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Haus des Goldes: Auch Spanien hat sein Fort Knox, und genau auf die darin gelagerten Reserven haben es der „Professor“ (Álvaro Morte) und sein Team abgesehen.

© Netflix

Dritte Staffel von "Haus des Geldes": Dalí Ciao

Eigentlich war die Geschichte der Netflix-Serie "Haus des Geldes" zu Ende erzählt. Jetzt wird die Story vom perfekten Bankraub auf genauso erfrischende Weise fortgeschrieben

Wer möchte schon ewig im Paradies leben, selbst wenn sich dieses auf einer traumhaften Karibikinsel befindet? Rio hätte damit kein Problem, Tokio hingegen ist der Abgeschiedenheit nach zwei Jahren überdrüssig. Hinter den Tarnnamen Rio (Miguel Herrán) und Tokio (Úrsula Corberó) verstecken sich zwei Schwerverbrecher mit Robin-Hood- Image: Unter der Führung des „Professors“ (Álvaro Morte) haben sie und die anderen Mitglieder des bunt zusammengewürfelten Teams in den ersten beiden Staffeln der Netflix-Serie „Haus des Geldes“ die spanische Notenbank überfallen, zahlreiche Geiseln genommen und, während sie die Polizei zum Narren hielten, Abermillionen Euro gedruckt.

Die Story vom perfekten Verbrechen, begangen von einer Gruppe junger, sympathischer Ganoven mit einem Superhirn an der Spitze, wurde 2017 und 2018 zum Überraschungserfolg für den Streaminganbieter. „La Casa de Papel“ aus Spanien wurde zur international am meisten gesehenen nichtenglischsprachigen Serie von Netflix. Auch in Deutschland wurde die Serie unter dem Namen „Haus des Geldes“ vom Publikum und der Kritik gleichermaßen gefeiert. Dabei war das Genre angefangen von „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ bis zu den „Ocean’s“-Filmen keine Neuentdeckung.

Unerwartet erfolgreich

Apropos Überraschungserfolge. Da hat Netflix insgesamt ein gutes Händchen. Die Teenie-Horrorserie „Stranger Things“ hat das angestaubte Genre auf unerwartete Weise wiederbelebt. Die zurzeit laufende dritte Staffel läuft sogar noch erfolgreicher als die beiden ersten. Die Erwartungen übertroffen hatte zudem die Serie „The Crown“ über Königin Elisabeth II. Der emotionale Rückblick auf die ersten Jahre ihrer Regentschaft traf auch in Deutschland den Ton. Doch anders als bei „Stranger Things“ und „Haus des Geldes“ warten die Fans der royalen Fernsehunterhaltung bislang vergeblich auf die Bekanntgabe des Starttermins für die dritte Staffel. Ebenfalls noch nicht bekannt ist, wer die Rolle von Prinzessin Diana übernimmt.

Im „Haus des Geldes“ kamen zwar einige Komplizen ums Leben, die anderen jedoch entkamen mit so viel Geld, dass sie sich ein Leben lang keine finanziellen Sorgen mehr hätten machen müssen. Eigentlich war die Geschichte vom „Haus des Geldes“ am Ende der zweiten Staffel mit der erfolgreichen Flucht der Bankräuber an ihrem Ende angekommen. Wie also sollte man den Erfolg der Serie fortsetzen, woran sollte die Story anknüpfen? Serienerfinder Álex Pina greift dafür auf den zuverlässigen „Ocean’s“-Trick zurück. Man zwingt das Verbrecherteam einfach zu einem weiteren Raub. Und der beginnt damit, dass Tokio der Eintönigkeit des Nichtstuns am Karibikstrand entfliehen will. Und weil sie mit ihrem geliebten Rio über ein Satellitentelefon in Verbindung bleibt, ist es bis zu seiner Verhaftung nur ein kurzer Weg. Bloß dass der Bankräuber nicht vor Gericht gestellt, sondern von seinen Häschern gefoltert wird, um seine Komplizen zu verraten.

"Haus des Goldes" wäre der richtige Titel

Nur durch eine konzertierte Aktion seiner Komplizen kann er gerettet werden, befindet der flugs alarmierte Professor. Und weil eine Fortsetzung zugleich eine Steigerung sein muss, sind diesmal die spanischen Goldreserven das Ziel. Dass es einen solchen Plot bereits in „Stirb langsam: Jetzt erst recht“ gegeben hat, stört nicht. Zumal sich „Das Haus des Geldes“ auch sonst genauso genial wie unverfroren bei der Pop- wie Politkultur bedient. Besonders bemerkenswert ist die Stilisierung der Verbrechen zu Akten des Widerstands gegen das kapitalistische System. Selbst die Partisanenhymne „Bella Ciao“ aus dem Zweiten Weltkrieg musste dafür herhalten – und wurde durch die Serie zum Sommerhit.

Mit ihren Masken kopieren die Räuber gleich mehrere Vorbilder. Dabei waren die Guy-Fawkes-Masken, hinter denen sich bereits Anonymous-Mitglieder und Globalisierungsgegner tarnten, bereits im Film „Vendetta“ zu sehen. In der Netflix-Serie wurde aus Guy Fawkes nun Salvador Dalí, dessen markanter Bart zum Symbol des Protests wird. „Wir trotzen dem System, denn wir sind der Widerstand“ – mit diesen Worten überzeugt der Professor die Komplizen davon, dass nur ein neuer Raubzug Rio aus den Fängen der Folterer befreien kann.

Die dritte Staffel von „Haus des Geldes“ vertrödelt jedenfalls nicht viel Zeit mit der Frage, wie sinnvoll es ist, zur Rettung eines Teammitgliedes das Leben der anderen bei einem noch riskanteren Unternehmen aufs Spiel zu setzen. Dennoch: Wem die ersten beiden Staffeln gefallen haben, der wird die Fortsetzung lieben. Auch wenn der Titel nun eigentlich „Haus des Goldes“ heißen müsste.

„Haus des Geldes“, Netflix, acht Folgen, ab Freitag

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