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Teamarbeit: Michael Gwisdek spielt einen gealterten Leichenbeschauer im brandenburgischen Mittenwalde. Auf einige Verbrechen muss ihn allerdings erst seine Tochter Emma (Antje Traue), eine studierte Forensikerin, aufmerksam machen.

© ZDF/Carolin Ubl

Erste Krimiserie von ZDFneo: "Dead End" in der Brandenburger Provinz

Skurrile Fälle, verschrobene Figuren und dazu die Brandenburger Provinz: Warum sich bei der ZDFneo-Serie „Dead End“ das Einschalten lohnt.

In Mittenwalde ist man stolz darauf, nun ebenfalls zum erlesenen Kreis derjenigen Orte zu zählen, die im Mittelpunkt einer TV-Krimiserie stehen. „Über Wochen waren Kamerateams, Schauspieler und Statisten rund um den Pulverturm zu sehen. Jetzt startet auf ZDFneo die neue Krimiserie mit dem bekannten Schauspieler Michael Gwisdek“, verkündet die Webseite der Brandenburger Kleinstadt.

Nicht nur der Ort mit seinen rund 9000 Einwohnern im Landkreis Dahme-Spreewald spielt in der sechsteiligen Mini-Serie eine wichtige Rolle. Regisseur Christopher Schier (der zusammen mit Magdalena Grazewicz und Thomas Gehorld auch am Drehbuch arbeitete) klapperte mit dem Ensemble diverse Orte in Brandenburg ab. Für ZDFneo ist „Dead End“ dabei die erste selbst produzierte Krimi-Serie. Beim RBB hat gerade Maria Simon den "Polizeiruf" aus Brandenburg verlassen.

Als Werbefilm für die Tourismus-Branche taugen die Episoden allerdings nur dann, wenn man Menschen mit einem Faible für Tristesse und Plätze ansprechen will, an denen selbst tagsüber nur Hunde und Katzen über das bucklige Kopfsteinpflaster streunen. Als Krimi-Serie aus der Provinz hat „Dead End“ hingegen durchaus ihren Reiz. Und das liegt nicht allein am fantastischen Michael Gwisdek, der den gealterten Leichenbeschauer Peter Kugler spielt, der zu lange allein in dem riesigen, schmucklosen Haus lebt, in dem sich die Pathologie gleich hinten im Gebäude befindet. Zu seinem 75. Geburtstag bekommt er Besuch von seiner Tochter Emma (Antje Traue), die als Forensikerin in den USA arbeitet. Im Verlauf der Serie wird sich allerdings herausstellen, dass ihre Stippvisite in Brandenburg möglicherweise noch andere Gründe als das Jubiläum des Vaters hat. Emmas Freund, der FBI-Agent Kevin (Nikolai Kinski), reist ihr sogar hinterher, doch sie will nichts von ihm und seinen Vorwürfen wissen.

Eine Erinnerung an Asperger

Die Figur der Emma erinnert ein wenig an Saga Norén aus der skandinavischen TV-Serie „Die Brücke“. So wie die schwedische Polizistin mit ihrem Asperger-Syndrom ist auch die in den USA ausgebildete Forensikerin blitzgescheit und in ihrem Beruf hoch effektiv, in ihrem Umgang mit Menschen hingegen weisen beide große Defizite auf. Und noch etwas haben beide gemeinsam. Sie können nichts auf sich beruhen lassen. Und so ist es unvermeidlich, dass sich Emma zunehmend in die Arbeit des Vaters einmischt. Dessen Einwürfe – „Ich weiß nicht, seit wann das hier ein Co-Working-Space ist“ – kommentiert sie wenig feinfühlig mit „Einer muss ja deine Fehler korrigieren“.

Emma bringt das kleinstädtische Leben mächtig durcheinander. Bürgermeister Lars Herbst (Fabian Busch) wünscht sich nichts mehr als eine schnelle Rückreise Emmas nach Amerika. Mit jedem Verbrechen, das seit ihrer Ankunft stattfindet, sinken seine Chancen, Investoren für sein Großvorhaben einer luxuriösen Seniorenresidenz an der Stelle des derzeitigen Plattenbau-Altenheims zu gewinnen. Auch Michael Schubert (Lars Rudolph), der örtliche Polizist, kann Emmas Einmischungen wenig abgewinnen, lässt sie doch die Polizei meist recht schlecht aussehen. Nur Schuberts junge Kollegin Betti Steiner (Victoria Schulz) versteht sich nicht nur auf beruflicher Ebene bestens mit der Tochter des Leichenbeschauers.

Immer wieder unentdeckte Kapitalverbrechen

Eine Prämisse für die Serie ist der Umstand, dass immer wieder Kapitalverbrechen nicht erkannt werden, weil bei der Leichenschau geschlampt wird. Das mag an Unfähigkeit oder Bequemlichkeit des untersuchenden Arztes liegen, kann aber wie bei Peter Kugler auch andere, in diesem Fall altersbedingte Gründe haben. Immerhin hat er im ersten Fall „Mit den Cowboys kam das Verbrechen“ einige Knochen des vor anderthalb Jahren verbrannten Landstreichers aufbewahrt – wenn auch im Kühlschrank, wie Tochter Emma etwas irritiert feststellt.

Doch was hat das mit dem beinahe tödlichen Unfall einer Fitness-Club-Betreiberin auf einem Laufband zu tun, den die Polizei zuerst ignorierte, bevor Emma sie auf eine Manipulation an dem Sportgerät aufmerksam machte? Das bleibt zunächst genauso verborgen wie die Frage, was mit dem Titel „Dead End“ eigentlich gemeint ist? Um welche Sackgasse handelt es sich in der ZDFneo-Serie? Dazu gibt es durchaus mehrere Antworten, wie sich zeigen wird. Der Kontrast zwischen dem spröden Charme der Brandenburger Landschaft und den skurrilen Fällen sowie die Wechselwirkung zwischen den verschrobenen Figuren lohnt jedenfalls das Interesse.

„Dead End“, ZDFneo, sechs Folgen, dienstags ab 21 Uhr 45. In der ZDF-Mediathek stehen alle Episoden ab Dienstag um 10 Uhr zum Abruf bereit.

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