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Medien: Eine Fusion, die keine sein will

Die Fusion kommt. Sender Freies Berlin (SFB) und Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg (ORB) werden im nächsten Jahr vereinigt sein.

Die Fusion kommt. Sender Freies Berlin (SFB) und Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg (ORB) werden im nächsten Jahr vereinigt sein. Mehr als 1700 Mitarbeiter können pro Jahr 400 Millionen Euro ausgeben. Die Einnahmen sind so sicher wie die Arbeitsplätze.

Wer die wirtschaftlichen, die finanziellen Probleme in der Region auch nur ein bisschen kennt, der weiß, dass hier, in Berlin-Charlottenburg und in Potsdam-Babelsberg, zwei öffentlich-rechtliche Paradiese existieren. Jetzt soll ein Paradies draus werden

und als Paradies erhalten bleiben.

Was dessen Bewohner aktuell so umtreibt? Zum Beispiel, welcher Tarifvertag nun künftig gelten soll: der besser dotierte des SFB (was alle wollen) oder der finanziell weniger attraktive des ORB (was keiner will)? Auch auf der Ebene der Senderspitzen und

der Medienpolitiker in Senats- und Staatskanzleien, die den alles begründenden Staatsvertrag formulieren, gibt es große Sorgen: Der SFB wird für 55 Prozent der Gebühreneinnahmen im fusionierten Sender stehen, der ORB für 45 Prozent. Es wird eine Art

Weltformel gesucht, die verhindern soll, dass die Berliner Gebühren-Millionen nicht in Brandenburg ausgegeben werden - umgekehrt die Märker nicht für die Hauptstadt bluten. Was als Fusion verhandelt wird, ist der Status quo in neuem Anstaltsgewand.

Je näher der Zusammenschluss rückt, desto schemenhafter werden die Ziele der Operation, ihr Mehrwert, ihr Nährwert. Das berühmte "Macht das Sinn?" bleibt ohne überzeugende Antwort. Der Auftrag der neuen ARD-Anstalt, abseits der Uns-gehts-gut-Mentalität

in den Mitarbeiter-Fluren, ist im Unterholz des Tarifvertrags, des sender- und länderübergreifenden Misstrauens aus der Sicht geraten.

Was soll SFB/ORB senden? Beim Hörfunk liegt dank der dichtgeknüpften Kooperation des Tableau fest: Angeführt vom exzellenten Inforadio und unterfüttert von den Landeswellen (88 acht/Antenne Brandenburg) müssen zuallererst die beiden Kulturprogramme

geklammert werden, damit aus der finanziellen Not von Radio Kultur und des pekuniären Elends von Radio 3 ein Ganzes wird. Kultur, vor allem, muss von einer starken Welle getragen werden. Das Fernsehen: SFB1 und das ORB-Programm sind erfolgreich - als

Angebote des Regionalen. Nur besser als das private TV.Berlin zu sein, reicht nicht. Es heißt, Kultur und Wissenschaft seien besondere Vorzüge dieser Region. Dem werden Nahaufnahmen umstürzender Schornsteine in Perleberg so wenig gerecht wie die

permanente "Abendschauisierung" von Berlin. Der Geist ist im Fernsehen von SFB und ORB unbehaust. Da gewinnen Gedanken, meinetwegen in einer Talkshow, keine Flughöhe. Anspruchsvolles, überraschendes, originelles Fernsehen lässt sich mit Tarifverträgen

nicht einfangen.

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