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Medien: Ein Blatt mit Vergangenheit

Der lange Weg des „Playboy“ von Amerika zum Burda-Verlag

Der Mythos Hugh Hefner

Hugh Hefner ist Mister Playboy. Die erste Ausgabe im Dezember 1953 zierte Marilyn Monroe – jene Frau, an deren Seite Hefner sich sein Grab hat reservieren lassen. Der calvinistisch erzogene Hefner schockierte mit seinem Magazin die puritanisch-prüde Gesellschaft Amerikas. Intellektuelle konnten hingegen zeigen, wie freizügig sie sind, wenn sie dem „Playboy“ Interviews gaben oder selbst zur Feder griffen. Später nahm das Magazin auch politisch Stellung: zur Bürgerrechtsbewegung und zum Vietnam-Krieg. In den 70ern mutierte der „Playboy“ zum Symbol des satten Vorstadtspießers. Als in den 80ern Aids aufkam und Ronald Reagan den Verkauf des „Playboy“ in Supermärkten verbot, geriet das Blatt in die Krise. Hugh Hefner pflegt sein Image unverdrossen. Mit seiner Mansion-Villa steht er für Geld, Sex und Partys. Geliftet und von wechselnden Blondinen umgeben, freute sich der am liebsten Pyjama tragende Diet-Pepsi-Trinker vor drei Jahren, an seinem 72. Geburtstag, über ein Geschenk ganz besonders: Es war ein Rezept für Viagra.

Der deutsche Playboy

Heinz van Nouhuys, Erfinder von „Klimbim“, war es, der den „Playboy“ für den Bauer-Verlag nach Deutschland holte. Erstmals erschien das fünf Mark teure Herrenmagazin am 24. Juli 1972. „Deutschlands größte literarische Zeitschrift, Deutschlands größte Humor-Zeitschrift, Deutschlands größtes Bilderbuch“ wollte der „Playboy“ sein. Henry Miller, Jean-Paul Sartre schrieben darin ebenso wie Wolf Wondratschek und Günter Grass. Natürlich fehlten auch die Autos und die ausklappbaren Playmates nicht. Den größten Erfolg feierte der „Playboy“ in den hedonistischen 80ern. Als die Redaktion von der Maxvorstadt in München in die Trabantenstadt Neuperlach umzog, endete die Partystimmung, die stets in der Redaktion geherrscht hatte. Als richtig schick galten nun die Magazine „Wiener“ und „Tempo“. Für Lederhosen-Sex sorgte das Privatfernsehen.

Das 25-jährige Jubiläum feierte der deutsche „Playboy“ im „Bayerischen Hof“ in München – dort, wo einst der Lizenzvertrag unterschrieben worden war. Stargast zwischen 19 Playmates, allesamt mit Puschel am Po, Öhrchen am Kopf und Fliege um den Hals, war Jürgen Drews. Prominente Frauen auszuziehen, das machte später Chefredakteur Peter Lewandowski zum Prinzip. Sein größter Coup: Kati Witt. Über 400 000 Hefte verkaufte diese Ausgabe im Dezember 1998. Und dann zitierte sogar die „FAZ“ aus dem „Playboy-Interview“ mit Wolfgang Schäuble.

Die häufigsten Ausreden

…von Männern: „Ich lese den ,Playboy’ wegen der Reportagen und Interviews.“

…von Frauen, die sich für den „Playboy“ ausgezogen haben: „Also, ich finde die Fotos ästhetisch.“

Der neue „Playboy“

Burda will die Reihe belangloser Titelmädchen beenden. Schon vor zwei Jahren, als Playboy Enterprises, mittlerweile von Hugh Hefners Tochter Christie geführt, Burda mit dem deutschen Online-Auftritt beauftragte, wurde gemunkelt, Bauer könnte die „Playboy“-Lizenz verlieren. Zum 31. Dezember 2002 ging die Lizenz von Bauer zu Burda über. Neuer Chefredakteur ist Stefan Schmortte. Der 41-jährige Wirtschaftsjournalist war zuletzt bei „Focus Money“. Die „Playboy“-Redaktion sitzt jetzt in der Münchner Prinzregentenstraße, das Blatt soll wieder mondän werden. Schmorttes Prinzip: „Unbekanntes über Bekannte erzählen, Unbekanntes von Bekannten zeigen“.

Hubert Burdas Traum

Wieder einmal ist es Helmut Markwort, der Hubert Burda späte Genugtuung verschafft. Als Helmut Markwort nach Differenzen mit dem übermächtigen Senator Franz Burda die „Bild + Funk“-Chefredaktion abgeben musste, versprach ihm der junge Hubert Burda, man werde einmal etwas Gemeinsames machen. Aus diesem Versprechen heraus entstand vor zehn Jahren der „Focus“, der aus Hubert Burda, dem Sohn des Senators, eine mutige, visionäre Verlegerpersönlichkeit machte. Seine erste große Niederlage hatte Hubert Burda erleben müssen, als er mit dem Männermagazin „M“ floppte. Für seinen Vater war das Blatt Schmuddelkram. Am 1. Mai 2002 wird Hubert Burda unweigerlich an sein altes „M“ gedacht haben. Sein Erster Journalist, so lautet der verlagsinterne Titel von Helmut Markwort, hatte mit Playboy Enterprises den Deal eingefädelt: Burda erhielt die Lizenz für die deutsche Ausgabe des „Playboy“.

Der Streit

Bis vor Gericht ging Playboy Enterprises, um vom Bauer-Verlag die Liste der deutschen Abonnenten zu bekommen. Vergeblich. Burda erhielt die Liste erst am Montag. Der neue „Playboy“ soll mindestens 200 000 Hefte verkaufen. Zuletzt waren es 160 000. Bauer kündigte den Abonnenten frühzeitig, ließ die Auflage sinken und will angeblich ein eigenes Männermagazin herausbringen. Arbeitstitel: „Matador“.

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