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Medien: "Eklatanter Vertragsbruch"

Auch im benachbarten Schweizer Medienmarkt geht es zurzeit turbulent zu. Für eine Überraschung sorgte am Freitag die Basler Mediengruppe: Frühmorgens um sechs Uhr erhielt der Ringier-Verlag die Nachricht, dass der geplante Kauf der Jean Frey AG geplatzt ist.

Auch im benachbarten Schweizer Medienmarkt geht es zurzeit turbulent zu. Für eine Überraschung sorgte am Freitag die Basler Mediengruppe: Frühmorgens um sechs Uhr erhielt der Ringier-Verlag die Nachricht, dass der geplante Kauf der Jean Frey AG geplatzt ist. Die "Weltwoche", die Programmzeitschrift "TR7", das Wirtschaftsblatt "Bilanz" und der "Beobachter" werden also doch nicht unter das Dach des Ringier-Verlages ziehen. Der wollte mit dem Kauf seinen Umsatz um sieben Prozent erhöhen und entstehende Synergien mit den eigenen Zeitschriften "Tele" und "Cash" nutzen. Daraus wird nun nichts:Die Swissfirst Bank hat mit Wirkung zum 8.Februar2002 von der bisherigen Eignerin, der Basler Mediengruppe, die Jean Frey AG gekauft. Swissfirst will die Jean Frey AG bei einer Gruppe von privaten und institutionellen Schweizer Investoren platzieren. Außerdem sollen alle Mitarbeiter der Jean Frey AG die Möglichkeit haben, sich an ihrem eigenen Unternehmen zu beteiligen.

Ein Blick zurück:Am 27.Dezember des vergangenen Jahres hatte Ringier bekannt gegeben, mit der Basler Mediengruppe einen Vorvertrag über den Kauf der Jean Frey AG geschlossen zu haben. Bis zum endgültigen Vertrag sei noch eine Unternehmensbewertung notwendig sowie die Zustimmung der Wettbewerbskommission ö schließlich ist der Ringier-Programmtitel "Tele" Marktführer. Zusammen mit "TR7" hätte Ringier 80Prozent des Marktes beherrscht, sagt Ringier-Sprecher Fridolin Luchsinger. Man rechnete daher mit behördlichen Auflagen. Doch nach Angaben der Basler Mediengruppe soll es Ringier versäumt haben, die Behörde einzuschalten. " Es gab einen Schwebezustand", der den Titeln "zu schaden drohte", sagte Verwaltungsratspräsident Matthias Hagemann. Ringier wiederum vermutete, es habe an "gravierenden Problemen" gelegen, die die Unternehmensprüfung ergeben habe: Beobachter des Schweizer Marktes glauben, es handle sich um die Jean-Frey-Pensionskasse. Dort sei ein Betrugsfall entdeckt worden. Bei Ringier heißt es, nach dem Abschluss der Prüfungen vor wenigen Tagen wollte man am kommenden Montag über sämtliche Unklarheiten verhandeln, man hätte für alle Probleme schon Lösungen gefunden. Die Basler Mediengruppe dagegen behauptet schon jetzt, "über den Inhalt des Hauptvertrags" sei "keine Ü bereinstimmung" erzielt worden. Ringier fühlt sich nun düpiert. Der Verlag sieht in dem "panikartigen" Verkauf einen Fall "eklatanter Vertragsverletzung". Schließlich habe die Basler Mediengruppe Ringier bis 8. Februar 2002, also bis gestern, "die Exklusivität bei den Kaufverhandlungen zugesichert und sich verpflichtet, bis zu diesem Zeitpunkt keine Gespräche mit anderen Interessenten zu führen". Zwar behält sich Ringier rechtliche Schritte vor, verspricht sich davon aber keinen Erfolg. Die Basler Mediengruppe habe sich "als ernst zu nehmender Verhandlungspartner disqualifiziert".

Die JeanFreyAG soll nun selbstständig und medienpolitisch unabhä ngig werden. Den Titeln sei eine "langfristig gesicherte Zukunft" garantiert, das gelte auch für die traditionelle "Weltwoche", die laut Ringier jährlich zwölf Millionen Franken Verlust mache. Der ursprünglich für den 31.Januar dieses Jahres angekündigte Relaunch der "Weltwoche" war zuletzt wegen des geplanten Verkaufs an Ringier verschoben worden. Nachdem das Blatt nun Swissfirst gehört, heißt es, die neuen Besitzer würden den Relaunch zu einem Hochglanzmagazin "mit höchster Priorität" behandeln. Bleibt die Frage, wer sich hinter den "namhaften Schweizer Investoren" verbirgt. Am Freitag wurde der Name des Politikers Christoph Blocher (SVP) gehandelt. Er habe gute Kontakte zum neuen Jean- Frey-Geschäftsführer Filipo Leutenegger (Ex-Chef des Schweizer Fernsehens DRS). Insider befürchten nun einen Rechtsruck der "Weltwoche". Ulrike Simon

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