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BBC-Chef Hall.

© AFP

Druck: In London wächst die Kritik an der BBC

Vor allem von der konservativen Presse wird die Rechtsgrundlage des Senders, die Rundfunkgebühren, diskutiert. Es gebe "eine BBC-Kultur von Geheimniskrämerei, Verschwendung und Vorurteilen“.

In Großbritannien wird seit 30 Jahren fast dauerhaft über die Rundfunkgebühren und ihren alleinigen Empfänger, die BBC, diskutiert – schon weil die „Royal Charter“, die Rechtsgrundlage der BBC, alle zehn Jahre neu beschlossen und besiegelt werden muss. Die derzeitige „Charta“ läuft am 31.12. 2016 aus. Nie hatte ein BBC-Generaldirektor bei der Verlängerung einen so schweren Job wie der derzeitig BBC-Chef Lord (Tony) Hall.

Die stolze BBC steht in der Kritik wie nie. Die jüngste Drohung kam vom Parteisekretär der Konservativen, Grant Shapps. Im „Daily Telegraph“, einer Zeitung der Rechten, warnte er, die BBC könne bei der nächsten Runde ihren Monopolanspruch auf den Gebührentopf verlieren – 3,6 Milliarden Pfund im Jahr, 145, 50 Pfund, umgerechnet 170 Euro pro Haushalt – und attackierte eine „BBC-Kultur von Geheimniskrämerei, Verschwendung und Vorurteilen“. Der „Guardian“, das Blatt der Linken, sprach vom „Mobbing“ der BBC durch die Politik.

Die BBC hat zwei Jahre voller Skandal- und Managementkrisen hinter sich. Der Skandal um pädophile Altmoderatoren wie Jimmy Savile und Stuart Hall und die Vertuschung ihrer Missetaten war der Auslöser. Er warf ein Schlaglicht auf das BBC-Management und eine Kultur der Selbstüberschätzung, mangelnden Transparenz und generösen Selbstbelohnung. Director General George Entwistle musste wegen seiner mangelnden Durchsetzungsfähigkeit in der Savile-Affäre zurücktreten – und wurde fürstlich abgefunden. Lord Hall, der neue Boss, und Lord Patten, Chef des BBC-Aufsichtsgremiums BBC-Trust, mussten zugeben, dass 150 Top-Manager mit Abfindungen von zusammen 25 Millionen Pfund in den vorzeitigen Ruhestand entlassen worden waren. Der frühere BBC-Vize Mark Byford, der 2010 ein „goldenes good bye“ von fast einer Million Pfund bekam, wurde zum Aushängeschild der verschwenderischen Management-Clique.

Bei den Anhörungen schoben sich die BBC-Chefs gegenseitig die Verantwortung zu. Das bestärkte auch die Zweifel am BBC-Trust selbst. Seit der Savile-Affäre steht seine widersprüchliche Mehrfachrolle als oberstes Anweisungsgremium, Kontrolleur und gesellschaftlicher Verteidiger der BBC in der Debatte. Einen Rückzieher musste der Trust diesen Monat machen, als er dem nationalen Rechnungshof National Audit Office verstärkten Einblick in die BBC-Bücher versprach. Als der ehemalige Tory- Politiker Norman Lamont forderte, die NAO müsse prüfen, ob die BBC ihr Geld aus den Rundfunkgebühren klug verwendet oder verschwendet, fügte er hinzu: „Die meisten kennen die Antwort“.

Das alles bestärkt konservative Politiker und die Murdoch-Presse, die seit langem gegen die BBC schießen. Murdoch, weil er in der BBC einen vom Gebührenmonopol staatlich subventionierten Konkurrenten sieht. Die Konservativen, weil sie glauben, unter tief eingegrabenen Vorurteilen der BBC zu leiden. Im Sommer wies der konservative Think Tank „Policy Exchange“ den „Linksdrall“ der BBC in einer umfassenden Dokumentation nach und folgerte: „Die BBC bevorzugt sowohl in ihrer Themenauswahl als auch in der Präsentation der Themen Positionen links der Mitte“. Sogar der BBC-Trust räumt nach einer eigenen Analyse ein, die BBC habe bei Schlüsselthemen wie Immigration, Europa und der Euro-Währung „zu langsam die verbreiteten Bedenken der Öffentlichkeit gespiegelt“ und die frühere Chefin von BBC News, Helen Bowden, sprach von einem „tiefsitzenden liberalen Vorurteil der BBC bei Einwanderungsthemen“.Matthias Thibaut

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