren erreicht hat, sagte eine Sprecherin der republikanischen Partei. Die Konservativen betonen aber weniger Obamas Erfolge, sondern die ungelösten Probleme, wie die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten.

Die Dokumentation wurde zwar schon vor Wochen produziert, kommt aber zu einem für Obama kritischen Zeitpunkt heraus. Laut einer aktuellen Meinungsumfrage des Forschungsinstituts Gallup sind nur noch 45 Prozent der US-Bevölkerung damit zufrieden, wie Obama sein Amt ausübt. 49 Prozent sind unzufrieden, die Mehrheit also. Aus Sicht Obamas noch gravierender: Zwei Drittel der Bevölkerung glauben, dass sich das Land in die falsche Richtung bewegt. Nur ein Drittel sagt, es bewegt sich in die richtige Richtung. Um diese Werte zu ändern, wird es sicherlich noch den ein oder anderen Film brauchen.

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