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Das schwindende Eis verkürzt die Jagdsaison für Eisbären immer mehr.

© SWR/Galafilm Productions

Doku über "Faszination Arktis": Das Eis schmilzt, der Eisbär leidet

„Faszination Arktis“: Ein kanadischer Dokumentarfilm über das schöne, bedrohte Paradies Arktis.

„Der Wandel zeigt sich hier weit schneller als im Rest der Welt. Das heißt: Was jetzt in der Arktis passiert, steht dem ganzen Planeten bevor.“ Es sind zutiefst ernüchternde Worte. Sie werden von einem geäußert, der die Arktis, den nördlichsten Teil unseres Planeten, zu dem auch Grönland gehört, liebt – die Naturschauspiele, die sich hier vollziehen, und das reichhaltige Tierleben. Es ist der frankokanadische Extremtaucher Mario Cyr. Seit 1991 beobachtet er die Veränderungen, die in der Arktis vonstattengehen. Es sind erschreckende Veränderungen.

Filmautor Denis Blaquière begleitet in dem neuen kanadischen Dokumentar-Langfilm „Faszination Arktis“ Mario Cyr und die Höhlentaucherin Jill Heinerth, die hier erstmals gemeinsam die Expedition ins vermeintlich ewige Eis und dessen Meere antreten. Und schon bald, noch zu Beginn dieses atemraubend schöne Aufnahmen zeigenden Dokumentarfilms, kommt es zu ersten dramatischen Szenen: Das Camp, das das Team um Cyr und Heinerth auf der Eisdecke des Lancastersund aufgebaut haben, mit all den Zelten, Stationen und großen Schneeschlitten, muss umziehen – durch das rasante Abschmelzen des Eises steht ihnen innerhalb nur weniger Tage das Wasser bereits bis zu dreißig Zentimeter hoch im Zelt. Alles muss abgebaut, umgezogen, neu aufgebaut werden. Das, so sagen sie, hatten sie noch nie. In dieser Rasanz, in diesem Ausmaß.

Am Rand des Meereises

Hier, wo es rund um die Uhr hell ist, wollen Mario Cyr und Jill Heinerth an den Rand des Meereises, an jene Stelle, wo Eis und Meer aufeinanderstoßen. Ein absolut faszinierender Ort. Es ist lebensgefährlich, hier zu tauchen, trotz Neoprenanzug. Beginnt sich einer der im Meer schwimmenden Eisberge urplötzlich im Wasser zu drehen, kann das ebenso tödlich sein wie die hochgefährliche Begegnung mit den Walrossen, die teils mit großer Geschwindigkeit schwimmen und mit ihren großen Stoßzähnen nur einmal zuhauen müssen. Allergrößte Umsicht ist geboten, um mit den Filmkameras einzigartige Bilder aufnehmen zu können von einer Welt, die in den kommenden Jahren verloren gehen wird. Dieses Risiko nehmen die beiden Extremtaucher wissentlich auf sich, sie wollen, wie Cyr an einer Stelle mit wehmütigem Ton bekundet, für die Nachwelt festhalten, sie wollen Auge sein für die, die das selbst nicht mehr sehen können.

Anzeichen für Klimawandel

Überall sind für die beiden Experten die Anzeichen des globalen Klimawandels präsent: So hat sich etwa in einigen Regionen wie der Hudson Bay die Eisbärenpopulation innerhalb der vergangenen fünf Jahre halbiert. Ihr Lebensraum schwindet, ihre Nahrungskette verändert sich. Denn unter dem ewigen Eis setzen sich Algen fest, die wiederum die Nahrung der Mikroorganismen sind, von denen sich wiederum die Fische ernähren, die von den Robben und Eisbären gefressen werden. Hinzu kommen Walrosse und Beluga- und Nar-Wale. Doch das Eis schmilzt. Damit verschwinden die Algen und mit ihnen die Mikroorganismen. Und so geht es weiter. Nahrungsketten, Lebensräume und schließlich Tiere verschwinden. Am Ende dieser Kette steht die globale Natur und – der Mensch. Das zeigt „Faszination Arktis“ auf eindrückliche, bedrückende Weise.

Traurige Bilanz

Am Ende des Films resümieren die beiden Forscher ihre Erfahrungen und Erlebnisse. Mario Cyr sagt: „Die Bilanz unserer Reise durch die Arktis stimmt uns traurig.“ Der hohe Norden erwärme sich doppelt bis dreimal so schnell wie der Rest der Erde, „und man kann dabei zusehen, wie diese Wunder verschwinden“. Die Arktis von vor zwanzig Jahren gibt es nicht mehr, und die Arktis von heute wird es in zwanzig Jahren nicht mehr geben. Sie wird verschwunden sein. Und Jill Heinerth spricht zuletzt von einem „dramatischen Wandel mit existenziellen Folgen für das Leben“. Thilo Wydra

„Faszination Arktis“, in der Arte-Mediathek bis 20. September

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