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Dokus: „Liebe auf den ersten Blick“

Heimspiel: Der Kultursender Arte widmet der Deutsch-französischen Freundschaft Themenschwerpunkte.

Ein Landhaus in der Champagne war am 14. September 1958 Schauplatz eines politisch-romantischen Kennenlernens: „Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagen der Publizist Alfred Grosser und die Historikerin Frédérique Naeu-Dufour in zwei verschiedenen Arte-Dokus übereinstimmend über Charles de Gaulle und Konrad Adenauer. Der gerade erst an die Macht zurückgekehrte de Gaulle, der im zweiten Weltkrieg von London aus den Kampf zur Befreiung Frankreichs von der deutschen Besatzung geführt hatte, lud den Bundeskanzler ein. Ganz privat angeblich, sieht man von Fotografen und Kameraleuten ab, die dann doch beim Eintreffen des hohen Gastes aus dem Land des Erbfeindes warteten.

Adenauer staunte über Goethe und andere Klassiker in de Gaulles Bibliothek – in deutscher Sprache. „De Gaulle wurde von Adenauer restlos bewundert und war sehr froh, von einem solchen Mann bewundert zu werden“, sagt Grosser. Nach dem Treffen folgten ein Briefwechsel, gelegentliches Wiedersehen und 1962 zwei Staatsbesuche, die die positive Stimmung zur Unterzeichnung eines deutsch-französischen Freundschaftsvertrags schufen. Die Öffentlichkeit der einst verfeindeten Nationen war reif für die Unterzeichnung des Vertrags am 22. Januar 1963 im Élysée-Palast, ein Jubiläum, das für den deutsch-französischen Sender eine Art Pflicht-Heimspiel ist.

Die Zeit der Annäherung lässt sich auf verschiedene Weise erzählen: Stark personalisiert und auf die persönliche Beziehung der beiden Staatsmänner reduziert, wie in der Doku „De Gaulle und Adenauer – Eine deutsch-französische Freundschaft“ (Sonntag, 15 Uhr 50). Hier wird das Treffen in de Gaulles Landhaus mit zwei Schauspielern in sonnendurchfluteten Räumen nachgestellt, obendrein leidet der Film unter den ehrfurchtsvoll-biederen Texten. Weitaus aufschlussreicher arbeitet die Doku „Der steinige Weg zur Freundschaft“ (22. Januar, 22 Uhr) die Hintergründe der deutsch-französischen Politik auf. Hier klingt die Sache weniger romantisch. Demnach habe de Gaulle die Bundesrepublik von den USA wegbringen wollen, „um unter seiner Führung etwas gegen Amerika zu machen“, sagt Grosser. Thomas Gehringer

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