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Facebook-Gründer Mark Zuckerberg.

© dapd

Dokumentation: Weil wir Freunde sind

Ein ARD-Film beschreibt, worauf das soziale Netzwerk Facebook sein Milliardengeschäft gründet.

Das Tempo ist schwindelerregend: In einer Szene des ARD-Films „Facebook: Milliardengeschäft Freundschaft“, der am heutigen Montag in der Reihe „Die Story im Ersten läuft, sieht man Mark Zuckerberg noch auf der Bühne der Entwicklerkonferenz F8 stehen. Das war im Oktober 2011, und Zuckerberg teilte dem Publikum voller Stolz mit, dass nun eine halbe Milliarde Menschen Mitglied bei Facebook seien.

Als der Kommentar zu dem Film gesprochen wurde, zählte das Netzwerk schon 800 Millionen – als das soziale Netzwerk vor einigen Tagen den Börsengang angestoßen hat, wurde als aktuelle Mitgliederzahl 850 Millionen Menschen genannt. Nur noch Indien und China sind als Staaten größer als das 2004 vom damaligen Harvard-Studenten Zuckerberg gegründete Netzwerk. „Facebook ist zum Internet im Internet geworden, erst dadurch wurde das Netz für mich begreifbar“, sagt der 35-jährige Thomas Stieglitz. An der Ostsee betreibt er ein Restaurant und einen Campingplatz. Während der Kaffee noch durch die Maschine läuft erzählt er davon, wie sich für ihn Morgenzeitung und Morgenradio auf einer Internetseite verbinden. „Unser Erfolg ist es, wenn die Menschen alles von sich preiszugeben, was sie möchten“, sagt Mark Zuckerberg.

Aus dem Off ist ein Song zu hören, „Tell me more as I should know“ und der Kommentar erklärt, dass die Tipps und Informationen, die die Mitglieder austauschen, vor allem für Facebook selbst wertvoll sind. „Denn hinter der Seite steckt ein ausgeklügeltes Geschäftsmodell“. Entstanden ist der Film von Svea Eckert, Anika Giese und Charles Miller als NDR-Produktion in Zusammenarbeit mit der BBC. Zwei Fragen stehen im Mittelpunkt des Films: Wie verdient Facebook sein Geld und was passiert mit den Daten der Nutzer? Verglichen mit dem Mitgliederwachstum ist der Neuigkeitswert des Films allerdings gering.

Weder gibt es spektakuläre Enthüllungen noch gelingt es, Mark Zuckerberg zu entzaubern. Die vorherrschende Stimmung ist sommerlich freundlich, auf die Schattenseiten wird nicht eingegangen. Da war selbst der Film „The Social Network“ mit Jesse Eisenberg aufschlussreicher. Auch die geschilderten Gefahren erscheinen vorwiegend hypothetischer Natur. Wenn überhaupt stellt sich die Frage, warum sich die Nutzer freiwillig zur Daten-Schlachtbank führen lassen. Stellvertretend für die inzwischen weit über 20 Millionen deutschen Facebook-Mitglieder haben die Autoren zwei Nutzer herausgepickt. Neben Thomas Stieglitz ist dies die 17-jährige Franciska.

Der Börsenwert von Facebook wird auf 100 Milliarden Euro geschätzt

Ein Tag ohne Facebook ist für sie ein verlorener Tag. „Zuhause bin ich dauer-online und unterwegs habe ich Facebook auf meinem Handy“. Nur ein Mitglied ihrer Fußballmannschaft fehlt noch im sozialen Netzwerk, fragt sich nur, wie lange sie dem Gruppendruck standhalten kann. Franciska und ihre Freundinnen gehören zu der Jugend, die man über Zeitung und Fernsehen kaum noch erreicht. Fast alle Modemarken sind darum bereits auf Facebook vertreten. „Cause I like, what you like“, singt es aus dem Off und Facebook-Marketingexpertin Sheryl Sandberg erklärt: „Die Nutzer findet auf Facebook Sachen, von denen er noch nicht weiß, dass er sie überhaupt braucht. Immerhin fragt sich Thomas Stieglitz, welchen Einfluss der Börsengang auf den Umgang von Facebook mit den Daten haben wird. Wenn endgültig die Finanzinteressen das Sagen haben, um statt einem Dollar aus jedem Nutzer fünf oder sechs herauszuholen. Wohin wird sich Facebook entwickeln, zur Shopping-Plattform, zur Online-Bank?

Mark Zuckerberg sitzt an seinem Schreibtisch inmitten der Mitarbeiterschaft in der Facebook-Firmenzentrale in Palo Alto. Die Atmosphäre ist locker, das Großraumbüro lichtdurchflutet, Journalisten haben hier nur selten Zugang, heißt es aus dem Off. Im Interview sitzt Zuckerberg mit unbewegtem Oberkörper da, blickt unverwandt in die Kamera und erzählt, dass er neben Informatik auch Psychologie studiert hat. „Beide Fächer ergeben die DNS von Facebook, einer Technologiefirma, die ein zwischenmenschliches Produkt entwirft“. Und zugleich eine Firma, deren Börsenwert auf 100 Milliarden Euro geschätzt wird. Einer der wichtigsten Protagonisten des Films ist Thilo Weichert, der Datenschutzbeauftragte des Bundeslandes Schleswig-Holstein. Vor allem in Deutschland steht Facebook wegen des Umgangs mit den Daten seiner Nutzer in der Kritik.

Das, was die Mitglieder bei Facebook eingeben, könne Auswirkungen auf ihre Bonitätsbewertung haben, auf ihren Arbeitsplatz oder ihren Versicherungsschutz, warnt Weichert. „Derzeit macht Facebook das nicht, aber das Potenzial steckt in den Daten“, sagt er.

„Die Story im Ersten: Facebook - Milliardengeschäft Freundschaft“, ARD, um 22 Uhr 45.

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