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Gib’s zu, du warst es. Die traumatisierte Johanna (Maria Simon) und der verdächtige Björn (Devid Striesow) – ein guter Freund. Foto: ZDF

© ZDF/Gordon Timpen

Drama: In aller Freundschaft

Nie wieder Party: In einem Arte-Film brilliert Maria Simon in der Rolle eines Vergewaltigungsopfers. Im Frühjahr ist die Berliner Schauspielerin als TV-Kommissarin zu sehen.

Eine junge Frau wacht am Morgen nach einer Party orientierungslos in einem Hamburger Park in der Nähe ihrer Wohnung auf. Johanna hat keine Erinnerung an das, was in der späten Nacht passiert ist. Klar ist nur, dass sie vergewaltigt wurde. Und dann folgt gleich der nächste Schock: Ihr wurden in der Nacht K.-o.-Tropfen verabreicht. Der Vergewaltiger muss also ein Partygast sein, einer ihrer besseren Freunde …

Angst, Misstrauen, eine zur Obsession ausartende Suche, Zweifel, Selbstzweifel – eine besondere Herausforderung für Maria Simon, die das Vergewaltigungsopfer spielt. Regisseur Kai Wessel, der sich mit der preisgekrönten, zwölfteiligen „Klemperer“-Reihe sowie diversen Psychodramen einen Namen gemacht hat, dürfte kaum Mühe gehabt haben, die Geschichte um die traumatisierte Protagonistin und den Hauptverdächtigen Björn (Devid Striesow) – der Verlobte ihrer besten Freundin – ins rechte Licht zu rücken. Nur das Ende, des Dramas Auflösung (Buch: Astrid Ströher), schwächelt etwas.

Ein intensiv gespielter Trip. Von Ferne erinnert „Es war einer von uns“ an „Rosemaries Baby“, den Horrorfilm von Roman Polanski, bei dem die von Mia Farrow gespielte Heldin nach dem Verzehr eines Mousse au Chocolat bewusstlos wird und träumt, dass der Teufel sie in ihrer Wohnung vor den Augen von guten Freunden und übertrieben freundlichen Nachbarn vergewaltigt hat.

Realität, Wahn und Wahnsinn vermag auch Johanna nicht mehr auseinanderzuhalten. Wie ihr Leben völlig aus den Fugen gerät, wie sie vor lauter Verdächtigungen, die Polizei hat die Suche nach dem Täter mangels Beweisen längst einstellen müssen, bei ihren Nachforschungen einen Freund nach dem anderen und dabei fast noch ihr Gesicht verliert; Maria Simon brilliert, fesselt, steigert sich in die Rolle der Traumatisierten hinein, dass man fürchten muss, die Berliner Schauspielerin werde nach der Rolle privat nie wieder eine Party besuchen.

Wenn die Mutter von drei Kindern in nächster Zeit überhaupt mal dazu Gelegenheit hat. Maria Simon, Absolventin der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin, schaffte 2003 gleich mit zwei Filmen auf der Berlinale („Lichter“, „Good Bye, Lenin!“) den Durchbruch. Besonders in Fernsehfilmen ist sie seitdem häufiger zu sehen. Die Simon ist neben Nina Hoss, Nina Kunzendorf oder Nadja Uhl aber eine jener deutschen Schauspielerinnen zwischen 30 und 40, denen man noch mehr zutraut, als gute deutsche TV- und Kinoproduktionen zu veredeln.

Zuletzt war Maria Simon im hochgelobten ZDF-Militär-Krimi „Kongo“ zu sehen, als Bundeswehr-Ermittlerin, eine Rolle, die ihr als Nachfolgerin von Imogen Kogge beim „Polizeiruf“ auch zugutekommen dürfte. Ihre erste Serienrolle. Noch in diesem Frühjahr wird die gebürtige Leipzigerin in Brandenburg erstmals ermitteln, selber auch Vergewaltiger jagen, an der Seite von Horst Krause.

„Es war einer von uns“, Arte, 20 Uhr 15

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