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Medien: Entscheidung im Frühling

Der Berliner Verlag will sparen – weiß aber nicht, wie

Eine dreiviertel Stunde lang präsentierte Chefredakteur Uwe Vorkötter am Mittwoch den neuen Verlagseigentümern seine Vorstellungen zur Zukunft der „Berliner Zeitung“: Welche Alternativen zum jetzigen Konzept gäbe es? Welche Folgen hätte das? Auch die Eigentümer hatten Fragen: Wäre ein kleineres Format denkbar? Eine Sonntagsausgabe? Der Verzicht auf die Fernausgabe? Ein früherer Redaktionsschluss?

Seit Herbst gehören „Berliner Zeitung“, „Berliner Kurier“, „Tip“, „Abendblatt“ und eine Druckerei zur BV Deutsche Zeitungsholding, an der David Montgomerys Mecom, Veronis Suhler Stevenson (VSS) , Gerd Schulte-Hillen, weitere Investoren und Führungskräfte des Berliner Verlags beteiligt sind. Auch die Hamburger „Mopo“ gehört in Kürze zur Holding.

Am Dienstagabend war Montgomery angereist, am Mittwoch fand die Aufsichtsratssitzung statt. Im alten Büro von Bernd Kundrun, dem Vorstandschef von Alteigentümer Gruner + Jahr, ließ sich der Nordire berichten, welchen Fortschritt die Bemühungen machen, um die vorgegebenen Gewinnziele der Finanzinvestoren zu erreichen. Eine Hand voll Arbeitsgruppen lotet seit Dezember Einsparpotenziale aus. Es ist, als wolle man „Locken auf einer Glatze“ drehen, sagt einer der Beteiligten. So klaffe für 2007 mit Blick auf den aktuellen Gewinn in Höhe von 14,5 Millionen Euro eine Lücke von rund sieben Millionen. Die Kleckerbeträge, die die Arbeitsgruppen ausfindig gemacht haben, ergeben wohl längst nicht diese Summe.

Noch werden bei der „Berliner Zeitung“ Redakteursstellen nachbesetzt, es gibt keinen Einstellungsstopp; die Investoren verhalten sich äußerst zurückhaltend. Mitte Februar sollen die Arbeitsgruppen Bilanz ziehen, im März werden Beschlüsse gefällt. Wie das Gesamtpaket aus Einsparungen und Investitionen aussieht und welche Folgen das für den Personalbestand und die Zeitungen haben wird, weiß niemand. Vorkötter gab zu erkennen, dass er den eingeschlagenen Weg weitergehen wolle.

Am Abend trafen sich die Mitarbeiter bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Gemeinsam mit dem (im Mai neu zur Wahl stehenden) Konzernbetriebsrat wurde beschlossen, einen „Aktionsausschuss“ zu gründen, der im Notfall zum Streik aufrufen könnte.

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