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Gut so: Der "Tatort" am Sonntag bietet ein Hybrid aus Ermittlerkrimi und Horrorfilm.

© dpa

Ende der Experimente beim "Tatort": Zu viel Fantasie?

Künftig soll es nur noch zwei "experimentelle Tatorte" pro Jahr geben. Wie kurios, fantasielos und unfiktional ist das denn? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Joachim Huber

Ein „Tatort“ ist eine Erwartung. Die Erwartung der meisten Zuschauer, dass die „Wer war’s“-Frage in klassischer Ermittlermanier gelöst wird. Zunehmend mehr Redaktionen in den neun ARD-Sendern konterkarieren das, sie wagen was. „Fürchte dich“, der „Tatort“ vom Sonntag, kommt als Hybrid aus Fahnderkrimi und Horrorfilm daher. Die Experimentierfreude hat den Krimi aufregend gemacht. Die Mehrheit im Publikum jedoch murrt, ihre Fantasie ist anders gelagert als die Phantasmen der Redakteure. Die geforderte und – quotentechnisch – gefeierte Richtschnur für die Traditionalisten heißt: Realismus.

In dieser verrückten Welt soll wenigstens der Mörder ein nachvollziehbares Motiv haben. Die ARD-Spitzen reagieren, sie wollen die Zahl der „experimentellen Krimis“ auf zwei pro Jahr begrenzen. Wo fängt der „experimentelle Tatort“ an? Mancher im Norden hält schon die Dialekte des Südens für Alien-Sprech. Die Einhegung des Experiments kann sehr komisch werden. Links oben die Dauereinblendung „E“ wie Experiment, vor Ausstrahlung der Hinweis: „Dieser Film ist für normale Zuschauer nicht geeignet.“ Ernsthaft: Wer dem „Tatort“ die Fantasie der Fiktion austreiben will, der betreibt den Tod des „Tatorts“ noch vor dessen 50. Geburtstag.

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