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Medien: „Erstaunlich, wer alles mitmachen will“ John de Mol meldet sich zurück und stellt vor der Kamera Job-Sucher ein – oder schmeißt sie raus

Herr de Mol, lange nichts von Ihnen gehört. Sie sind nicht mehr Chef bei Endemol?

Herr de Mol, lange nichts von Ihnen gehört. Sie sind nicht mehr Chef bei Endemol?

Nein, seit 1. Mai diesen Jahres bin ich da weg und jetzt freier Unternehmer, mit meiner Firma „Talpa“. Das ist das lateinische Wort für „Maulwurf“. Wir sind in Vorbereitung für neue Sachen, zum Beispiel eine holländische TVSerie für 2005, eine Familien-Show.

Wird das auch was für Deutschland?

Mal sehen. Der holländische Markt ist weiter ein guter Test-Markt. Was dort funktioniert, geht auch in Deutschland.

Hatten Sie sich in Frieden von Endemol getrennt, oder sind Sie auch - fired?

Das ist eine lange Geschichte. Sagen wir so: Ich habe schon noch gute Freunde dort, bin jetzt aber bei mir selbst.

Aber die Casting-Show „Hire or Fire“, die am Montag startet…

… ist ein Endemol-Projekt, ja.

Der beste Job der Welt – wie kriegt man den?

Bei „Hire or Fire“ wird der Chef, also ich, aus zehn Kandidaten, die in einem Kölner Loft wohnen, über acht Wochen einen Kreativdirektor auswählen, der einen Jahresvertrag mit bis zu 300 000 Euro Gehalt samt Dienstwagen erhält und sich dann Shows ausdenken soll. Jede Woche wird ein Kandidat gefeuert.

Klingt ja nicht gerade nett. Würden Sie da als Arbeitsloser auch selber mitmachen?

Prinzipiell ja, aber nicht vor Kameras. Ich bin ein scheuer Mensch, stehe lieber im Schatten als im Scheinwerferlicht. Außerdem dürfen Sie nicht vergessen, ich habe zwei kompetente Berater an meiner Seite, Alain Midzic und Caroline Beil. Und die hat - Sozialpsychologie studiert.

Trotzdem: Die Schraube in diesen Shows wird immer fester gezogen. Sie als Erfinder von Reality-TV wie „Big Brother“ haben gesagt, sogar für Russisch Roulette vor Kameras würden sich Leute finden.

Ich glaube das immer noch. Diese Show würde ich aber nicht machen. Und es gibt gott sei dank eine natürliche Form von Schutz. So was kann nicht passieren, nicht in einem demokratischen Land.

Aber der Boom der Reality-Shows scheint noch nicht zuende. Es gibt nur wenige Ausnahmen. Neulich meinten Sie, „Wer wird Millionär?“ werde nicht mehr lange gut gehen.

Wenn „Wer wird Millionär?“ weiter drei Mal die Woche ausgestrahlt wird, ja. Das ist eine Frage der Quantität. Es wird immer schwerer, etwas Neues im Show-Bereich zu finden, wie „Hire or Fire“ …

…wo das Original aus den USA kommt, die Donald-Trump-Show „The Apprentice“. Und bei RTL stellt bald „Big Boss“ Reiner Calmund arbeitslose Kandidaten ein…

…wir haben das US-Format schon variiert. Ich hatte „Idols“ gesehen, auch eine Art Casting-Show. Dabei kam mir die Idee: Warum das Ganze nicht für mein eigenes Geschäft, für kreative Jobsucher?

Wieviele Menschen haben sich beworben?

5500. Wir haben jetzt eine starke Truppe ausgewählt, fünf Frauen, fünf Männer zwischen Anfang 20 und Ende 30. Es ist schon erstaunlich, wie viele Menschen bei Reality-Formaten mitmachen wollen.

Einige Formate schwächeln. „Big Brother“ auf RTL 2, „Verschollen“ auf RTL, „Kämpf um deine Frau!“, das Männer-Camp bei Sat 1…Haben Sie keine Sorge, dass Ihre Show nicht läuft?

Nein…

…Sie treten Montag gegen Günther Jauch an. Von Ihnen stammt der Satz: Für eine hohe Einschaltquote würde ich alles tun.

Ich sehe mich nicht als Quotenopfer. Mein Auftritt vor der Kamera wird bestimmt einmalig bleiben.

Das steht jetzt schon fest, vor dem Start?

Das habe ich Haim Saban zugesagt.

Vielleicht haben Sie ja was Besseres vor. Um Viva gibt es Zerschlagungsgerüchte. Da ist die lukrative Tochter Brainpool, die „TV Total“ produziert. Für Viva soll sich auch Haim Saban interessieren.

Eine komplizierte Geschichte. Aber es stimmt: In den kommenden Wochen werden wir wahrscheinlich mit Viacom und Brainpool überlegen, welche Möglichkeit besteht.

Das Gespräch führte Markus Ehrenberg

„Hire or fire – Der beste Job der Welt“, Montag, Pro Sieben, 20 Uhr 15

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